Welches sind vor dem Flop (preflop) beim Texas Hold’em Poker die ärgsten Anfängerfehler? Wir haben 6 typische Fehler, die auf den niedrigen Limits gemacht werden, griffig zusammengefasst.
Die Fehler und Tipps haben sowohl bei Turnieren als auch Cashgames Gültigkeit und sind sowohl live als auch online immer noch weit verbreitet.
1. Zu viele Hände vor dem Flop spielen
Ein immer wieder aufgezählter, aber auch immer wieder gesehener Fehler ist, dass Anfänger zu viele Hände preflop spielen. “Scheiße kann man nicht polieren”, ist der hier zutreffende Spruch. Hände wie 10 5 , K 7 oder 6 4 , bringen auf lange Sicht niemals Geld und sollten – zumindest von Anfängern – an einem vollen Tisch niemals angerührt werden.
Warum? Meistens trifft man beim Poker ohnehin nicht, aber wenn man auch noch eine schlechte Starthand hat, wird es noch viel schwerer, etwas Brauchbares zu treffen. Klar, man kann mit 10 5 auf dem Flop ein Full House treffen, aber das passiert nur alle 980 Versuche und da kann man nicht drauf bauen. Wenn man etwas trifft, dann meistens nur ein lausiges Mini-Paar und das bringt einen nur in mehr Schwierigkeiten, als einem lieb sein sollte.
Also: Prinzipiell Finger weg von allen Karten, die ungleichfarbig oder nicht zusammenhängend sind.
2. Zu viel preflop callen
Der nächste Fehler, den Anfänger immer wieder machen, ist, dass sie vor dem Flop mit zu vielen Händen callen. Sehr häufig ist ein (Re)-Raise oder ein Fold die einfachere und bessere Option.
Vor dem Flop sollte ein Spieler nur sehr, sehr selten einen Raise callen. Tatsächlich ist es besser, wenn man auf gegnerische Raises immer reraist oder foldet, als dass man zu viel callt.
Ganz besonders gilt dies, wenn man nach dem Flop keine Position hat. In solchen Fällen sollte man als Anfänger in der Regel zur Gänze darauf verzichten, Raises zu callen.
3. Keine Strategie für die Hand haben
Dieser Preflop-Fehler ist eng mit Fehler #2 (Zu viele Calls) verbunden und wurde in unserer Pokerschule für Anfänger bereits ausführlich besprochen.
Man sollte immer eine Strategie für die Hand parat haben. Das heißt, man sollte einen Plan haben, was man macht, wenn man den Flop besonders gut, mittelmäßig oder gar nicht trifft.
Und so eine Strategie sieht nicht so aus: “Wenn ich Top-Pair treffe, gewinne ich viele Chips, wenn ich nichts treffe, folde ich wahrscheinlich.” So eine Strategie – “Fit or Fold” genannt, ist horrend! Denn mit einer Hand wie zum Beispiel A J trifft man in rund 68% der Fälle gar nichts auf dem Flop.
Wenn man keine Strategie hat, wie man eine Hand ohne Treffer womöglich doch noch gewinnen kann, sollte man diese Hand gar nicht erst spielen.
Derartiges passiert vor allem, wenn Spieler vor dem Flop planlos erst einmal callen und erst auf dem Flop überlegen, was zu tun ist. Vor einem raist ein Spieler, man hat eine Hand wie Ass-Bube und findet die Hand zu stark zum folden, aber zu schwach für einen Reraise und callt deswegen. Fataler Fehler! Wenn man vor dem Flop nur callt, weil einem nichts besseres einfällt, sollte man es tunlichst vermeiden.
4. Odds für die eigene Hand überschätzen
Ein ebenfalls sehr häufig gemachter Fehler, ist es, die Odds für die eigene Hand stark zu überschätzen. Wieder hat dies mit den Calls vor dem Flop zu tun: Viele Spieler callen habituell Raises mit Händen wie 8 7 oder 4 4 , weil sie ja eine Straße, einen guten Draw oder ein Set treffen können.
Aber meistens trifft man nichts dergleichen – mit einem Paar trifft man nur in rund 12% aller Fälle einen Drilling und mit einer Hand wie Acht-Sieben nur in rund 10% aller Fälle einen brauchbaren Draw (und eine Straße noch viel, viel seltener). Es lohnt sich fast nie, auf Derartiges zu spekulieren.
Bei Online-Cash-Games oder Online-Turnieren ist es eine Rarität, dass mehr als drei Spieler in einer Hand einen Flop sehen, die meisten Hände haben ab dem Flop sogar nur noch zwei Mitspieler. Hat man so wenige Gegner, nimmt der Wert von Drawing-Händen, wie etwa 8 7 oder auch 5 4 , drastisch ab und entsprechend sollte man diese entweder gar nicht spielen, oder damit gleich vor dem Flop aggressiv zu Werke gehen, um die Hand möglichst ohne Showdown zu gewinnen.
5. Den Gegner falsch einschätzen
Ein Fehler, der sowohl live als online gemacht wird: Man schätzt seinen Gegner völlig falsch ein. Ein Beispiel: Ein Spieler, der in den letzten 50 Händen genau zwei Hände gespielt hat, bringt auf einmal einen Reraise aus den Blinds. Wenn man selbst nicht grade Asse oder Könige auf der Hand hat, sollte man schleunigst das Weite suchen, denn dieser Gegner hat ziemlich sicher selbst ein absolutes Monster auf der Hand.
Essentiell ist es deswegen, alle Gegner am Tisch ein wenig im Auge zu behalten, um solchen Stolperfallen aus dem Weg zu gehen. Programme wie Pokertracker oder der Hold’em Manager helfen einem hier sehr schnell, solche Beton-Spieler auszumachen und ihnen Action zu verwehren.
6. Zu wenige Hände spielen
Wer sich den Fehler #1 (Zu viele Hände spielen) zu sehr zu Herzen nimmt, kommt ebenfalls schnell in die Bredouille. Bei Cashgames mag man zwar davonkommen, wenn man nur absolute Premium-Hände vor dem Flop spielt, aber man lässt auch zu viel Geld auf dem Tisch liegen und macht sich zu leicht lesbar, wenn man nur die besten 5% aller Starthände spielt.
In Turnieren, insbesondere in späteren Turnier-Phasen, wird es allerdings schnell tödlich, wenn wenn man zu wählerisch wird. Die Blinds werden immer höher, machen einen immer größeren Anteil des Stacks aus und man kann es sich schlicht nicht mehr leisten, auf hohe Paare oder gute Asse zu warten, wenn man demnächst Zwangs-All-In ist.
Man sollte in Turnieren rechtzeitig kontrolliert looser und aggressiver werden, so dass man gar nicht erst in die unangenehme Situation kommt, nur noch einen 5-Big-Blind-Stack zu spielen. Mit einer Hand wie K 10 ist es zum Beispiel spieltheoretisch völlig korrekt mit einem Stack von 11 Big Blinds vom Button all-in zu gehen, wenn vor einem noch kein Spieler geraist hat. Ein bisschen mehr Licht darauf, mit welchen Händen man aggressiv sein kann (und sollte), werfen unsere Turnier-Push-Bot-Tabellen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 21.01.2014.