Thomas Bihl, deutscher Braceletgewinner, Aktienmakler und Co-Autor des Buches “Pokermatrix” stellt sich nach 2007 zum zweiten Mal PokerOlymp im Interview. Diesmal spricht er über Sportwetten, was er mit seinem Bracelet anstellt und gibt Einblick in seine extravaganten Hobbies. Das Interview führte unser Kollege Robert Pohle.
Hi, schön dich kennenzulernen. Fangen wir mit einer klassischen ersten Interviewfrage an: Wann und wie bist du das erste Mal mit Poker in Berührung gekommen?
Thomas Bihl: Ich habe vor etwa 10 Jahren in Österreich angefangen. Damals hat man noch Limit Hold’em gespielt und das in Schilling. Ein wenig ernster wurde das aber erst 2004.
Hast du damals schon geplant, mehr Zeit in Poker zu investieren oder hast du Poker damals nur nebenbei gespielt?
Thomas Bihl: Nein, 2004 hab ich Poker als reines Hobby betrachtet. Ich komme ja eigentlich von den Sportwetten und bin nur so in Poker reingerutscht. Und – ich hatte wohl ein wenig Glück – es lief einfach sehr gut bei mir. Deswegen bin ich dann beim Poker “hängengeblieben” und bin irgendwie auch selbst überrascht, welchen Stellenwert es über die vielen Jahre eingenommen hat.
Du warst früher Börsenmakler. Siehst du zwischen diesem Beruf dem Poker Parallelen?
Ja, natürlich sehe ich da Parallelen. Vor allem geht es bei beidem um Risikobereitschaft, die mit einem strukturierten und überlegten Handeln einhergehen muss. Das ist sowohl beim Poker als auch beim Aktienhandel sehr wichtig.
Du sagtest, du kommst eigentlich vom Sportwetten – wettest du eigentlich auch auf Fußball?
Thomas Bihl: (lacht) Ja, ich wette auf ziemlich alles, was sich bewegt … und auch auf das, was sich nicht bewegt. Das hatte lange Phasen meines Lebens Hobby-Charakter, aber ich habe das auch schon fast professionell betrieben. Also Sportwetten sind schon ein Bestandteil meines Lebens.
Dann hab ich eine private Frage dazu: Ich habe mit meinem Chef eine Wette laufen, dass Hoffenheim in der Bundesliga diese Saison auf Platz 5 oder besser abschneidet. Habe ich da Chancen?
Thomas Bihl: (Ohne lang nachzudenken) Ich würde doch eher die Gegenseite präferieren, also Platz 6 oder schlechter. Aber ich wünsch dir trotzdem viel Glück.
In einem anderen Interview sagtest du mal, dass eigentlich Razz deine liebste Pokervariante ist. Kann man das eigentlich im deutschsprachigem Raum noch mit nennenswerten Beträgen spielen oder musst du in Kasinos inzwischen nur noch mit Hold’em vorlieb nehmen?
Thomas Bihl im InterviewThomas Bihl: Ja, Razz ist ein Stiefkind des Pokers und wird sich nie durchsetzen. Am ehesten kann man in Las Vegas mal eine Partie finden. Aber auch da meist nur als Bestandteil von Mixed Games wie H.O.R.S.E. oder dem 8-Game. Ansonsten findet man nur noch sehr selten Razz-Partien.
Deinen ersten fünfstelligen Gewinn hast du im Jahr 2004 bei den Master Classics of Poker in Amsterdam geholt. Hast du dir damals was davon gegönnt oder das Geld sofort wieder reinvestiert in Poker und Sportwetten?
Thomas Bihl: (lacht) Mein je, das ist jetzt schon so lange her, da muss ich erst mal nachdenken. Aber ich glaube, dass ich das sofort in weitere Buy-Ins investiert habe und ich meine sogar gewinnbringend.
Das gab ja vor geraumer Zeit mal zwischen dir und Jens Vörthmann einen kleinen Zwischenfall. Konntet ihr den inzwischen klären?
Thomas Bihl: Ja, na klar. Wir haben uns ja schon während besagter Pokerwoche in Bregenz zusammengesetzt und ausgesprochen. Wir haben dann ja auch erfolgreich das Team-Event gespielt. Wir haben sogar schon zusammen danach ein Bier getrunken – also alles aus der Welt geschafft. Ja, damals ist zwar was vorgefallen, aber das wurde auch ein wenig aufgebauscht und so schlimm war es ja dann alles gar nicht.
Wo spielst du eigentlich lieber, in Las Vegas oder in Europa?
Pokerspielender AktienmaklerThomas Bihl
Thomas Bihl: Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass man in Las Vegas sehr lukrative Runden finden kann. Es sind oft viele Leute mit viel Geld da, welches nicht unbedingt aus dem Poker stammt und ich konnte da auch diesen Sommer sehr lukrative 8-Game Tische finden.
Du hast in Las Vegas ja auch ein Bracelet gewonnen. Trägst du das manchmal?
Thomas Bihl: Eher weniger. Es hat einen schönen Platz in meiner Wohnung gefunden. Ich bin sehr stolz drauf und schau es mir auch ab und zu mal an, aber ich bin eher ein Typ, der keine Uhren und keine Ringe trägt. Mit Schmuck fühle ich mich nicht sonderlich wohl und entsprechend trage ich auch das Bracelet nicht.
Ein anderes Thema: Trashtalk. Wie ist es dir am Tisch am liebsten? Viel Gelächter, Gerede und Trashtalk oder hast du es lieber ruhig und gesittet?
Thomas Bihl: Also von mir aus kann sich jeder Spieler am Tisch verhalten, wie er möchte und es für richtig hält solange er die Regeln einhält. Persönlich bin ich eher der stille Typ und bin meistens mit dem iPod im Ohr unterwegs. Gespräche können einen ablenken und es ist durchaus möglich, dass man durch Gespräche direkt oder indirekt Informationen preisgibt. Ich halte mich lieber bedeckt.
Was für Musik kommt am Pokertisch denn aus deinem iPod so raus?
Thomas Bihl: Ganz unterschiedlich. Ich versuche oft, mich gezielt mit Musik in verschiedene Stimmungen zu bringen. Wenn ich den Fuß vom Gas nehmen will, was ruhigeres, wenn ich vom Chipstand her unter Druck komme, was rockiges oder aggressives, um mich selbst wieder aufzuputschen.
Wettest du eigentlich auch direkt am Pokertisch?
Thomas Bihl: Wenn, dann nur im Vorfeld. Meistens sind das dann Last-Longer-Wetten unter Freunden. Übrigens mache ich solche Wetten nur, wenn ich für mich darin einen Vorteil sehe. Am Tisch selbst wette ich nicht, weil ich mich da auf mein eigenes Spiel konzentriere.
Letzte Frage: Was machst du eigentlich wenn du nicht pokerst?
Thomas Bihl: (er denkt erstaunlich lange nach) Keine verrückten Sachen. Ich gehe gerne ins Kino, reise viel und gehe in Restaurants. Tut mir leid, dass ich da nichts Spannenderes anzubieten habe (schmunzelt).
Dann vielen Dank für das Interview und viel Erfolg noch.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 04.01.2010.