Erst vor wenigen Monaten erhob Matt Kirk schwere Anschuldigungen gegen den Besitzer des King‘s Casinos Leon Tsoukernik. Er soll ihm 2 Millionen Dollar schulden. Nun legte Elton Tsang nach. Der Gewinner des €1m One Drops der WSOP im letzten Herbst, erklärte in einem langen Interview gegenüber CalvinAyre, Leon schulde ihm aus einem Cashgame in Barcelona 3 Millionen Euro.
Elton Tsang, der unter anderem die APPT organisiert, hatte nach eigener Aussage gegen Tsoukernik 4,2 Millionen Euro in drei Cashgame-Sessions während der EPT Barcelona gewonnen, doch nur 1,2 Millionen wurden ihm ausgezahlt. An den Spielen waren unter anderem Daniel Cates, Fedor Holz, Philipp Gruissem, Christoph Vogelsang und Igor Kurganov beteiligt.
Leon Tsoukernik widerpsrach den Anschuldigungen vehement, erklärte jedoch, sich wegen einens Rechtstreites im Moment nicht detailliert äußern zu können.
In einem langen Gespräch mit Lee Davy erklärte, Tsang, was damals in Barcelona vorgefallen ist. Wir haben dies in Auszügen übersetzt. Unten ist ein Statement Tsoukerniks (ebenfalls gegenüber CalvinAyre) zu finden.
Es war im August bei der EPT Barcelona. Ich wollte erst nicht hin, aber dann stellte ich fest, dass meine Freunde Richard Yong, Winfred Yu und John Juanda gingen, also ging ich auch. […]
Dort veranstalte Leon Tsoukernik ein Cashgame und Richard stellte mich ihm vor. Ich hatte ihn vorher nie getroffen und kannte ihn nicht. Er veranstalte das Spiel und fragte Richard, ob ich kreditwürdig sei. Richard bejahte.
Zunächst spielten wir €1k / €2k mit einem Pflicht-Straddle auf €4k. Wir haben uns für 400.000 Euro eingekauft und gespielt haben Richard Yong, Winfred Yu, Peter Chan, Leon Tsoukernik, Tony Guoga, Fedor Holz, Daniel Cates und ich.
Ich hatte schnell eine Million verloren, nahm für insgesamt 2 Millionen Chips und war zwischenzeitlich 1,4 Millionen hinten. Als wir die Blinds auf €2k / 4k mit €8k Straddle und später auf €5k / €10k erhöhten, drehte sich mein Glück. Die Spieler verließen nach und nach den Tisch und übrig blieben neben mir nur Tony G, Jungleman und Leon. Am Ende der Session war ich 2,8 Millionen vorne und hatte alle Chips am Tisch. Leon bot mir an, gegen ihn €10k / €20k Heads-Up zu spielen und ich stimmte zu. Ich verlor 1,4 Millionen an ihn und beendete den Tag mit 1,32 Millionen.
[…] Weder ich noch einer meiner Freunde bracht Geld mit an den Tisch und wir gingen davon aus, dass wir auf Kredit spielten, so dass jeder seine Gewinne und Verluste mit Leon begleicht.
Am nächsten Tag meldet sich Peter [Chan] bei mir – Leon fragte, ob ich an dem Spiel teilnehmen wolle. Ich ging sofort ins Casino. Als ich ankam, spielten dort Leon und Peter mit Philipp Gruissem und Igor Kurganov. Sie spielten €2k / €4k und kurz nachdem ich da war, ging Peter. Die Blinds wurden auf €2k / 4k mit €8k Straddle erhöht und ich nahm wieder Chips für 2 Millionen Euro. Zwischenzeitlich war ich erneut 1,4 Millionen hinten, gewann dann aber einen Flip gegen Igor und lag bei 1,3 Millionen Euro. Leon stand eine zeitlang auf und ich spielte gegen Philipp und Igor zu dritt bis 10 Uhr morgens. Den Tag verlor ich in Summe nur 130.000 Euro.
An diesem Tag war ich bereits seit 4 Uhr morgens wach und Leon meldete sich bei mir. Er wollte um 5 Uhr nachmittags wieder spielen. Ich kam um 6 und zu viert begannen wir das Spiel. Dabei waren Daniel Cates, Leon Tsoukernik und Christoph Vogelsang. Die Blinds starteten bei €5k / €10k und jeder hatte eine Million Euro vor sich.
Wir spielten ungefähr drei Stunden, wobei Leon und ich die größten drei Hände austrugen. In der ersten Hand hatte ich 77 und erhöhte preflop auf €25k von UTG. Leon reraiste mit Big Blind auf €75k und ich callte. Der Flop kam 843 in verschieden Farben und Leon setzte €200k. Ich zahlte. Der Turn brachte einen J und Leon und ich checkten. Der River brachte eine 9 und Leon ging mit einem Stack von 600k all-in. Sein Spiel ergab keinen Sinn und so zahlte ich mit 77. Leon annoncierte Ass-hoch und ich gewann den ersten riesigen Pot des Tages. Leon ludt für eine Million nach.
Ein paar Runden später setzte sich Leon links neben Daniel und rechts von Christoph hin. Es kam zu einer weiteren großen Hand. Diesmal erhöhte Leon vom Button auf €50k und ich zahlte mit 99. Flop: 733 und ich check-calle einen 150k Bet. Auf dem Turn kam eine 8 und ich checkte wieder. Leon ging jetzt für €800k all-in – eine riesige Overbet. Ich callte ihn wieder, denn Leon sah aus, als würde er bluffen. Auf dem River kam eine 9 und ich drehte schnell meine Hand um, denn es sollte nicht wie ein Slowroll aussehen. So gewann ich den zweiten großen Pot des Abends.
Leon kaufte für eine weitere Million nach und gewann ein wenig zurück. Er gewann 500k und hatte 1,5 Millionen Euro vor sich. Ich hatte die meisten Chips, denn die anderen beiden Spieler waren in kaum einen großen Pot verwickelt.
Die letzte Hand war als Leon vom Button auf €50k raiste und Christoph im Small Blind callte. Ich hatte AA im Big Blind und raiste auf €200k. Beide Spieler zahlten und der Flop fiel T93. Ich spielte €400k an und nur Leon zahlte. Der Turn brachte eine 2 und ich ging all-in. Leon zahlte für €900k und zeigte A9 für Middle Pair. Der River half ihm nicht und er verlor in Summe 3 Millionen Euro. Er kaufte für 2 Millionen nach, spielte aber nicht lange, denn seine Frau kam. Es war gegen 21:30 und dies waren die Stände im Spiel:
Ich (Elton Tsang): +€3,375m
Daniel Cates: -€200k
Christoph: -€65k
Leon: -€3.11m
Leon verließ den Tisch und das Spiel kam zu einem Stopp. Chris und ich aßen am Tisch und wir warteten auf Leon. Aber er kam nicht zurück. Gegen 10 Uhr zählte ich meine Chips, nahm die meiner Mitspieler in Augenschein und ging vor das Casino, um mich mit ein paar Freunden zu unterhalten. Ehrlich gesagt, war ich etwas besorgt, ob ich mein Geld bekommen würde, denn der Betrag, den Leon verloren hatte, war inzwischen substantiell.
Gegen 22.30 Uhr, so berichteten es Daniel Cates und Richard Yong, kam Leon zurück zum Pokertisch. Er fragte, warum wir nicht mehr spielen, packte schnell alle Chips am Tisch zusammen und verließ den Raum.
Am 27. August meldete sich Leon bei mir und bat um ein kurzes Treffen. Ich traf mich im Hotel-Café it ihm. Dort bot er mir an, meine Gewinne der ersten beiden Spiele auszuzahlen und er wollte das dritte Spiel streichen. Auf meine Frage nach dem Warum gab er keine Gründe. Er sagte nur: „Das ist das Angebot, das ich mache.“
Sechs Stunden später fragte ich nach einem weiteren Treffen und wir trafen uns im gleichen Café. Ich erklärte ihm, es sei unmöglich, einfach das letzte Spiel zu vergessen und er mich in Gänze auszahlen muss. Ich sagte, ich habe das Geld ehrlich und gerecht gewonnen. Später sagte er, das Spiel sei merkwürdig und nicht fair gewesen.
Er erklärte, es sei nicht möglich gewesen, dass ich immer dann gecallt hatte, wenn er geblufft hatte und gefoldet hatte, wenn er die beste Hand hatte. Ich sagte, ich hatte dann einfach keine starke Hand.
Während des Treffens benahm er sich wie ein Gentleman. Er war nicht aggressiv oder verärgert. Er sprach wie von einem Business-Deal. Er sagte nur immer wieder: „Willst du du deine 1,2 Millionen oder nicht?“
Nach dem zweiten Treffen sagte er, es gäbe keinen Disput hinsichtlich der ersten beiden Spiele und er würde die 1,19 Millionen Euro, die ich am Montag gewonnen habe, zahlen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hatte all meine Freunde gefragt, was ich machen könnte. Sie alle sagten, ich solle ihm etwas Zeit geben, um darüber nachzudenken. Die nächsten zwei Wochen ignorierte Leon all meine Nachrichten und wollte nicht mit mir sprechen. Ich war wütend. Es ist schlimm, wenn man einfach ignoriert wird. Er sagte einfach nur, er würde mich nicht bezahlen.
Ich weiß, er hatte massive Anteile an Jungleman und Christoph, über 90 Prozent. Es war also ich gegen drei Gegner. Ich weiß auch, dass er ähnliches mit Igor, Philipp und einigen anderen Pros gemacht hatte.
Nach mehreren Monaten und einer Menge Überzeugungsarbeit zahlte er schließlich die 1,2 Millionen Euro. In den drei Spielen wirkte er wie ein Gewinner. Wenn er mir die 1,2 Millionen nicht zahlte, hieß dass, er hatte alles Geld von den anderen Spielern eingesammelt hatte und verwendete die 1,2 Millionen als Mittel gegen mich.
Er wollte einen Deal der Art: „Ich werde meine Schulden begleichen, aber nicht im vollen Umfang.“
Er hat mit mir verhandelt. Er hat ein Casino. Er kennt die Glücksspielgesetze. Er weiß, dass Glücksspielverluste in Europa nicht einklagbar sind. Nach ein paar Wochen meldete sich Eddy Scharf bei mir, um im Namen Leons zu verhandeln. Er sagte, ich sollte die 1,2 Millionen Euro nehmen, denn in Europa könne ich die Schulden nicht einklagen. Ich sollte glücklich sein, überhaupt 1,2 Millionen zu bekommen.
Ich kontaktierte einige Rechtsanwälte und sie sagten alle das selbe. Spielschulden kann man nich einklagen. Das Spiel war, auch wenn es in einem Casino stattfand, nicht einmal legal und da wir auf Kredit spielten, kann ich Leon auch nicht verklagen.
Schlussendlich schaltete sich Tony Guoga als Mittelsmann ein, aber das änderte am Ergebnis nichts. Es klang, als wäre Tony G auf meiner Seite. Ich hatte vorher bereits mit ihm gespielt und er sagte, er wusste, ich hätte nicht betrogen. Leon würde irgendwann schon merken, dass er einen Fehler gemacht hatte, aber vorerst sei es am besten, ich würde die 1,2 Millionen nehmen und den Rest sein lassen.
Monate später kann ich nicht schlafen. Es beschäftigt mich jeden Tag. Ich habe oft Tränen in den Augen, darüber wie mich der Typ behandelt hat. Ich habe ihm Action gegeben. Ich habe 2 Millionen verloren und ich weiß, ich hätte am Ende bezahlt. Dann gewinne ich und er gibt mir keinen Grund, warum er mich nicht bezahlt.
Philipp Gruissem war der einzige Spieler, der ihm sagte, er solle bezahlen. Leon wirkte so, als fragte er: „Auf welcher Seite bist du? Warum willst du den Chinesen helfen?“ Das versetzte Philipp einen herben Schlag. Viele dieser deutschen Spieler haben ihr Geld über Leon verdient und wollen ihn nicht vor den Kopf stoßen. Leon schloss Philipp von allen Spielen aus [dem widersprach Leon später]. Winfred setzte sich für mich ein, doch Leon sagte, er solle sich da raushalten.
[…]
Ich hatte keine Möglichkeiten. Ich frage Phil Ivey um Rat und der sagte, ich sollte die 1,2 Millionen nehmen und später nach dem Rest fragen. Ich nahm die 1,2 Millionen. Danach schickte mir Leon Nachrichten. Er wollte mich ins King‘s Casino einladen, ich sollte an den Spielen teilnehmen, er wollte Hände schütteln, ein Photo machen.
Er meldete sich, als wäre nichts passiert. Dann passierte die Sache mit Matt Kirk. Ich überlegte schon vorher, an die Öffentlichkeit zu gehen, doch ich war sehr beschäftigt. Nach der Sache mit Matt Kirk wusste ich, dass es Zeit es, meine Geschichte zu erzählen, denn es ist nicht das erste Mal, dass er sowas gemacht hat.
Ich gehe nicht davon aus, dass er zahlen wird. Er ist widerborstig und in dieser Hinsicht sehr stark. Er hat gesagt, ihm ist es egal, was ich der Öffentlichkeit erzähle. Er will den Ruhm, er will cool und in den Medien sein. Ich habe gehört, er hat dies auch mit anderen Spielern gemacht und ich habe auch Angst davor, was er noch tun wird.
Leon hat während dieser Zeit viele Leute zu mir geschickt, die mit mir redeten. Sie machten Andeutungen, dass Leon kein Pfadfinder ist, dass er einen Hintergrund habe. Mit war das egal. Wenn er mich umbringt, bringt er mich um.
Ich wünschte, ich könnte rechtlich etwas machen. Aber das ist Geldverschwendung. Mein Anwalt sagt, ich kann auf dem Weg nichts erreichen. Inzwischen geht es mir nicht mehr um das Geld. Viele Leute haben, versucht, Leon umzustimmen. Er hatte ein Jahr lang mit Leuten gesprochen, die mich kennen.
CalvinAyre hatte sich direkt an Leon Tsoukernik gewandt, um ein Statement von ihm zu bekommen. Er ließ folgendes verlautbaren:
Ich bin Besitzer eines Casinos und ein Pokerspieler. In beiden Bereichen braucht man Integrität und Können. In beiden Bereichen hatte war in den letzten Jahren glücklich, signifikante Ergebnisse zu erzielen. Das King‘s Casino ist das größte in Europa. Ich bin kein Profispieler, aber ich liebe insbesondere Highstakes-Cash-Games. Ich habe das EPT-Superhighroller in Prag gewonnen und wurde beim Super Highroller Bowl Vierter.
So gerne ich direkt auf die völlig abwegigen Statements von Elton [Tsang] eingehen will, kann ich das im Moment nicht, da ich in einen Rechtsstreit verwickelt bin. Ich sage dies: Eltons Version der Ereignisse ist Fiktion und geht nicht auf Fakten ein, die zu einer sehr bezeichnenden Situation führten und beschämend für ihn sind. Ich werde, wenn es angemessen ist, eine akkurate Version der Ereignisse wiedergeben.
[...]
Es bleibt abzuwarten, wie der Rechtsstreit zwischen Matt Kirk und Leon Tsoukernik in den USA ausgehen wird. Auch dort stellt sich sich Tsoukenrik auf den Standpunkt, dass Spielschulden nicht einklagbar sind.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 18.08.2017.