Heute möchte ich mich als erstes einmal bedanken, für die Kommentare die zu meinen Artikeln geschrieben werden. Natürlich ist es für mich immer schön, positive Kommentare zu lesen, aber auch die kritischen sind für einen Autor immer positiv zu betrachten. Ich lese diese Kommentare natürlich mit großem Interesse, um aus den kritischen Standpunkten weiter zu lernen und zu überlegen, was noch wichtig wäre um Pokerspielern zu mindestens ein „Gerüst“ zu geben, wie sie ihr Spiel noch verbessern können.
Klar ist auch das nicht jeder sagt „Oh, darauf habe ich gewartet, jetzt kann ich endlich vernünftig Poker spielen“ und diese Art des Trainings für sich komplett ausschließt. Durch viele Emails, die ich bekomme, weiß ich aber auch, dass viele die Berichte regelrecht studieren und Schritt für Schritt ihr spiel verbessern. Wie der Pokerspieler zu sagen pflegt, eine 50:50 Entscheidung.
Jetzt wenden wir uns aber den taktischen Manövern zu, die man braucht, um erfolgreich zu sein. Taktik; die Fähigkeit, den Feind zu schlagen, bedeutet, die Offensive zu ergreifen. In der Defensive zu verharren verrät unzureichende Kräfte; anzugreifen einen Überfluss an Kraft. Wichtig ist nur, die richtige Mischung aus aggressivem und zurückhaltendem Spiel zu finden. Außer den mathematischen und psychologischen Fähigkeiten, die ein Spieler mitbringen sollte, hier noch einige wichtige Punkte, die dazu gehören z.B. ganzheitliches Denken, kluger Umgang mit den eigenen Kräften und Unvorhersehbares mit einzuplanen.
Sun Tzu sagt dazu: “Nachdem er seine Truppen versammelt hat, muss er die verschiedenen Elemente aufeinander abstimmen und zu einem Ganzen verbinden. Anschließend muss er sich den taktischen Manövern zuwenden, der schwierigsten Aufgabe überhaupt. Dabei muss er Umwege in Abkürzungen und Nachteile in Vorteile verwandeln. Den Feind mit einem Köder zu verleiten, einen Umweg zu machen, um selbst zwar später zu starten, aber dafür erfolgreich zu sein“.
Wenn wir das jetzt auf das Pokerspiel beziehen, sind die „Truppen“ unsere Ressourcen, die wir kennen müssen, um diese gezielt einzusetzen. Wenn wir jetzt einmal ein Turnier betrachten, beobachten wir ja immer wieder Spieler, die von Beginn sehr aggressiv spielen und sich schnell einen guten Stake erarbeitet haben. Der andere ist eben der abwartende Spieler, der nur ausgesuchte Hände spielt und auf seine Chance wartet. Jetzt wäre ja die nächste Frage, was die bessere Variante ist. Ich glaube, dass man die Frage nicht generell beantworten kann und dass das jeder auf seine Spielweise abstimmen muss. Wenn man über einen längeren Zeitraum einmal Turniere beobachtet, wird man häufiger sehen, dass gerade die, die am Anfang die meisten Chips haben und die sogenannten „Bullys“ am Tisch sind, selten am Final-Table zu finden sind. Die Gründe hierfür sind natürlich verschiedene. Häufig neigen diese Spieler aber dazu, Pötte mit zugehen, weil sie es sich von ihrem Stake her leisten können und sich dann zu sehr auf ihr Glück verlassen. Wenn ich mit Spielern rede, die mit dem Pokerspiel ihren Lebensunterhalt verdienen, kommen diese fast immer auf einen Nenner. Der Disziplinierte und besonnene Spieler wird unter dem Strich zu den Gewinnern gehören.
Claudia DorenSicher können wir uns die beste Strategie auswählen, tagelang über taktischen Manöver grübeln und uns hunderte von Videos ansehen, um nachher festzustellen, dass eben doch der Faktor Glück immer mitspielt. Die Kunst beim Poker ist, dass ich den Faktor Glück auf ein Minimum reduziere. Das kann ich aber nur, wenn ich mich wirklich und tagtäglich mit dem Spiel und dessen Tücken befasse, natürlich vorausgesetzt ich will dieses Spiel ernsthaft betreiben. Der Hobbyspieler hat es da einfacher, weil er sich unbedarft an den Tisch setzt und Spaß am Spiel hat. Wenn man aber seinen Lebensunterhalt damit verdient, sieht die Sache schon anders aus und dann muss ich mich mit Dingen wie Taktik, Disziplin und der eigenen Struktur, Stärken und Schwächen beschäftigen.
Sun Tzu sagt dazu: “Das Ziel zu erreichen, während der Sieg noch fern ist, in Muße zu warten, während sich der Gegner müht und plagt – darin zeigt sich der kluge Umgang mit den Kräften“.
Manfred Schuetz
Zitat
“Einen Sieg kann man verschenken, eine Niederlage muss man immer selber einstecken.
Claudia Doren (1931 – 1987 ) deutsche Fernsehsprecherin
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Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 18.03.2007.