Viele Vereine spielen derzeit Tickets für die World Series of Poker in Las Vegas aus. Es gibt doch nichts schöneres, als bei dem Event in den USA dabeizusein. Doch es ist noch viel schöner, wenn man sich das Ticket selber zum Geburtstag schenkt. Und das mit einem Turniersieg. So geschehen im Fishhooks-Club in Hamburg.
Meine Eindrücke vom WSOP Quali Turnier
Strahlende SiegerIch treffe bereits als erster Teilnehmer um 19 Uhr im Fishhooksclub ein. Es herrscht schon ein wenig Betrieb und die Vorbereitungen für das große WSOP-Qualifikationsturnier sind in vollem Gange. Ich setze mich an die Bar, lese ein wenig in Pokermagazinen, schaue einer Gruppe bei ihren ersten Händen zu. Ich verspüre bereits jetzt eine leichtes Grummeln in der Magengegend, denn immer mehr Menschen treffen ein – Spieler und Angehörige – ich fange an, meine möglichen Gegner zu „inspizieren“, um mir schon jetzt ein Bild zu machen.
Um 20.15 Uhr werden die Plätze ausgelost. Ich lande an Tisch 5 Platz 7. Gut, denke ich, da ich von dieser Position einen guten Überblick über den ganzen Tisch und meine Mitspieler habe. Mein Ziel für die erste Stunde war nur einfaches Beobachten, 1 oder 2 Hände mitspielen, aber im Wesentlichen sehen wie meine Gegner spielen.
Die Spannung steigt, nochmal 3x das Ave Maria und der Dealerbutton wird ausgelost. Ich bekomme das Pik Ass und den Dealerbutton. Ich denke, ok alles läuft nach Plan, ich schieb eine ruhige Kugel in der ersten Runde. Naja, aber leichter gesagt als getan… Als die Karten verteilt wurden, war es wieder da: Der Kick, den Pott zu gewinnen den Flop mitzuerleben, also spielte ich die erste Hand mit. Die Einsätze sind gemacht. Der Flop wird aufgedeckt, ich treffe das mittlere Paar. Denke mir, ach was soll’s, ich schau mal wie die anderen so drauf sind. Also halben Pott gesetzt und siehe da, alle passen und die erste Hand habe ich gewonnen. Nun konnte nichts mehr schief gehen. Die Atmosphäre im Fishhooksclub konnte nicht besser sein. Man sah in konzentrierte Gesichter, drum herum standen zahlreiche Zuschauer, die Kameras nahmen das Spielgeschehen auf, es wurde mitgefiebert und natürlich diskutiert. Bisher kannte ich diese Form nur aus dem TV. Und jetzt bin ich mittendrin. Nun gut, wie gesagt die erste Stunde sollte nur zum Abtasten genutzt werden. An meinem Tisch ging es aber schon ziemlich schnell rund, sodass nach kurzer Zeit der erste Spieler bereits vom Tisch genommen wurde. Tja und so ist Poker manchmal, da verliert man mit einem Flush Dame hoch, nur Pech, dass der andere das Ass hatte… OK, dachte ich mir, jetzt haben wir wenigstens ein bisschen mehr Platz am Tisch. Nun kam die vorerst letzte Blinderhöhung vor der ersten Pause. Durch mein doch ziemlich passives Spiel hatte ich schon recht ordentlich verloren, so dass ich mich entschloss, vor der Pause in die Offensive zu gehen. Ich bekam A 7 in einer Farbe, die Blinds waren schon recht hoch, ich hatte nur noch um die 1800 an Chips. Also nicht mehr viele Möglichkeiten lange mitzuspielen. Ich setzte den Big Blind und mein linker Nachbar ging All-in mit ca. 1000. Einer zog mit und da dachte ich nun “Alles oder nichts”. Ich zahlte um den Flop zu sehen. Es kam die 7, 8, und Bube. Na toll, ich treffe das kleinste Paar und hab nur noch 525 an Chips, wie auch nicht anders zu erwarten, setzte mein Gegner 600, so dass ich All-in gehen musste und er die Chance hatte 2 Spieler vom Tisch zu nehmen. Jetzt decken beide ihre Karten auf und mir wurde ein wenig mulmig. Der eine A D, der andere A 10, aber ich führte mit meinem Paar 7. Glücklicherweise kam auf Turn und River nichts Brauchbares für meine Gegner und ich gewann den Pott und war wieder zurück im Spiel.
Jetzt erstmal durchpusten, neu konzentrieren und offensiver spielen. Die Pause kam mir gerade recht und ich konnte in Ruhe erstmal ein Wasser trinken. Danach ging alles relativ flott, ich hatte genug Chips und konnte entspannt zusehen, wie einer nach dem anderen vom Tisch genommen wurde. Und jetzt ging es erst richtig los. Die 10 Teilnehmer des Finaltisches sind ermittelt. Mein Tisch 5 wird aufgefüllt. Die Blinds werden wieder erhöht und nun bedeutet es für den einen oder anderen, gezwungenermaßen sofort All-in zu gehen. Ich hatte ein paar Hände gewonnen, so dass ich zwischenzeitlich einen stattlichen Chipstapel erspielte. Es verabschiedeten sich auch recht schnell die ersten Spieler.
Als die letzten 5 am Tisch saßen, merkte man jedem die Anspannung an. Keiner wollte zuviel riskieren. Leider hatten wir am Tisch mittlerweile einen mächtigen Chipleader, der nach Belieben die Blinds klauen konnte. Die Blinds, mittlerweile bei 1600/3200, sorgten auch dafür, dass Teilnehmer Nr. 5 nach einem vorher gecallten und verlorenem All-in den Tisch verließ. Dann kam mein großer Moment. Ich sitze im BB habe die Monsterhand 5-7 auf der Hand. Der nächste schmeißt weg, das große Zittern geht los, ob der Chipleader erhöht, aber er setzt nur den BB und der SB geht All-in, da er schon short stacked ist. Ich checke und hoffe auf einen einigermaßen guten Flop. Und zu meiner Erleichterung werden im Flop die 6,3,4 aufgedeckt. Ich hab also eine Straße gefloppt, nun geht es los. Was könnte der Chipleader getroffen haben, welche Karten hat er auf der Hand? Ich schaue noch mal in meine Karten, um zu signalisieren, dass ich eigentlich nichts getroffen habe und hoffe, er checkt auch durch. Aber es kommt anders – natürlich erhofft von mir – er setzt 6000 und ich gehe sofort All-in. Besser die Katze im Sack, als dass ich ihm die Turn- und die Riverkarte überlasse. Er passt und ich gewinne gegen den SB und kann somit meinen Chipstapel beträchtlich erhöhen.
Jetzt waren wir nur noch zu dritt. Jedoch hatte der 3. kaum noch Chips auf der Hand und er musste unweigerlich All-in gehen, wenn er noch was reißen wollte. So kam es dann auch, dass er als Dritter den Tisch verlassen musste. Und nun saß ich im Heads-Up. Ich hatte etwas mehr Chips als mein Gegenüber. Die Blinds waren bei 3200/6400. Und wir beide hatten enormen Respekt davor. Wir schoben uns auch die Blinds erstmal hin und her, weil wir beide auf eine gute Hand warteten. Ich setzte den SB mein Gegenüber den BB. Der Dealer verteilt die Karten, ich bekomme A-K. Ohne zu zögern gehe ich All-in, mein Gegner callt. Mein Pulsschlag lag bei gefühlten 180, aber nur keine Nerven zeigen. Als er seine Karten aufdeckte, zeigte er K-Q und ich war erstmal erleichtert. Sofort stand ich auf, warum weiß ich nicht mehr genau, der Flop wurde aufgedeckt und da erscheint mein Ass, ich konnte mein Glück kaum fassen. Mein Gegner konnte nur noch mit weiteren 2 Damen gewinnen. Der Turn brachte eine Sieben, der River einen Buben und ich war am Ziel meiner Träume angelangt.
Ich gewann das WSOP-Qualifikationsturnier. Im ersten Moment konnte ich es nicht fassen. Ich in Las Vegas bei denen, die ich bisher nur aus dem TV kannte. Erstmal was trinken und hinsetzen.Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Natürlich ist es leicht jetzt zu behaupten, das wäre alles so geplant. Aber als wir nur noch 5 Spieler am Tisch waren, hatte ich schon ein gutes Gefühl zumindest unter die ersten Drei zu kommen. Am Tag danach war ich immer noch aufgewühlt. Ich kann es immer nur wiederholen, es ist unbeschreiblich – ich fahre zum größten Pokerturnier der Welt.
An dieser Stelle möchte ich mich beim gesamten Fishhooksclub bedanken. Es war ein wunderbar organisierter Abend. Ebenfalls danke ich PartyPoker, die diesen Trip sponsern. Ein ganz großer Dank geht an Damir, Dino und meinen Bruder Francesco, die mir zum Geburtstag „The Theory of Poker“ geschenkt hatten. Daraus hatte ich mir noch mal nützliche Informationen holen können.
“Dusko” Dusan Ivancevic
Gewinner der ersten WSOP-Qualifikation
des Fishhook-Clubs
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 03.04.2007.