Manchmal muss man einfach seinem Instinkt vertrauen und im richtigen Moment die richtige Entscheidung treffen, auch wenn diese äußerst waghalsig und möglicherweise ein wenig geistlos wirkt.
Das dürfte sich bei der jüngst beendeten LAPT Brasilien der mexikanische Poker-Pro Angel Guillén gedacht haben, als er in einer Hand einen bemerkenswerten Stunt hinlegte.
Manchmal scheint man einfach zu wissen, dass der Gegner nichts hat und auf einem immer gefährlicherem Board einen Bluff durchzieht. Aber selten hat ein Spieler den Mut mit einem lausigen vierten Paar auf einem 4-Flush-River ein All-In in einem gereraisten Pot zu callen und liegt dann auch noch richtig.
Genau das hat Angel Guillén geliefert und so lief die Hand gegen Joao Simão bei der LAPT Brasilien ab:
BU: Guillén (t690.000): 5 4
BB: (t948.000): A 6 Preflop: Guillén raist auf t40.000, Simão reraist auf t97.000, Guillén callt.
Flop (t228.000): 10 7 3
Simão setzt t104.000, Guillén callt.
Turn (t436.000) 4
Simão setzt t135.000, Guillén callt.
River (t706.000) J
Simão setzt t612.000, Guillén denkt 15 Minuten nach und callt t354.000 (all-in).
Guillén gewinnt t1.414.000 mit einem Paar Vieren.
Auswertung der Hand
Vor dem Flop callt Guillén mit einer spekulativen Hand eine 3-Bet in Position, floatet den Flop mit einem Gutshot und zieht sich einen Bluff-Catcher auf dem Turn.
Zu der Hand erklärte Guillén, dass er seinen Gegner aufgrund der seiner Meinung nach recht hohen Bet auf dem Flop auf eine schwache Range setzte und deswegen Flop und Turn callte. Auf dem River war dann seine Hauptsorge nicht, dass Simão eine starke Hand habe, sondern dass er mit einer minimal besseren Hand bluffen konnte.
Deswegen habe er so lange gebraucht, sich zu dem Call durchzuringen. Während Guillén mit seiner Entscheidung haderte, redete er so viel mit seinem Gegner, dass am Ende die Turnierleitung einschritt und ihm deshalb nach der Hand einen Straf-Orbit aufbrummte.
Am Ende stimmte Guilléns Einschätzung und er lag mit seinem Call richtig. Joao Simão demonstrierte in dieser Hand eindrucksvoll, wie eine polarisierte Range aussieht und warum diese gegen starke Mitspieler gefährlich sind – sie können recht sicher deduzieren, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass der Gegner blufft. Siehe dazu unseren » Strategie-Artikel zu polarisierten Ranges.
Der Hero-Call im Video
Die Hand zwischen Guillén und Simão gibt es auch als Video mit spanischem Kommentar von Guillén vom portugiesischem Stream (“¡As y 6! ¡Increíble!”):
Am Ende wurde Guillén in dem Turnier übrigens Fünfter und nahm umgerechnet rund 60.000 Euro mit.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 04.06.2014.