Der letzte interaktive Teil unserer Pokerbrainstorm-Hand: Nach Entscheidungen auf dem Flop und Turn wollen wir uns jetzt zum Abschluss den River einer immer komplizierter werdenden Pokerhand anschauen.
Vielen Dank für die Kommentare und Abstimmungen – die Meinung zum Turn in dieser Hand war vergleichsweise eindeutig:
Die Hand
Proagonist, CO ($140 Stack): A A
BB ($103)
Der Protagonist raist nach zwei Folds auf $3. Nur der Big Blind callt.
Flop ($6,50 im Pot): 8 7 2
Der Big Blind checkt, der Protagonist setzt $5, der Big Blind raist auf $15. Der Protagonist callt.
Turn ($36,50 im Pot): K
Der Big Blind setzt $25, der Protagonist …?
So wollten unsere Leser weiterspielen:
Fold | 8% |
Call | 59% |
Raise | 31% |
Tatsächlicht callt der Protagonist erneut.
Entscheidung River
River ($86,50 im Pot): 4
Der Big Blind setzt $50, der Protagonist …?
Abermals brechen wir die Hand ab und wollen von unseren Lesern wissen, wie sie die Hand weiterspielen würden. Die Anzahl der Optionen hält sich diesmal in Grenzen: Call oder Fold.
Zu den bekannten Statistiken des Gegners: VPIP: 23%, PFR: 16%, 3-Bet: 9%, Fold auf C-Bet: 45%, Raise auf C-Bet 20%. Er verteidigt seinen Big Blind liberal und mixt in solchen Situationen häufige 3-Bets vor dem Flop mit häufigen Calls. Über das Turn-Spiel des Gegners wissen wir nichts. Der Protagonist dürfte das Image eines 21/17-Regs haben.
Zur Entscheidung auf dem Turn
Ein Fold fällt weiterhin aus, denn der Protagonist hat einerseits einen Flush-Draw dazubekommen und andererseits ist der K ist eine perfekte Karte für den Big Blind, einen eventuellen Bluff fortzusetzen.
Allerdings darf man sich nicht davon täuschen lassen, dass man ein Overpair mit einem Flush-Draw hält. Das ist in diesem Fall kein Monster. Gegen eine realistische Value-Range des Gegners (also die Hände, die uns schlagen) hat man nur etwas über 20% Equity:
Board | 8c7c2dKc |
Range | Equity |
acah | 21,25% |
88, 77, 22, 87s, qcjc, qctc, qc9c, jctc, jc9c, tc9c, 9c7c, 7c6c, 7c5c, 6c5c, 5c4c | 78,75% |
Wäre die $25-Bet des Big Blinds auf dem Turn ein All-In und man müsste nicht über irgendwelche River-Entscheidungen nachdenken, müsste der Big Blind in mindestens 11% der Fälle auf dem Turn bluffen1, damit man überhaupt profitabel callen könnte.
Doch schon auf dem Flop sind wir aufgrund der Daten zu dem Big Blind und der Struktur des Boards zu dem Schluss gekommen, dass dieser hier vergleichsweise häufig bluffen wird. Der Turn vervollständigt zwar einige seiner Bluffs – sämtliche Flush-Draws – ist aber auch eine perfekte Karte, um mit einer Hand wie einem Straight-Draw weiterzubluffen.
Der Großteil unserer Leser favorisierte einen Call auf dem Turn und wahrscheinlich ist das gegen diesen Spieler auch die beste Spielweise. Allerdings kann es dann passieren, dass man auf dem River vor der nächsten harten Entscheidung steht (das Board blankt und der Gegner pusht All-In – genau das, was in der Hand dann auch passiert) – dafür sollte man sich im Vorfeld einen Plan überlegen.
Gegen einen Raise auf dem Turn sprechen ähnliche Gründe wie gegen einen Re-Raise auf dem Flop: der Protagonist isolierte sich vorrangig gegen Hände, die ihn dominieren, während er vor eventuellen Draws des Big Blind keine übermäßige Angst haben muss.
1 Fall A: Der Big Blind blufft nicht, der Protagonist hat 21% Equity. Dann hat ein Call auf dem Turn einen Erwartungswert von (21% * $86,50 – $25) = -$6,80.
Fall B: Der Big Blind blufft, der Protagonist hat circa 92% Equity (hin und wieder gewinnt der Big Blind auch wenn er blufft und den River trifft). Dann hat ein Call auf dem Turn einen Erwartungswert von (92% * $86,50 – $25) = $54,50.
Tritt Fall B in mindestens 11% der Fälle ein, hat ein Call einen Erwartungswert von mindestens 0 (da 11% * $54,50 – 89% * $6,80 > 0).
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 11.04.2016.