/ In der Welt des Pokersports gehört Doyle Brunson zu den lebenden Legenden. Zweimaliger World Champion, Mitglied in der „Poker Hall of Fame“. Er ist der Autor von „Super System“ und viele halten das für das beste Buch, das jemals über Pokern geschrieben wurde. (ich gehöre auch dazu).
In Spielerkreisen war Doyle immer der Mann, an dem es kein Vorbeikommen gab. Aus dem einfachen Grund, Doyle stand für „Action“. Sein Motto und die Überzeugung, nach der er lebte, war stets: „Wenn du Action haben willst, musst du auch bereit sein, für Action zu sorgen“. Und wie man für Action sorgte, das wusste wohl kaum wer besser als er selbst. Ganz egal. Poker spielen, Golfwetten, Sport- und andere Wetten. Dolye war immer zur Stelle.
Es ist fast dreißig Jahre her, als ich Doyle Brunson erstmals kennen lernte. Damals lebte ich noch in North Carolina und es war meine ersten Reise nach Las Vegas. Danny Robinson, mit dem ich zusammen aufgewachsen war, und Chip Reese nahmen mich bei sich auf. Die beiden Jungs aus Dayton gehörten in dieser Zeit in Las Vegas zu den absolut stärksten Pokerspielern. Reich, jung und ein Leben wie ein schöner Traum.
Nachdem ich angekommen war, führten sie mich durch ihr Haus. Ziemlich beeindruckend! „Was steht morgen an?” fragte ich Danny. Seine Antwort: “Ich habe morgen eine mächtige Partie Golf vereinbart – wir spielen $10.000 „Nassau“ (das bedeutet, man wettet auf die ersten und letzten neun Löcher und dann noch auf das ganze Match. – Zusätzlich kann man noch eine Wette einmalig verdoppeln) „Und gegen wen?“ fragte ich. Seine Antwort: „Ich spiele gegen einen Kerl, der hat sicher 200 Kilo“. Und ich fragte nach: “Wie viele Schläge gibst du ihm vor?“ und seine Antwort war: „Bei Unentschieden gewinnt er“
Was ich da hörte, konnte ich fast nicht glauben. Einfach, weil Danny in der High School überhaupt ein Top Sportsmann war und speziell als Golfspieler. (Er war die Nummer Eins des High School Golf Teams und bekam ein Golf-Stipendium für das College). Für mich war Danny bei dieser Vorgabe – Unentschieden ist Sieg für den Gegner – ein absoluter Favorit. Eine wirklich gute Wette, auch ohne zu berücksichtigen, dass man gegen einen Gegner spielt, der an die 200 Kilo wiegt.
Ich konnte es einfach nicht glauben: „Niemand auf der Welt mit diesem Gewicht kann dich unter diesen Bedingungen schlagen“ sagte ich. Aber er lachte und sagte: „Glaube mir, dass wir ein hartes Match, aber du kannst dich gerne beteiligen, wenn du Lust hast“
Doyle BrunsonMir erschien das wie ein Geschenk des Himmels. Ich hatte in Summe gerade mal 2500$. Das war meine Bankroll und das Geld, was ich sonst so zum Leben brauchte. Mit $500 beteiligte ich mich an seine Wette und konnte dann die folgende Nacht kaum schlafen, weil ich immer an meine „sichere Sache“ denken musste.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zum Las Vegas Country Club. Dort lernte ich dann Mr. Doyle Brunson kennen. Ich war von diesem Mann sofort fasziniert. Das Match startete vom “back tees” und Doyle spielte eine 72er Runde (even par). Danny kostete diese Niederlage in Summe 40k (mein Anteil war $2000). Und obwohl Doyle doch der Gegner war und ich ihn für diesen Tag hasste, konnte ich nicht anders, musste ich diesen Burschen einfach bewundern. Abgesehen davon, dass ich gleich an meinem ersten Tag in Las Vegas eine Menge gelernt hatte.
Doyle war in Texas aufgewachsen, so kam er auch zu seinem Spitznamen “Texas Dolly“. Sein Können als Pokerspieler ist ja legendär und weltweit bekannt, aber ich war echt verblüfft über seine sportlichen Talente. Während der High School war Doyle ein sehr guter Basketball-Spieler und Teil des nationalen Auswahlteams. Und auch als Läufer ein Spitzenathlet. Seine Karriere als professioneller Basketball-Spieler schien vorgezeichnet, als er im Abschlussjahr des College wegen einer Knieverletzung alle sportlichen Ambitionen aufgeben musste. Davor war er noch zum Start der Finalspiele zum „most valuable Player“ gekürt worden. – Seit damals und bis heute, fällt mir zu Doyle Brunson nur ein Wort ein. – Fantastisch!
Das nächste Mal werde ich meine liebste Doyle Brunson Story erzählen.
Take care.
Mike Sexton
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 27.04.2007.