Heute dreht sich in unserer Serie “Die großen Betrugsmaschen” alles um das Thema markierte Spielkarten. Betrüger benutzen entweder bereits vorher markierte Karten oder setzen während des Spiels eigene Zeichen. Gerade beim Texas Hold’em ist die Sache nicht mal besonders kompliziert. Wenn ich nur die vier Asse kennzeichne und erkennen kann, ist das schon ein gewaltiger Vorteil.
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Das Wort “Zinken” kommt übrigens daher, dass sich Kriminelle früher häufig durch graphische Zeichen verständigten. Diese “Zinken” an mehr oder weniger öffentlichen Plätzen enthielten Informationen für Nachreisende und waren meist mit Kreide, Kohle oder Rötel gezeichnet.
Die Methoden
Die Methoden zum Zinken der Karten sind vielfältig. Es gibt Veränderungen im Muster auf der Rückseite der Karten, Kratzer, Bleistiftstriche und vieles mehr. Die Markierungen werden entweder durch Ausmalen bestimmter Areale im Muster (Block-out) oder durch Ausschneiden bzw. Abkratzen derselben (Cut-out) erreicht. Teilweise werden Areale auch nur minimal abgedunkelt oder aufgehellt.
Es wurde auch schon die Form der Karten als solche verändert. Bei den so genannten “Belly Strippers” werden Karten an den Seiten minimal beschnitten und können so beim Mischen vom Betrüger erkannt werden.
Karten zinken ‘ab Werk’
Allerdings drucken auch die großen Kartenhersteller seit über hundert Jahren Kartendecks für Falschspieler. Interessant ist auch die Idee, in eine Kartenfabrik einzudringen und die Druckplatten für die Karten minimal zu verändern. So wie Warren Beatty im Film “Kaleidoscope”, wo er in Genf das Design der Karten ab Werk verändert und so in ganz Europa seine gezinkten Karten vorfindet. Wirklich passiert ist das Ganze in Südafrika Ende der 90er Jahre, wo ein Betrüger in die Protea-Playing-Cards-Fabrik eindrang.
Spezialtinte und die richtige Sonnenbrille
Noch raffinierter ist es, die Karten mit einem Stoff zu kennzeichnen, der nur mit Hilfe einer Spezialbrille oder mit Kontaktlinsen wahrgenommen werden kann. Ändert man nur winzige Details im Muster der Karten, hat dies den Nachteil, dass man die Karte schon recht nah sehen muss. Kann der Gegner die Markierung überhaupt nicht sehen, können entsprechend größere Markierungen aufgetragen werden, die auch quer über den Tisch leicht gelesen werden können.
Belly Strippers, hier wird die Form derKarten als solche geändert
Ältere Methoden verwendeten grünliche Tinte, die mit rötlichen Brillengläsern erkannt werden konnte. Neuere Techniken benutzen vor allem diverse Leuchtfarben. Es gibt sogar Farbe, die mit keiner – wie auch immer gearteten – Brille gesehen werden kann. Nur mit Hilfe von elektronischer Bildbearbeitung kann diese Farbe sichtbar gemacht werden. Denkbar ist hier z. B. ein Komplize, der auf einem Bildschirm die gezinkten Karten identifizieren kann.
Juice – Die hohe Kunst des Markierens
Es gibt viele Gerüchte über “Juice”, angeblich gibt es keine gedruckte Beschreibung einer funktionierenden Flüssigkeit. Die Formel wird unter der Hand für über 1.000 Dollar gehandelt – angeblich. Jedenfalls ist der unschlagbare Vorteil einer Markierung mit “Juice”, dass man weder eine Brille noch sonstige Hilfsmittel zur Erkennung der Karten braucht. Man muss das Auge nur entsprechend schulen.
Eine mit demgeheimnisvollen “Juice”
markierte Karte
Auf eine Kartenrückseite mit einem regelmäßigen Muster, wie beispielsweise bei Bee-Cards, wird die geheime Flüssigkeit, z. B. Octibride, aufgetragen. Diese kann durch entsprechendes Fokussieren der Augen, ähnlich wie bei den vor Jahren in Mode gekommenen 3D-Bildern, erkannt werden. Das erfordert allerdings viel Übung.
Markieren während des laufenden Spiels
Für das Markieren der Karten “on the fly”, also während des Spiels, braucht man schon geschickte Finger. Einige Spieler verpassen den Karten schlicht einen Knick oder stechen mit Hilfe von “card punches” braille-artige Punkte in sie hinein. Der Vorteil der Punkte ist, dass man sie fühlen kann ohne die Karten zu sehen. Einige benutzen auch eine Art Schmirgelpapier um die Ecken der Rückseiten aufzurauen. Denkbar ist auch die Benutzung der oben erwähnten Leuchtfarbe.
Wie kann man sich schützen?
Grundsätzlich sollten die Decks regelmäßig ausgetauscht werden, das ist der beste Schutz vor gezinkten Karten überhaupt. Sind die Karten stümperhaft markiert, hilft so genanntes “Riffeln” der Karten, ähnlich wie beim Daumenkino, um Unregelmäßigkeiten zu erkennen. Geübten Casinomitarbeitern sind die Muster auf den Rückseiten der Karten meist bestens vertraut, so dass selbst geringste Veränderungen sofort auffallen.
Machen Sie sich bewusst, dass es nicht sonderlich schwer ist, ein Deck zu markieren, man braucht dazu eigentlich nur einen roten Kugelschreiber. Eine sehr gute Ausarbeitung der Thematik findet man bei Cardsharks.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 28.11.2012.