Anfangen möchte ich heute mit einem kurzen Resümee über das Turnier in Bregenz, da es, wie ich glaube, auch zum Thema Strategie und Visionen passt. Ich selber bin Dienstag angereist und war schon sehr gespannt darauf, wie die Atmosphäre und Stimmung sind. Als ich im Casino Bregenz eintraf, war die Stimmung, kurz und bündig gesagt, einfach phantastisch. Die Cash Game Tables waren voll besetzt und viele bekannte Gesichter waren dabei, sich Ihre Zeit bis zum Beginn des 500ter Add On Turniers mit einer zünftigen Partie zu vertreiben.
Ich selber startete auch bei diesem Turnier und hatte mir meine Strategie schon festgelegt. Mein erstes Ziel war, die ersten zwei Levels zu überleben und nur ausgesuchte Hände zu spielen, was mir auch gelang und ich recht zufrieden war. In der Pause habe ich mich mit vielen Spielern über ihre eigenen Strategien unterhalten und dies hat mir wieder gezeigt, wie unterschiedlich doch die Ziele der Spieler sind. Von “in den ersten Stunden aggressiv spielen, um sich ein gutes Polster zu schaffen” bis “nur drei bis vier gute Starthände spielen”, war alles dabei. Die Profis hatten alle ein Ziel, zwar mit den unterschiedlichsten Strategien, aber das Ziel war selbstverständlich das Turnier zu gewinnen. Naja der erste Tag ging zu Ende und ich freute mich das ich noch dabei war und am nächsten Tag an Position 12 liegend weitermachen konnte. Zwar kam direkt in der ersten Hand mit
Die richtige Strategie verhilft der Vision zum Sieg
So, dann wollen wir uns heute mit Strategien und Visionen befassen, die auch unerlässlich sind, um erfolgreich Poker zu spielen. Interessant ist, was der Begriff Strategie bedeutet. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und meint ursprünglich“ die Kriegskunst“. In der Strategie versucht man, einen Plan zum Erreichen des Ziels aufzustellen, der alle Faktoren von vornherein einkalkuliert. Was wir natürlich nicht einkalkulieren können, ist der Faktor Glück. Sicher ist es sehr schwierig, sich eine Strategie für den kompletten Verlauf eines Turniers festzulegen, aber ein Gerüst sollte man schon haben. Ein wichtiger Punkt dabei ist, uns immer wieder unserer Stärken bewusst zu werden und das „A und O“ eines Pokerspielers, die Selbstkontrolle. Ich habe mit vielen Spielern gesprochen und fast alle haben mir bestätigt das gerade die Selbstkontrolle bzw. das disziplinierte Spielen das Schwierigste ist. Zwei oder drei Stunden keine Hände zu bekommen, verleitet schon mal, irgendetwas zu spielen und schon hängt man drin, wenn man dann auf dem Flop nicht trifft. Natürlich gibt es kein Patentrezept und gegen schlechte Hände kann man auch nichts tun, also was bleibt uns dann?
Eine Strategie kann sein, in solchen Momenten seine Gegner zu spielen, wenn man sie vorher genau studiert hat. Es ist ja üblich, das der Small Stake oft geraist wird. Bevor man sicher ausgeblindet wird, muss man manchmal den Mut aufbringen und auch mal ein All In annoncieren. Mut zum Risiko gehört auch zum Handwerkszeug eines Spielers, aber dazu mehr in einem der nächsten Artikel.
Wie wichtig sind Visionen oder anders gesagt, die Vorstellung, dass man jedes Turnier gewinnen kann? Ich glaube, dass gerade die Menschen erfolgreich sind, die Visionen haben und die auch konsequent verfolgen. Sun Tzu sagt „ohne die Vision, dass ich jeden Krieg gewinnen kann, ziehe ich erst gar nicht in den Krieg“
Hier sind drei Punkte sehr wichtig!
1. Ich muss wissen, wann ein Kampf aussichtslos ist und wann es sich lohnt anzugreifen.
2. Ich muss es verstehen, starke und schwache Kräfte optimal einzusetzen.
3. Ich muss besser vorbereitet sein als mein Gegner
Jeder, der den richtigen Zeitpunkt erkennt, der seine Ressourcen zielorientiert einsetzen kann, der seine Kräfte und Stärken zu mobilisieren versteht, der gut vorbereitet warten kann, wird am Pokertisch auf jeden Fall einen Vorteil haben.
Ich möchte zum Schluss noch einmal zu verstehen geben, dass meine Artikel nur Anregungen sein sollen, sich mit sich selber auseinander zu setzen. Die Erfahrung hat gezeigt, je besser ich mich kenne und je kritischer ich mit mir selber umgehe, um so besser kann ich Situationen einschätzen und beurteilen.
In diesem Sinne bis zum nächsten Mal
Manfred Schuetz
Zitat
„Eine strategische Vision ist ein klares Bild von dem, was man erreichen will“
John Naisbitt (* 1930 ), amerikanischer Zukunftsforscher
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 08.03.2007.