"Ich bin einfach nur glücklich, das Ganze kam völlig unerwartet", mit diesen Worten kommentierte Christoph Vogelsang seinen Sieg beim $300k Super High Roller Bowl für satte 6 Millionen Dollar. Vogelsang besiegte zuletzt Jake Schindler im Heads-Up, der als Runner-Up fette 3,6 Millionen Dollar erhielt. Der Deutsche Stefan Schillhabel wurde Dritter für 2,4 Millionen. Insgesamt ging es bei dem Mega-Turnier um gigantische 16,8 Millionen Dollar Preispool.
Autor: Arved Klöhn, Jan Meinert
Bilder: Poker Central
Eckdaten Aria $300k-Highroller
- Teilnehmer: 56
- Buy-In: $300.000 (keine Rake)
- Preispool: $16.800.000
- Bezahlte Plätze: 7
- Sieger: Christoph Vogelsang
Das teuerste Turnier des Jahres
Mit einem Buy-In von 300.000 Dollar war der Super-Highroller-Bowl im Aria-Casino das teuerste Turnier des Jahres. Dabei wurde keine Rake genommen und die Spielerzahl war auf 56 begrenzt.
Das Turnier war bereits Monate zuvor ausgebucht und hätte noch weit mehr Spieler angezogen, doch die Verknappung der Plätze gehörte zum Programm bei diesem Turnier.
Gespielt wurde mit 300 Big Blinds pro Spieler, einer extrem langsamen Struktur, 75-minütigen Levels und einer Shotclock. Das heißt, jeder Spieler hatte nur 30 Sekunden Bedenkzeit pro Zug und eine Time-Bank von fünf Mal einer Minute pro Spieltag.
Wer spielte mit?
Neben der versammelten Poker-Prominenz waren auch mehrere namhafte Freizeitspieler und Geschäftsleute im Rennen. Prominentestes Gesicht war der amerikanische Comedian Kevin Hart, der jüngst von PokerStars verpflichtet wurde und als absoluter Außenseiter am TV-Tisch saß. Diese 56 Spieler nahmen an dem Turnier teil:
Andrew Lichtenberger (USA) | Christian Christner (Deutschland) | G.I. (Argentinien) | Matt Berkey (USA) |
Andrew Robl (USA) | Christoph Vogelsang (Deutschland) | Haralabos Voulgaris (Kanada) | Nick Petrangelo (USA) |
Ankush Mandavia (USA) | Connor Drinan (USA) | Igor Kurganov (Deutschland) | Phil Hellmuth (USA) |
Antonio Esfandiari (USA) | Dan Colman (USA) | Isaac Haxton (USA) | Pratyush Buddiga (USA) |
Ben Lamb (USA) | Dan Preper (USA) | Jake Schindler (USA) | Rainer Kempe (Deutschland) |
Ben Sulsky (USA) | Dan Shak (USA) | Jason Koon (USA) | Sam Soverel (USA) |
Ben Tollerene (USA) | Dan Smith (USA) | Jason Les (USA) | Scott Seiver (USA) |
Bill Klein (USA) | Daniel Negreanu (Kanada) | Jason Mercier (USA) | Sean Winter (USA) |
Bill Perkins (USA) | David Einhorn (USA) | John Juanda (Indonesien) | Stefan Schillhabel (Deutschland) |
Brandon Steven (USA) | David Peters (USA) | Justin Bonomo (USA) | Steffen Sontheimer (Deutschland) |
Brian Rast (USA) | Dominik Nitsche (Deutschland) | Kevin Hart (USA) | Talal Shakerchi (Vereinigtes Königreich) |
Bryn Kenney (USA) | Doug Polk (USA) | Koray Aldemir (Deutschland) | Tom Marchese (USA) |
Byron Kaverman (USA) | Erik Seidel (USA) | Lauren Roberts (USA) | Tony Guoga (Litauen) |
Cary Katz (USA) | Fedor Holz (Deutschland) | Leon Tsoukernik (Tschechien) | Zachary Hyman (USA) |
Harsches Aus für Christian Christner
Wirklich bitter wurde der deutsche Spieler Christian Christner gleich am ersten Tag erwischt. Er war mit 5-5 auf einem 8-5-4-Flop gegen die einzige Dame im Turnier, die Geschäftsfrau Lauren Roberts, all-in. Roberts hatte mit A-A nur ein Overpair, traf jedoch ihren Zwei-Outer, ein drittes Ass, auf dem River und damit wurde Christners Stack auf ein Drittel reduziert.
Immerhin bis in sechste Level hielt sich Christner noch, dann war es für ihn gegen Christoph Vogelsang geschehen. Er verlor mit 7-7 < A-Q einen Flip und wurde damit der erste Deutsche, der das Turnier verlassen musste.
Hellmuth kommt zu spät, hat Pech mit Sets
Phil Hellmuth konnte es sich auch bei diesem Turnier nicht nehmen lassen, als letzter Spieler an den Tischen zu erscheinen. Der Poker-Brat kam geschlagene anderthalb Stunden zu spät, ließ seinen Stack über ein Level runterblinden und danach lief für ihn reichlich wenig zusammen.
Im dritten Level traf er mit T-T auf einem T-9-7-Flop Top-Set. Das Board wurde auf dem Turn mit der Q reichlich draw-lastig und Hellmuths Gegner, Justin Bonomo, schob nach einer Bet Hellmuths all-in. Hellmuth callte instantan, lag jedoch gegen Bonomos gefloppte Straße mit 8-6 meilenweit hinten. Der River brachte Hellmuth keine Hilfe und sein Stack war auf ein paar Dutzend Big Blinds geschmolzen.
Nach der Hand gab es einen klassischen Hellmuth: Nörgeln, Schimpfen und die Selbsteinschätzung als "bester Spieler der Welt":
Immerhin bis ins fünfte Level hielt es Hellmuth noch im Turnier, dann traf er wieder ein vergiftetes Set. Mit 3-3 flopte er auf einem Q-8-3-Board Bottom-Set gegen den Comedian Kevin Hart. Nachdem der Flop gecheckt wurde, setzte es nach einer Zehn auf dem Turn Bet, Raise und All-in und Hellmuth sah im Showdown das Schlamassel. Kevin Hart hatte mit Q-Q ein besseres Set getroffen und eliminierte damit Hellmuth, der so nur einen sehr kurzen Auftritt beim Super-Highroller-Bowl hatte.
Igor Kurganov scheitert mit Top-Two
PokerStars-Pro Igor Kurganov scheiterte im letzten Level des ersten Tages mit einem Gutshot an Byron Kaverman. Auf einem A-8-7-Q-T-Board hatte Kurganov mit A-Q Top-Two, doch sein Gegner hatte mit J-9 eine Straße gerivert.
Die Chips gingen en gros erst auf dem River in die Mitte und Kaverman setzte Kurganov nach einer Bet all-in. Der Deutsche zahlte, nachdem er mehrere Bedenkminuten investiert hatte, sah die schlechte Nachricht im Showdown und musste seinen Platz räumen.
Zahlreiche Busts am zweiten Tag
Am zweiten Tag des Turniers wurde das Feld deutlich verkleinert. Dominik Nitsche, der zwischenzeitlich in den Top-10 des Counts lag, verlor schnell einen guten Teil seines Stacks und fand sich plötzlich mit etwas über 50 Big Blinds und Ass-Dame gegen Dan Smith mit Ass-König all-in. Das Board versagte dem 888-Pro jede Hilfe und so kam sein Turnier zu einem abrupten Ende.
Auch Antonio Esfandiari und Dan Colman wurden eliminiert, die beiden Sieger des Millionen-One-Drops der WSOP in den Jahren 2012 und 2014.
Im letzten Level des zweiten Tages musste mit Steffen Sontheimer ein weiterer deutscher Spieler seinen Platz räumen. Er war mit 5-5 < Q-Q gegen Christoph Vogelsang all-in und verpasste seinen Zweiouter.
Fedor Holz verblufft sich
Den ersten Tag im Aria schloss Fedor Holz auf Platz 3 im Leaderboard ab und am zweiten Tag saß er mit Kevin Hart am TV-Tisch im Scheinwerferlicht. Dort lief es für ihn lange Zeit fantastisch, dann jedoch bluffte er in ein Monster.
Mit K-J war Fedor mit Jason Koon und Cary Katz auf einem T♠ 8♥ 2♥ Flop. Koon, der vor dem Flop geraist hatte, spielte an, Holz raiste und Katz callte den Raise. Nachdem Koon seine Hand aufgab, spielte Holz auf dem Q♥ Turn erneut an, doch Cary Katz hatte just einen Flush mit A♥ 9♥ getroffen. Katz schob all-in und zwang Fedor so zum Fold.
Damit hatte Holz seinen Stack halbiert und diesen verteilte er wenig später an Kevin Hart. Erst verdoppelte er den amerikanischen Comedian als beide für 15 Big Blinds mit Top-Pair auf dem Flop all-in waren und Hart den besseren Kicker hatte.
Kurz danach fand Holz zwei Damen, schipperte damit seine letzten Chips in die Mitte und Kevin Hart fand zwei Asse, um damit das deutsche Poker-Wunderkind aus dem Turnier zu nehmen.
Kevin Hart mit Semi-Deep-Run am zweiten Tag
Ohne Frage war Kevin Hart der große Star in diesem Turnier. Der amerikanische Comedian war durchgehend am TV-Tisch zu sehen und bot mit seinem losen Mundwerk eine Show für die Kamera. So sah es aus, wenn Kevin Hart eine Hand gewann:
Insgesamt hielt sich der Amateur jedoch vergleichsweise wacker und spielte unerschrockener und gewandter als viele andere Markenbotschafter des Pokersports.
Bis in das 13. Level und den zweiten Tag war Hart im Turnier, dann fand er sich mit A-J gegen Brian Rast mit K-K vor dem Flop all-in und verpasste ein Ass.
Aus für Daniel Negreanu am dritten Tag
Wenig Glück in diesem Turnier hatte Daniel Negreanu. Die ersten beiden Tage saß er ausschließlich an Tischen mit Profis und hatte nichts von den Amateuren, die sich in dieses Turnier eingekauft hatten.
Am dritten Tag saß er am Fernsehtisch und zu seiner linken wurde Leon Tsoukernik platziert. Dieser erklärte Daniel prompt, dass auch er ein Profi ist - genau genommen, dass er der einzige Profi im Feld ist, denn er ist derjenige, der die Rake kassiert.
Sonderlich viele Chips hatte der Kanadier nicht und auch wenn er einmal glücklich verdoppeln konnte, als er mit Q-J auf einem J-T-6-9-Turn gegen Brian Rasts Set mit 9-9- all-in war und der River einen König zur Straße brachte, lief für Negreanu nicht mehr viel zusammen.
Kurz danach traf er mit K-2 in einem gelimpten Pot auf einem A-K-7-2-Turn Two-Pair und sein Stack wanderte gegen Jake Schindler in die Mitte. Dieser hatte mit A-2 die besseren Two-Pair und damit musste der erfolgreichste Turnierspieler aller Zeiten seinen Hut nehmen.
Koray Aldemir blufft in einen Flush
Mit einem Bluff verabschiedete sich Koray Aldemir aus dem Turnier. Bereits den Großteil des zweiten Tages hing der junge deutsche Spieler am Tropf und brauchte mehrere Verdopplungen, um im Rennen zu bleiben und auch am dritten Tag arbeitete er vor allem am unteren Ende des Counts.
Zum Start seiner letzten Hand hatte er immerhin noch rund 40 Big Blinds und traf mit 7♣ 4♣ auf einem K♠ 7♦ 4♦ Flop Two-Pair gegen Byron Kaverman. Der Turn jedoch machte mit dem K♦ Korays Two-Pair zunichte. Nachdem Kaverman auf dem 8♣ River anspielte, entschloss sich Koray zu einem All-In-Bluff. Sein Gegner hatte jedoch mit A♦ 3♦ einen Flush und zahlte nach etwas Bedenkzeit.
Rainer Kempe verliert ein $1m-Freeroll
Ein wahres Auf und Ab erlebte der deutsche Vorjahressieger Rainer Kempe am dritten Tag. Er begann den Tag mit rund 40 Big Blinds, fiel auf 25 zurück und verdoppelte dann glücklich mit A-7 > A-K gegen Bill Klein. Dann verdoppelte er gleich noch einmal mit einem Full House gegen einen Flush Leon Tsoukerniks und hatte über 100 Big Blinds. Doch dann verlor er einen Flip gegen Bill Klein und etwas später eine enorme Hand gegen seinen Landsmann Stefan Schillhabel mit A-Q < A-K.
Danach blieben Kempe noch etwas über 4 Big Blinds und zu diesem Zeitpunkt bot Leon Tsoukernik dem Deutschen ein kleines Freeroll an. Sollte es ihm dennoch gelingen, das Turnier zu gewinnen, würde er ihm persönlich eine Million Dollar schenken. Zu diesem Zeitpunkt hielt Kempe rund 0,35% aller Chips im Turnier, eine Zahl, die in etwa auch seiner Gewinnwahrscheinlichkeit entsprach. Damit hatte das Millionen-Freeroll für ihn einen realistischen Erwartungswert von rund 3.500 Dollar.
Fortuna machte Kempe jedoch sofort Hoffnungen auf den möglichen Scoop und er verdoppelte einmal mit A-T > K-5 und gleich noch einmal mit A-9 > A-6.
Doch dann kam das endgültige Aus für Kempe in Form von Stefan Schillhabel. Mit 9-9 < T-T verlor Kempe seine letzte Hand und vermachte seinem Landsmann erneut eine große Menge Chips.
Finaltisch mit acht Spielern
Der offizielle Finaltisch begann mit acht Überlebenden und zu Beginn führte Jake Schindler schon mit über 4 Millionen. Auf den Plätzen 2 und 4 lagen die beiden Deutschen Christoph Vogelsang und Stefan Schillhabel. Casino-Boss Leon Tsoukernik war auf Rang 6 ebenfalls noch am Start.
Jason Koon unglücklicher Bubble-Boy
Da es nur sieben bezahlte Plätze gab, war die Bubble noch nicht erreicht, unglücklicher Bubble-Boy wurde hier Jason Koon, der gegen ein geflopptes Set von Jake Schindler rausflog. Danach hatten alle Überlebenden 600.000 Dollar sicher, was aber nur das doppelte Buy-in war.
Es folgte ein Riesenpot für Jake Schindler, der mit 88 die bessere Starthand AA von Pratyush Buddiga knackte. Auf dem Flop traf er die dritte Acht zum Set und machte am Ende sogar noch ein Full House. Buddiga zahlte auf allen Straßen und so hatte Schindler nach dieser Hand die Hälfte aller im Spiel befindlichen Chips vor sich stehen!
Erster Spieler im Geld mit dem erwähnten Min-Cash wurde Justin Bonomo, der gegen Christoph Vogelsang rausflog. Ihm an die Rail folgte recht bald Pratyush Buddiga, der für Platz 6 immerhin schon 1 Million Dollar erhielt. Byron Kaverman bekam anschließend für Platz 5 satte 1,4 Millionen Dollar.
Leon Tsoukernik rennt in Asse und wird Vierter für $1.800.000
Hiernach musste auch der Chef des King's Casino Rozvadov das Turnier verlassen. Leon Tsoukernik stellte nach einem Raise von Christoph Vogelsang mit A-J all-in. Vogelsang hatte aber A-A und callte das Ganze augenblicklich.
Das Board brachte keine Wunder und so verlor Tsoukernik mit der schlechteren Starthand. Er kann sich wahrlich nicht beschweren, 1,8 Millionen Dollar sind schließlich eine Menge Geld.
Stefan Schillhabel wird Dritter für $2.400.000
Zu dritt ging es am fünften und letzten Tag weiter und zu Beginn hatte Jake Schindler mit über 10 Millionen Chips klar die Nase vorn. Vogelsang hatte etwas über 5 Millionen und Schillhabel knapp 900.000.
Stefan Schillhabel hatte zu Beginn des letzten Tages weniger als 15 Big-Blinds, konnte sich aber schnell auf 25 hochspielen. Dann schob er nach einem Raise von Vogelsang mit A-J all-in. Der Call kam von Vogelsang mit Q-Q. Das Board half Schillhabel nicht und er schied als Dritter aus. Die 2,4 Millionen Dollar Preisgeld versüßten seinen Exit jedoch deutlich.
Heads-Up und Sieg für Vogelsang
Das anschließender Heads-Up Jake Schindler vs. Christoph Vogelsang startete mit einer deutlichen 2 zu 1 Führung für Schindler, direkt am Anfang konnte er diese sogar auf 3 zu 1 erhöhen. Dann hatte Vogelsang aber Glück und konnte sich zwei Mal über einen schönen River freuen, der ihm die wichtige Führung verschaffte.
In der letzten Hand des Turniers gingen Schindlers Chips auf einem Board mit 3-T-2-7-2 in die Mitte. Er hatte aber nur J-8 und insofern war sein All-in von 6,2 Millionen Chips ein Bluff. Vogelsang roch den Braten nach etwas Bedenkzeit, callte mit T-7 und stand als strahlender Sieger vom Tisch auf.
Herzlichen Glückwunsch an alle Spieler im Geld, ganz besonders natürlich an Christoph Vogelsang, der in seinem Leben nun über 13,7 Millionen Dollar in Live-Turnieren gewonnen hat.
In der Germany All Time Money List liegt er damit auf Platz 2 hinter Fedor Holz aber vor Ole Schemion, Tobias Reinkemeier und Philipp Gruissem. Im letzten Jahr gewann übrigens Rainer Kempe aus Deutschland den Super High Roller Super Bowl.
$300K Super High Roller Bowl 2017 - Endergebnis
1. Christoph Vogelsang - $6,000,000
2. Jake Schindler - $3,600,000
3. Stefan Schillhabel - $2,400,000
4. Leon Tsoukernik - $1,800,000
5. Byron Kaverman - $1,400,000
6. Pratyush Buddiga - $1,000,000
7. Justin Bonomo - $600,000
8. Jason Koon - $60,000
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 02.06.2017.