Vor zwei Tagen führte 888-Poker ein neues Spiel ein: BLAST ist die 888-Interpretation der auf PokerStars überaus erfolgreichen Spin-And-Gos. Die Funktionsweise ist ähnlich, wenn auch mit etwas modifizierten Regeln.
Anders als bei PokerStars wird mit vier Spielern (anstatt drei) gespielt, die Multiplikatoren verteilen sich etwas anders und – das ist bei 888 ganz neu – die Turniere haben ein Zeitlimit von 6-12 Minuten. Danach sind alle verbliebenen Spieler zwangsweise all-in.
Kann man die Blast-Turniere schlagen?
Als PokerStars vor einem Jahr die Spin-and-Gos einführte, ging ein Aufschrei durch die Pokerwelt. Die Rake ist zu hoch, die Struktur viel zu schnell, das ganze ist eine reine Lotterie und die Spin-and-Gos nehmen den Cashgames die Spieler weg. Letzteres ist ein valider und zu kritisierender Punkt, allerdings haben unzählige Spieler in der Zwischenzeit demonstriert, dass man die Lotto-Spin-And-Gos über eine große Samplesize (tausende gespielte Turniere) tatsächlich schlagen kann, obwohl die Struktur so schnell und die Rake so hoch ist.
Der Grund hierfür ist, dass die Gegnerschaft in den Turnieren teilweise grottenschlecht spielt und ein ausgezeichneter Spieler hier noch eine hinreichend große Edge hat.
Ist es also bei 888-Poker ähnlich? Die Blast-Turniere haben eine noch viel schnellere Struktur als die Spin-and-Gos bei PokerStars und die Rake liegt mit 6,6 bis 10 Prozent deutlich höher.
Wir haben mit dem Format auf 888 ein wenig experimentiert und sind der Frage nachgegangen, ob man die Blast-Turniere eventuell langfristig schlagen kann. Wie der Titel dieses Artikels bereits verriet, ist die Antwort hierauf ein klares Nein.
Wie gut muss man spielen, um die Blast-Turniere zu schlagen?
Ein kleines Rechenspiel: Nehmen wir einmal die Blast-Turniere für ein Buyin von einem Dollar. Der Preispool bei diesen Turnieren liegt zwischen 2 und 10.000 Dollar und im Schnitt werden 3,64 Dollar ausgezahlt.
Wie gut muss ein Spieler sein, um bei diesen Turnieren +/- Null zu spielen?
Sind alle Spieler gleich gut, hat ein jeder eine 25-prozentige Chance, das Turnier zu gewinnen. Das hieße, dass ein einzelner Spieler langfristig im Schnitt 91 Cent pro Turnier gewinnt, also einen Verlust von 9 Cent macht. Um auf einen langfristigen Durchschnittsgewinn von mindestens einem Dollar zukommen, muss ein Spieler rund 27,5 Prozent seiner Blast-Turniere gewinnen.
Das bedeutet, dass seine drei Mitspieler nur noch rund 24,2 Prozent der Turniere gewinnen. Unser 27,5-Prozent-Spieler gewinnt damit rund 14 Prozent häufiger, als seine drei Kontrahenten.
Also: Spieler, die es schaffen, innerhalb von 6-12 Minuten 14 Prozent besser zu spielen, als drei zufällige Gegenspieler, gehen ohne Verlust aus den Blast-Turnieren. Was heißt es denn, 14 Prozent besser zu spielen?
Nun schafft man es, in dieser kurzen Zeit rund 20 Hände zu spielen (wobei die Blinds dabei so schnell so hoch sind, dass man weniger spielt, als viel mehr Push-Fold-Charts bedient). 14 Prozent besser spielen, bedeutete, dass man es schaffen müsste, innerhalb von 20 Händen langfristig seinen Stack im Schnitt um 14 Prozent zu vergrößern.
Legen wir mal einen anderen Maßstab an: Würde man diese Qualitäten bei dem Main-Event der WSOP besitzen (alle 20 Hände seinen Stack um 14 Prozent zu vergrößern), hätte man nach rund 1300 Händen alle Chips im Turnier vor sich. Das wäre irgendwann am Anfang von Tag sechs (25 Hände pro Stunde, zehn Stunden Spiel pro Tag).
Sprich: Wer so gut pokert, dass er bei den Blast-Turnieren keinen Verlust macht, würde das Main-Event in absoluter Rekordzeit gewinnen – zu einem Zeitpunkt, da beim Turnier in diesem Jahr noch 80 Spieler dabei waren. Es scheint also reichlich unrealistisch, zu erwarten, diese Turniere schlagen zu können.
Lockruf für den inneren Zocker
Nichts desto minder machen die Blast-Turniere auf eine gewisse Art und Weise Spaß. Sie sprechen nicht zuletzt dank der Optik und des riesigen Timers den inneren Zocker an. Die Qualität der Mitspieler ist zumindest auf den niedrigeren Limits tatsächlich haarsträubend schlecht, aber das reicht nicht, um die Turniere mit einem positiven Erwartungswert bestreiten zu können.
888-Poker verfolgt bezüglich der Schlagbarkeit der Pokerspiele seit Anbeginn eine sehr eigene Strategie. Die Rake ist hoch – höher als bei den meisten Mitbewerbern, Multi-Tabling ist nur sehr bedingt möglich – maximal sechs Tische und Rakeback gibt es fast gar nicht. Das klingt erst einmal alles ganz furchtbar, hat aber einen positiven und durchaus gewünschten Effekt: Grinder und Regulars halten sich größtenteils von der Seite fern und verstopfen nicht – wie bei PokerStars – die Tische. Man spielt bei 888 also größtenteils gegen Amateure, die noch nicht sonderlich viel Spielerfahrung haben. Das gleicht die zu hohe Rake und das kaum existente Rakeback zu einem hohen Maß wieder aus, so das 888 zumindest auf gewissen Limits immer noch eine Goldgrube ist.
Für die Blast-Turniere gilt das leider überhaupt nicht. Damit diese auch nur im Ansatz lohnenswert für die Spieler werden, müsste die Rake halbiert oder gedrittelt werden. Das wird aber nicht passieren, denn Fische und Amateurspieler interessieren sich nicht für Rake oder positive Erwartungswerte, sondern vor allem dafür, ob ein Spiel Spaß macht oder nicht. Und Blast macht Spaß, auch wenn es kaum etwas anderes als Roulette mit Karten ist. 888 wird daran verdienen, die Variante wird ein wenig Liquidität von den anderen Pokerspielen abziehen, aber für ernsthafte (also gewinnorientierte) Spieler ist Blast keine Option.
» Wie funktioniert Blast?» Lohnen sich die Spin-And-Gos bei PokerStars?
» Varianz bei Spin-and-Gos
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 24.07.2016.