Gleich sieben Ereignisse oder Institutionen haben es auf unsere Nominierungsliste zum Ärgernis des Jahres geschafft. Hier tummeln sich Shedlon Adelson, das Borgata, Amaya oder auch die Westspiel-Gruppe. Wir lassen die negativen Ereignisse des Jahres Revue passieren und wollen von Euch wissen, was Ihr als das Ärgernis des Jahres seht.
Finanzgericht Münster: Turniergewinne sind umsatzsteuerpflichtig
Im August dieses Jahres schockierte das Finanzgericht Münster mit einem drastischen Urteil die Pokerwelt. Demnach unterliegen Pokergewinne der Umsatzsteuer, wenn der Spieler professionell spielt. Als professionell gilt demnach ein Spieler schon, wenn er mit einer berechtigten Gewinnerwartung spiele. Das Urteil erinnert an den Fall Eddy Scharf, der im letzten Jahr Schlagzeilen machte und nach dem Turnierspieler – so sie regelmäßig spielen – Einkommensteuer abführen müssen. Das Münster-Urteil ist jedoch noch brisanter, da die Umsatzsteuer unabhängig vom tatsächlichen Gewinn des Spielers erhoben wird. Sprich: Wer an zehn 500-Euro-Turnieren teilnimmt, neun mal ausscheidet und einmal 4.000 Euro gewinnt, muss nach diesem Urteil Umsatzsteuer auf diese 4.000 Euro zahlen, obwohl er unter dem Strich Verlust gemacht hat.
AmayaStars
Im Juni wurde annonciert, dass das kanadische Unternehmen Amaya Gaming PokerStars für 4,9 Milliarden Dollar kaufen werde. Den Spielern wurde mitgeteilt, dass es für die Spieler keine Änderungen geben werde. Peu á peu wurden jedoch immer neue kleine Maßnahmen bekanntgegeben, die en gros den Spielern eher zum Nachteil gereichten: Es wurden ältere Affiliate-Veträge einseitig aufgekündigt, aus dreißig Ländern zog sich das Unternehmen zurück, es werden Umrechnungsgebühren erhoben, die Rake bei einigen Spielen wurde erhöht und schlussendlich wurde angekündigt, dass PokerStars in ein Casino umgewandelt würde. Zu guter Letzt wurde bekannt, dass die kanadischen Behörden Amaya untersuchten, da es Hinweise auf verbotene Insider-Geschäfte im Rahmen des Kaufes gab. Bei vielen Spielern stieß das Vorgehen von Amaya auf Missfallen, weswegen das Unternehmen prompt für diesen Award nominiert wird.
Phil Ivey vs. Crockfords und das Borgata
2012 gewann der Poker-Profi Phil Ivey im Londoner Crockfords-Casino 7,7 Millionen Pfund beim Baccara. Das Casino jedoch hielt das Geld zurück, bezichtigte Ivey des Betruges und bekam diesen Oktober vom High Court in London Recht. Phil Ivey beteuert, dass sein Vorgehen keineswegs betrügerisch war, muss jedoch damit rechnen in einem weiteren, ähnlichen Fall, ebenfalls vor Gericht zu unterliegen. Das Borgata-Casino in Atlantic City fordert von Ivey 9,6 Millionen Dollar ein, die er beim Mini-Baccara gewonnen hatte. Ivey hatte dort eine Unregelmäßigkeit des Kartendecks ausgenutzt und deswegen wirft im das Borgata Ivey bandenmäßigen Betrug vor. Ob es auch hier zu einem nachteiligen Urteil für Ivey kommt, bleibt abzuwarten.
Westspiel muss seine Warhol-Bilder verkaufen
In den ‘70er Jahren kaufte das Westspiel mehrere Werke des Künstlers Andy Warhol, unter anderem das links abgebildete Werk “Triple Elvis”. Diese Bilder erfuhren seitdem eine signifikante Wertsteigerung und die Casino-Betreiber gaben diese Kulturgüter im Oktober zum Kauf frei. Im November wurden die Bilder für über 120 Millionen Dollar (fast 100 Millionen Euro) versteigert. Das Geld soll genutzt werden, um die Kassen der Spielbanken aufzubessern, weswegen die Versteigerung für eine Menge Empörung sorgte und ob der Nutzung des Gewinns wird trotz des hohen erzielten Betrages von einem Verramschen von Kulturgut gesprochen.
Verhaftung von Paul Phua, Richard Yong und Co.
Im Juli dieses Jahres wurden in Las Vegas Paul Phua, Richard Yong und mehrere andere Personen wegen illegaler Wettaktivitäten zur Fußballweltmeisterschaft festgenommen. Das FBI legte überdies nahe, dass die Beschuldigten Verbindungen zur sogenannten 14k-Triade, einer asiatischen kriminellen Organisation, haben sollen. Paul Phua war unter dem Nick MalACEsia längere Zeit ein Aktiv-Posten auf den Online-Highstakes und es gibt weitreichende Verbindungen der Gruppe Phua zu vielen Pokerspielern. So haben Phil Ivey und Andrew Robl einen Teil der Kaution für Phua & Co. gezahlt und die Berichte der amerikanischen Justiz legen nahe, dass Philipp Gruissem und Igor Kurganov von der Gruppe für das One-Drop-Turnier gestaked wurden.
Borgata Chipgate
Nicht nur die Ivey-Eskapaden lassen das Borgata-Casino in einem zweifelhaften Licht erscheinen. Im Januar kam es während der Borgata Winter Open zum inzwischen so getauften Chipgate-Skandal. Beim $560-Turnier mit einer Garantie von $2.000.000 tauchten während des Spiels 200 bis 250 gefälschte 5k-Chips auf. Nach dem zweiten Tag wurde das Turnier deswegen abgebrochen und die verbliebenen 27 Spieler, die allesamt nichts mit dem Betrug zu tun hatten, bekamen am Ende nur einen Bruchteil des ihnen zustehenden Gewinnes ausgezahlt. Das eingezogene Geld wurde genutzt, um vielen anderen Spielern das Buy-In zurückzuerstatten. Diese sehr umstrittene Vorgehensweise des Casinos wurde vielfach kritisiert und mehrere Finalisten verklagten das Casino. Ein Ergebnis dieser Klage steht noch aus, ärgerlich war der Betrug (ausgehend von Christian Lusardi, der bei uns deswegen als Luftnummer nominiert ist) und die Vorgehensweise des Casino jedoch auf jeden Fall.
Sheldon Adelson, Feldzug eines Casino-Moguls gegen Online-Poker
Sheldon Adelson, 81, CEO der Las-Vegas-Sands-Gruppe ist im Live-Casino-Bereich der mit Abstand mächtigste und mit einem Vermögen von über 36 Milliarden Dollar auch der mit Abstand reichste Mann. Einen Großteil seines Geldes verdiente er mit Spielern, die in seinen Casinos ihr Geld ließen. Eines ist dem Casino-Mogul jedoch ein Dorn im Auge: Das Internet. Genauer gesagt: Glücksspiele im Internet. Diese will Adelson nach Möglichkeit zur Gänze verbieten. Vor einem Jahr startete er deswegen eine großangelegte Kampagne, die mit viel Geld versucht, über Lobby-Arbeit Einfluss auf Politiker zu nehmen, um die Legislative dahingehend zu ändern, dass Online-Glücksspiel und Poker nicht legal angeboten werden können. So wie es im Moment aussieht, könnte Adelson damit sogar Erfolg haben, denn den scheidenden Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, hat Adelson in seiner Tasche und könnte über ihn einen Stopp der Regulierung von Online-Glücksspiel in den USA erwirken.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 22.12.2014.