Weiterhin spärlich sind die Informationen, die aus der sagenumwobenen Cashgame-Runde in Macao nach Europa dringen. Mit Sam Trickett gibt es aber einen Stammspieler dieser Runde , der sich nun der europäischen Fans erbarmt hat und in seinem Blog ausführlich darüber berichtet. Der Text wurde während der Party Poker Premiere League V verfasst, und wir geben ihn hier auf Deutsch wieder.
Hier also Sam Trickett und der größte Pot seiner Laufbahn:
Oft werde ich nach Details über die Geschehnisse in Macao gefragt. Wie teuer ist die Partie, wer gewinnt und verliert usw. Zwar würde ich sehr gern über jeden interessanten Pot und die vielen verrückten Dinge, die mir dort untergekommen sind, berichten, doch es handelt sich um eine absolut private Runde. Aus Respekt vor den anderen Spieler will ich daher nicht zu viel über Gewinne und Verluste erzählen. Erwartet also nicht, dass dieser Blog sonderlich interessant wird.
Als ich das erste Mal nach Macao fuhr, wurde 5.000 HKD/10.000 HKD gespielt, umgerechnet also 650 $/1.300 $, und es war sehr schwer, an der Partie teilnehmen zu dürfen. Nachdem ich mich mit einigen Spielern der Runde angefreundet hatte, wurde ich eingeladen. Wie viele von Euch wissen dürften, schnitt ich bei meinen ersten Macao-Reisen gut ab und kehrte mit ordentlichen Gewinnen heim. Ungefähr ein halbes Jahr war ich seitdem nicht mehr in Macao gewesen, doch als ich jetzt hinfuhr, wurde ich wieder zu der Runde eingeladen. An ihr nahmen dieselben Spieler teil, doch es kostete mich einiges Geld herauszufinden, wie diese ihr Spiel umgestellt hatten.
Ich erinnere mich an einen Bluff gegen einen Spieler, mit dem ich schon bei meinen früheren Reisen am Tisch saß. Ich schob auf dem River 4,5 Mio HKD in einen Pot mit 3,8 Mio HKD und war mir fast sicher, was er hatte und dass er folden würde. Plötzlich stand er auf, legte Qx Qx auf einem Board mit Kx 4x 5x 4x 8x auf den Tisch und callte mich. Ich musste ein wenig lachen, da ich ein wenig verlegen war – einen solch selbstsicheren Call hatte ich noch nie gesehen und durch die Art und Weise, wie er seine Hand aufdeckte, bevor er meine Karten sehen wollte, fühlte ich mich komplett durchschaut.
Mir wurde klar, dass diese Spieler die Board-Texturen mittlerweile verstanden hatten und gut in der Handanalyse waren. Die meisten denken, sie wären reiche Geschäftsmänner, aber Fische, doch in Wirklichkeit ist dies überhaupt nicht der Fall. Es gibt in dieser Runde Spieler, die tagein, tagaus am Tisch sitzen und mit großer Sicherheit in jeder anderen Live-Runde auf dieser Welt gut abschneiden würden. Ich will damit sagen, dass diese Partie nicht so leicht ist, wie viele denken, und es immer schwieriger wird, bei ihr zu gewinnen.
Letzten Monat fuhr ich wieder nach Macao, um viel Poker zu spielen und möglichst oft in den Fitnessraum zu gehen. Zum ersten Mal ist mir beides gut gelungen. Bei meiner Ankunft wurde eine Privatrunde mit Blinds von 20.000 HKD/40.000 HKD gespielt und es war kein Platz für einen Profi frei, daher musste ich mir die Zeit vertreiben, bis ich eingeladen wurde. Ich spielte im Wynn in einigen kleineren Partien und gewann in einer 24-stündigen Session PLO ungefähr 2 Millionen HKD. Das gab mir natürlich Selbstvertrauen, bevor ich an der großen Partie teilnahm.
Schließlich wurde ich eingeladen und es wurde bei mäßigem Niveau Shorthanded mit Blinds von 10.000 HKD/20.000 HKD gespielt. Ich verlor einige ziemlich normale All-Ins und musste einen Verlust von 5 Millionen HKD hinnehmen. In der nächsten Session spielte ich mit einigen anderen Profis ebenfalls Shorthanded und verlor wieder 5 Millionen HKD. Ich hatte zwar nicht optimal gespielt, aber auch nicht viel verkehrt gemacht. Eine Mischung aus Pech und schwieriger Gegnerschaft war der Grund, warum ich verloren hatte.
Ich legte eine kurze Pause ein und spielte wieder im Wynn, wo ich keinen Pot verlor. Dies ärgerte mich so langsam, da es genau umgekehrt lief wie in der Partie mit Blinds von 10.000 HKD/20.000 HKD.
Man fragte mich, ob ich wieder spielen wolle und dieses Mal war die Partie mit vielen Zockern sehr günstig besetzt. Ich begann sehr schlecht und verlor einige All-Ins. Ich war 6 Millionen HKD im Minus und hatte wieder das Gefühl, wenig falsch gemacht zu haben. Es lief einfach nicht für mich. Dann löste sich die Runde auf und ich spielte zu viert mit drei anderen Top-Profis. Nun lief es auf einmal – ich konnte die Verluste der Session wettmachen und den größten Pot meiner Laufbahn gewinnen.
Es waren nur noch drei Spieler am Tisch und ein starker aggressiver Spieler eröffnete auf dem Button auf 60.000 HKD. Ich reraiste im Small Blind mit J 10 auf 220.000 HKD und der loose-aggressive Spieler im Big Blind callte. Der Button callte ebenfalls und der Flop brachte 5 4 3x . Ich checkte, der BB setzte 440.000 HKD, der Button callte und ich callte auch. Auf dem Turn kam die 6 und alle checkten.
Natürlich war ich mir nun recht sicher, dass meine Hand die beste ist. Auf dem River kam die 2 , womit eine Straight mit drei Karo auf dem Board lag. Ich checkte, der BB setzte 2,2 Millionen HKD und der Button callte. Manchmal würde ich in dieser Situation nur callen, aber aufgrund des Verlaufs der Hand und des Wissen, dass die anderen Spieler mit schwächeren Händen callen bzw. mir einen Bluff zutrauen könnten, ging ich mit etwa 7,7 Millionen HKD All-In. Der BB zeigte sofort Wirkung und schien nicht erfreut. Das gefiel mir natürlich und nach langer Bedenkzeit callte er schließlich.
Nun begann der Button zu grübeln. Er sagte, er hätte eine Sieben und frage sich, ob der BB für einen Split Pot gecallt hätte. Schließlich foldete er und ich gewann den größten Pot meiner Laufbahn mit etwa 16 HKD, also umgerechnet 2 Millionen US Dollar.
Allerdings ist es nicht der größte Pot, den ich je gespielt habe – ich habe sogar ein paar größere verloren, als ich Pech hatte.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 12.04.2012.