Spielautomatenbetrug heißt das heutige Thema unserer Artikelreihe über die großen Betrugsmaschen. Spielautomaten sind in der deutschsprachigen Kneipenlandschaft omnipräsent, nicht nur in Spielhallen locken die Geräte mit ihren penetranten Geräuschen und den bunten Lichtern. Immer wieder wurden diese Automaten auch zum Zielobjekt für Betrüger, schätzungsweise soll der Schaden in Deutschland jährlich über 10 Millionen Euro betragen. Hier einige berühmte Fälle und Methoden:
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Tommy Carmichael und die berüchtigte Affenklaue
Einer der bekanntesten Fälle passierte in den USA der 90er Jahre. Tommy Glen Carmichael baute sich eine Vorrichtung – Monkey Praw, zu Deutsch Affenklaue – mit welcher er durch den Auszahlungsschacht in den Automaten eindringen konnte. Dort triggerte das Gerät den Schalter des Auszahlungsmechanismus und Nikrasch musste nur noch die Münzen einsammeln.
Nachdem die Hersteller daraufhin die Geräte umgebaut hatten, schaffte es Carmichael, auch die verbesserten Automaten mit einer Art Lasche auszutricksen. Damit störte er den Stromkreis der Automaten, es liefen künstlich Geldbeträge auf, die er sich dann auszahlen ließ. Carmichael konnte auch mit Hilfe von starken Lichtblitzen den Auszahlungsmechanismus auslösen. Das FBI konnte ihn aber schließlich schnappen.
Dennis Nikrasch, König der Spielautomatenbetrüger
Nikrasch trieb in Nevada und Atlantic City sein Unwesen. Er öffnete die Automaten und änderte mit Hilfe eines Rechners den Zufallsgenerator, wodurch sich die Jackpots manipulieren ließen. Seine Komplizen mussten Wache schieben und aufpassen, dass niemand Nikrasch bei seinem Tun beobachtete.
Auch hier konnte das FBI den Betrug stoppen, 1998 wurde er zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt. Beim Versuch, den millionenschweren “Megabucks-Jackpot” zu knacken, schlugen die Verfolgungsbehörden zu. Von 1976 bis 1998 sollen Nikrasch und seine Komplizen mindestens 16 Millionen Dollar erbeutet haben.
Geldeinwurf simulieren und abkassieren
Norddeutschland wurde im Jahr 2009 von einer Bande heimgesucht, die sich einen besonderen Trick hat einfallen lassen. Mit Hilfe eines in den Automaten eingeführten Drahtes wurde ein bestimmter elektronischer Kontakt gesucht, der mit Hilfe eines Steuergerätes bedient werden konnte. Dann warfen die Täter z. B. 5 Euro in den Automaten, mit Hilfe der Elektronik wurden daraus 50 Euro oder mehr, die sich die Täter sofort auszahlen ließen.
Einer ähnlichen Masche bediente sich auch eine Bande aus Süddeutschland, die Spielautomaten in staatlichen Spielbanken manipuliert und insgesamt 700.000 Euro erbeutet haben soll. Sie sollen Automaten dazu gebracht haben, dass sie den Einwurf tausender 50-Cent Münzen speicherten, obwohl kein Geld eingeworfen wurde.
Ein Mann aus den USA hat eine Methode erfunden, mit der er sich in das System des Automaten hacken konnte und bewirkte, dass Gewinne über eine bestimmte Tastenkombination verdoppelt werden konnten. Anscheinend war das Ganze sehr lukrativ, er und seine Komplizen haben angeblich über 1,4 Millionen Dollar gecasht.
“Leerspielen von Spielautomaten” – Eine Herausforderung für die Justiz
Einen besonderen Fall hatte der Bundesgerichtshof im Jahr 1994 zu entscheiden. Der Angeklagte verfügte über ein Computerprogramm, das für den Spielverlauf bei dem Geldspielautomaten Triomint-Jacky-Jackpot der Firma NSM maßgebend war. Damit konnte er den Programmverlauf berechnen und wusste, an welcher Stelle sich der Automat gerade befand und wie kurz er vorm “Ausspucken” war. Hierdurch wusste er genau, wann das Drücken der Risiko-Taste Sinn machte.
Juristisch interessant war an diesem Fall, dass der Angeklagte weder den Automaten noch das Programm im eigentlichen Sinn manipulierte. Die Bedienung vollzog sich prinzipiell ordnungsgemäß. Trotzdem bejahte der BGH im Ergebnis einen Computerbetrug und tenorierte: “Wer unter Einsatz des rechtswidrig erlangten Computerprogramms an einem Geldspielautomaten “spielt”, wirkt unbefugt auf den Ablauf eines Datenverarbeitungsvorgangs ein.”
Die alten Methoden
Früher funktionierte die Manipulation natürlich wesentlich einfacher. Ausländische Münzen, die in Gewicht und Größe höherwertigen, heimischen Münzen glichen, funktionierten bestens und auch Münzen an einer Schnur reichten oft, um die Automaten zu täuschen. 1982 soll es sogar speziell bearbeitete Münzen gegeben haben, die ‘hängenblieben’ und stundenlanges Spiel mit nur einer Münze möglich machten.
Auch mit Hilfe eines elektrischen Kerzen- bzw. Ofenanzünders kassierten Betrüger ab. Früher wurden die Rollen durch elektrische Impulse gesteuert, die man mit Hilfe eines solchen elektrischen Funkengebers relativ leicht simulieren und manipulieren konnte. Heute sind die Automaten natürlich weitgehend abgeschirmt.
Warum überhaupt aufwändige Techniken?
Einen ganze besonderen Trick demonstrieren die Schauspieler im folgenden Film. Geschickt täuschen sie einen Kneipenwirt und kommen so ganz ohne aufwändige Hilfsmittel an das Geld im Geldspielautomat. Sehen Sie selbst …
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 08.11.2012.