Heute wollen wir uns in der Serie “Die großen Betrugsmaschen” einem Phänomen widmen, das in fast allen europäischen Großstädten anzutreffen ist. Die Rede ist vom ‘guten alten’ Hütchenspiel, das vielleicht keine ganz große Betrugsmasche ist. Betupp ist es aber allemal, gerade Touristen verlieren dabei immer noch viel Geld und es entstehen böse Schlägereien.
Weitere Artikel der Serie
» Signalling beim Poker
» Das berüchtigte Hütchenspiel
» Das Ass im Ärmel
» Wie knackt man Spielautomaten?
» Todsichere Roulettesysteme
» Gezinkte Karten
» Soapy Smith – Der Seifenmann
» Streitthema Ghosting
» Die Nigeria Connection
» Betrug bei Wer wird Millionär
» Königsdisziplin Riffle Stacking
» Enten, die falsche Währung
» The French Cigarette Scam
» 5 fast sichere Anzeichen für Betrug beim Live- und beim Online-Poker
Die Spielregeln
Der Hütchenspieler verschiebt drei Hütchen, Nussschalen, Streichholzschachteln, Kronkorken, Becher etc., unter denen sich eine Kugel befindet. Der Spieler setzt nun Geld ein – in der Regel 50 Euro – und muss die Position der Kugel nach der Schieberei erraten. Rät er richtig, verdoppelt er seinen Einsatz. Liegt er falsch, ist das Geld futsch.
Der eigentliche Betrug
Was wie ein Geschicklichkeitsspiel aussieht, ist in Wirklichkeit ein Trickbetrug. Der ahnungslose Spieler denkt, er habe eine reelle Chance, die Lage der Kugel durch Beobachtung oder zumindest durch Glück mit einer 33,3-Prozent-Chance herauszufinden. In Wirklichkeit kann der “Spielleiter” die Lage der Kugel aber zu jeder Zeit kontrollieren, also auch nachdem der Spieler seine Wahl getroffen hat. Der Spieler kann einfach nicht gewinnen. Aber wie ist das möglich?
Die Kugel kann durch geschicktes Verschieben des Hütchens dem Spiel entzogen werden und befindet sich nun unter bzw. in der Hand des Betrügers. Er kann sie dann während es Verschiebens der Hütchen beliebig platzieren. Er kann es aber auch erst machen, nachdem der Spieler seine Wahl getroffen hat. Auch wenn das richtige Hütchen gewählt wird, kann es mit der Methode noch schnell geleert werden. Durch bewusst langsames Verschieben der Hütchen wird dem Spieler suggeriert, er könne dem Lauf der Kugel leicht folgen.
Strafrechtlich wird das Hütchenspiel in Deutschland von einigen Gerichten als Betrug eingestuft, dem Spieler werde eine Gewinnmöglichkeit vorgespiegelt, die es – wie oben ausgeführt – nicht gibt. Dadurch entsteht ihm ein Vermögensschaden.
Die quantenmechanische Dimension des Hütchenspiels
Ähnlich wie die Teilchen in der Quantenphysik, ergibt sich die Lage der Kugel also erst, wenn der Spieler sehen will. Die Schönheit dieser Metapher aus der Welt der Physik wird sich dem Urlauber, der gerade mehrere hundert Euro verloren hat, allerdings nicht direkt aufdrängen.
Die falschen Gewinner
Um das Spiel anzuheizen und eine entsprechende Sogwirkung zu erzielen, gibt es natürlich immer die falschen Mitspieler, die zur Bande dazugehören und durch richtiges Tippen viel Geld gewinnen. Nichts ist ihnen zu dämlich, um die Aufmerksamkeit der potentiellen Opfer zu erregen. Sie schreien laut vor Glück und springen angesichts des vermeintlichen Geldgewinns wie wild in der Gegend herum.
Sie sind es aber auch, die einen geprellten Spieler zur Not auch mit Gewalt ‘beruhigen’. Klar, dass diese Banden in der Umgebung keine Konkurrenz dulden und das Spiel in Sekundenschnelle auf- und abgebaut werden kann. Hier ein Bericht des WDR aus Mallorca, wo der Trick sehr gut erklärt wird:
'
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 17.10.2012.