Wie berechnet man, wie viele Outs man beim Poker hat, wie stark oder schwach sind Draws und was sind halbe Outs? In der Reihe Poker-Strategie für Anfänger beleuchten wir hier das Konzept der Outs und Draws.
Was ist ein Draw? Was sind Outs?
Ein Draw beim Poker ist eine noch nicht fertige Hand, die sich aber zu einer starken Hand entwickeln kann. Fehlt nur eine Karte zu einem Flush oder zu einer Straße, spricht man zum Beispiel von einem Draw. Einen Draw zeichnet aus, dass man mit der Hand, so wie sie im Moment ist, den Showdown in der Regel nicht gewinnen wird, aber eine Chance hat, seine Hand wesentlich zu verbessern.
Mit Outs bezeichnet man die Karten, die einem zum Vervollständigen der Hand helfen. Hat man zum Beispiel vier Herz-Karten und damit einen Flush-Draw, helfen einem alle Herz-Karten und diese sind die Outs zu dem Draw.
In der Regel gilt: Je mehr Outs ein Draw hat, desto besser ist er.
Im Folgenden zeigen wir die häufigsten Draws beim Texas Hold’em und deren Outs.
Der Flush-Draw
Bei einem Flush-Draw hält man vier Karten der selben Farbe – es fehlt also nur noch eine einzige gleichfarbige Karte zum Flush. Der Flush-Draw ist der am häufigsten vorkommende Draw beim Texas-Holdem.
Bei einem Flush-Draw hat man immer 9 Outs – 13 Karten der selben Farbe sind im Deck. 4 davon sind schon draußen und damit bleiben noch 9 Karten dieser Farbe übrig.
Dies ist ein typisches Beispiel für einen Flush-Draw:
Beispiel 1 (Flush-Draw)
Flop: A 8 2
Hand: 7 6
Outs: 9 – K Q J 10 9 5 4 3 2
Wahrscheinlichkeit zu treffen: 19% (Turn), 35% (Turn und River)
Die Wahrscheinlichkeit, den Draw zu treffen, ermittelt man am einfachsten über die 4-2-Regel:
Diese Rechenregel ist zwar nur ein grober Überschlag, aber für fast alle praktischen Erwägungen gut genug. Mehr Infos dazu gibt es in dem Artikel » Draws beim Texas Hold’em – Wahrscheinlichkeiten und die 4-2-Regel
Flush-Draws mit Overcards
Häufig hat man nicht nur einen nackten Flush-Draw, sondern dazu noch eine oder zwei Overcards (Karten die höher sind als die höchste Karte auf dem Board).
Oft reicht es, wenn man eine dieser Overcards trifft, um die Hand zu gewinnen. Entsprechend hat man auch mehr Outs. Hier ein Beispiel für einen Flush-Draw mit zwei Overcards:
Beispiel 2 (Flush-Draw mit Overcards)
Flop: 10 8 2
Hand: K Q
Outs: 15 – A J 9 7 6 5 4 3 2 K K K Q Q Q
Wahrscheinlichkeit zu treffen: 32% (Turn), 54% (Turn und River)
Der Straight-Draw
Ein Straight-Draw ist beim Poker ein Draw zu einer Straße. Diese können in verschiedenen Formen auftreten. Die häufigste ist der Gutshot (zu deutsch “Bauchschuss”) – hier hat man von den 5 Karten zu einer Straße schon 4 zusammen, nur eine in der Mitte fehlt noch:
Beispiel 3 (Gutshot)
Flop: 10 8 2
Hand: Q J
Outs: 4 – 9 9 9 9
Wahrscheinlichkeit zu treffen: 9% (Turn), 17% (Turn und River)
Einen deutlich besseren Straight-Draw hat man, wenn einem nicht ausgerechnet die Karte in der Mitte fehlt, sondern wenn man schon 4 Karten in einer Reihe hat. Dann hat man doppelt so viele Outs:
Beispiel 4 (Offener Straight-Draw, OESD)
Flop: Q 9 2
Hand: J 10
Outs: 8 – K K K K 8 8 8 8
Wahrscheinlichkeit zu treffen: 17% (Turn), 32% (Turn und River)
Die dritte Form des Straight-Draws ist der doppelte Gutshot, manchmal auch Double-Belly-Buster genannt. Hier hat man zwei Gutshots auf einmal und ebenfalls 8 Outs:
Beispiel 5 (Doppelter Gutshot)
Flop: K 9 7
Hand: J 10
Outs: 8 – Q Q Q Q 8 8 8 8
Wahrscheinlichkeit zu treffen: 17% (Turn), 32% (Turn und River)
Overcards
Beim Texas-Holdem gibt es auch schwächere Draws. Während man mit einem Straight- oder einem Flush-Draw immer zu einer sehr starken Hand zieht, gibt es auch Draws, bei denen man nur ein Paar treffen kann.
So etwas nennt man schlicht Overcards und ein Beispiel dafür sieht so aus:
Beispiel 6 (Zwei Overcards)
Flop: J 9 2
Hand: A K
Outs: 6 – A A A K K K
Wahrscheinlichkeit zu treffen: 13% (Turn), 24% (Turn und River)
Backdoor-Draws
Backdoor-Draws (Draws durch die Hintertür) sind Draws, die gleich zwei Verbesserungen benötigen, also Turn und River. Solche Draws kommen sehr selten an, erhöhen aber den Wert einer Hand trotzdem ein kleines bisschen.
Der am häufigsten vorkommende Backdoor-Draw ist der Backdoor-Flush-Draw:
Beispiel 7 (Backdoor-Flush-Draw)
Flop: A 5 2
Hand: 10 9
Outs: Zwei Herz auf Turn und River
Wahrscheinlichkeit zu treffen: 4% (Turn und River)
Backdoor-Straight-Draws gibt es auch:
Beispiel 8 (Backdoor-Straight-Draw)
Flop: A 9 2
Hand: 8 7
Outs: 5x und 6x , 6x und Tx oder Tx und Jx auf Turn und River
Wahrscheinlichkeit zu treffen: 4% (Turn und River)
Halbe Outs
Manchmal ist man sich nicht ganz sicher, ob bestimmte Outs einem tatsächlich weiterhelfen, oder ob der Gegner einen nicht vielleicht auch dann noch schlägt, wenn man seinen Draw trifft.
Ein Beispiel hierfür:
Beispiel 9 (Flush-Draw mit einer Overcard)
Flop: 10 8 2
Hand: A 6
Outs: 9 + 3 – K Q J 9 7 5 4 3 2 A A A
Wahrscheinlichkeit zu treffen: 19% bis 26% (Turn), 35% bis 45% (Turn und River)
In diesem Beispiel kann das Ass ein Out sein (zum Beispiel wenn der Gegner eine Hand wie ein Overpair, etwa K K , hält). Aber ein Ass hilft nicht immer (zum Beispiel wenn der Gegner A 10 hält). Deswegen hat es sich eingebürgert, diese unsicheren Outs einfach zu halbieren, wenn man die Hand bewertet.
Die Hand in diesem Beispiel ist demnach rund 9 + 1,5 = 10,5 Outs wert.
Draws beim Texas Hold’em bewerten
Was ein Draw wert ist, kann man an der Anzahl der Outs ablesen. Je mehr Outs, desto besser der Draw und desto aggressiver kann und sollte ein Draw gespielt werden.
Dies ist eine (recht pauschale) Einordnung der verschiedenen Draws und allgemeine Spielhinweise:
Outs | Beispiel | Stärke |
<4 | Eine Overcard | Schwach, sollte in der Regel gefoldet werden |
4 – 6 | Gutshot | Mäßig, sollte häufig gefoldet werden |
7 – 8 | Offener Straight-Draw | Ordentlich, kann agressiv gespielt werden |
9 – 11 | Flush-Draw | Stark, sollte häufig aggressiv gespielt werden |
12 – 14 | Flush-Draw + Overcard | Sehr stark, sollte fast immer aggressiv gespielt werden |
>14 | Flush-Draw + offener Straight-Draw | Monster, ist auf dem Flop fast immer Favorit |
Muss man beim Zählen der Outs nicht die Karten der Gegner berücksichtigen?
Fast jeder, der pokert, hat sich irgendwann einmal die Frage gestellt, ob man nicht berücksichtigen muss, dass möglicherweise ein paar Gegner schon einige der eigenen Outs gefoldet haben und man deswegen mit weniger Outs rechnen muss.
Das muss man nicht.
Begründung: Für die Berechnung der Outs ist es unerheblich, ob einige davon bereits gefoldet wurden oder als Burn-Karte aus dem Spiel genommen wurden.
Nehmen wir als Beispiel einen Herz-Flush-Draw: Hier hat man die restlichen 9 Herz-Karten als Outs und es gibt auf dem Flop noch 47 unbekannte Karten im Deck. Entsprechend ist die Wahrscheinlichkeit, den Draw auf dem Turn zu treffen 9/47 = 19%.
Jetzt berücksichtigen wir, dass schon 7 Spieler in der Hand gefoldet haben und eine Burn-Karte auf dem Tisch liegt. Damit sind 15 Karten aus dem Spiel und im Deck sind noch genau 32 Karten. Im Schnitt befinden sich unter den aus dem Spiel genommenen Karten 15 * 9 / 47 = 2,87 Herz-Karten. Damit bleiben im Schnitt 6,13 Herz-Karten im Deck übrig. Die Wahrscheinlichkeit, dass die nächste Karte ein Herz ist, ist damit 6,13 / 32 und das ist ebenfalls 19%.
Es ist also unerheblich, ob gefoldete und geburnte Karte berücksichtigt werden – die Wahrscheinlichkeit, seinen Draw zu treffen, bleibt dabei die gleiche.
Die besten von PokerOlymp getesteten Pokerseiten
Diese Pokerseiten haben in unserem Test am besten abgeschnitten:
Poker-Regeln, Reihenfolge und kostenloses Online-Pokern für Anfänger
» Offizielle Poker-Regeln für Anfänger
» Offizielle Reihenfolge der Poker-Hände beim Texas Hold’em
» Kostenlos online pokern
» Online-Poker, wie geht das? – » Die besten Pokerseiten
Poker-Strategie und Tipps
» Bloß nicht pleite gehen! Bankroll-Management beim Poker
» 6 Typische Preflop-Fehler
» 5 Tipps zum Slowplay
» Wann soll man beim Poker bluffen? 10 einfache Regeln
» 3 typische Poker-Fehler an 10 Beispielen – Teil 2
» Turnier-Poker – Was ist ICM?
Übersichten
» Wahrscheinlichkeiten vor dem Flop
» Outs beim Poker berechnen
» Draws, Outs und Wahrscheinlichkeiten
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 02.12.2011.