Wie spielt man ein Sit-and-Go richtig? Im letzten Teil der Serie stellen wir fünf weitere Hände aus dem Buch Kill Everyone vor.
In dem Buch wird die Endphase eines Turniers ausführlich anhand des Einladungsturniers in Monte-Carlo erklärt.
Die ersten Hände werden in Teil 1: Hand 1 bis 3 diskutiert, die folgenden in Teil 2: Hand 4 bis 8. Hier nun die letzten Hände des Buch-Auszugs.
Hand 9
Blinds 12.000/24.000 Ante: 3.000
Spieler | Chips | CSI | Position | Karten | Aktion vor dem Flop |
Ivey | 181.000 | 3,8 | CO | K 8 | All-In |
Ferguson | 192.000 | 4,0 | BU | A 5 | Fold |
Juanda | 320.000 | 6,7 | SB | J 7 | Fold |
Ulliott | 307.00 | 6,4 | BB | J 6 | Fold |
Die Blinds steigen an und da die Kosten pro Runde nun 48.000 betragen, befindet sich jeder Spieler in der All-In-Phase. Ivey und Ferguson sollten nun zum Äußersten entschlossen sein, während Juanda und Ulliott sich nur in einer leicht ungemütlichen Lage befinden. Ivey, der einen CSI von 3,8 hat, geht mit K8o All-In und alle anderen folden. Der Equilibrium-Zug für Ivey ist mit 29 % seiner Hände All-In zu gehen und für die anderen, in 9 %, 13 % beziehungsweise 15 % der Fälle zu callen. K8o ist keine Hand der besten 29 % und besitzt leicht negativen EV, wenn alle Kontrahenten gemäß Equilibrium- Strategie callen. Das All-In wird aber profitabel, wenn die Gegner tighter sind.
A5o ist keine Hand der besten 9 %, daher ist Fergusons Fold korrekt. Bei 1,27 zu 1 Pot Odds, einem Bubble-Faktor von 1,32 und Turnier- Odds von 0,96 wird er auch kaum in Versuchung geraten zu callen. Wie Sie sehen, ist es auf der Bubble sehr schwierig, korrekt zu callen, weshalb man häufig erfolgreich stehlen kann. Wer sich als Erster am Pot beteiligt, besitzt große Fold Equity.
Hand 10
Blinds 12.000/24.000 Ante: 3.000
Spieler | Chips | CSI | Position | Karten | Aktion vor dem Flop |
Ferguson | 189.000 | 3,9 | CO | 10 6 | Fold |
Juanda | 305.000 | 6,4 | BU | Q J | All-In |
Ulliott | 280.00 | 5,8 | SB | 5 2 | Fold |
Ivey | 226.000 | 4,7 | BB | 6 2 | Fold |
Eine sehr unkomplizierte Hand. QJo ist ausreichend stark, um vom Button zu stehlen und niemand sonst hat eine halbwegs vernünftige Hand.
Hand 11
Blinds 12.000/24.000 Ante: 3.000
Spieler | Chips | CSI | Position | Karten | Aktion vor dem Flop |
Juanda | 350.000 | 7,3 | CO | 9 5 | Fold |
Ulliott | 265.00 | 5,5 | BU | K 4 | Fold |
Ivey | 199.000 | 4,1 | SB | 7 6 | Fold |
Ferguson | 286.000 | 3,9 | BB | A 8 | – |
Nach der Hand zeigt Ferguson seinen Gegnern seine A8s, enttäuscht darüber, dass er keine Action bekam. Hätte jemand All-In gehen sollen? Für Juanda als Führender ist der Equilibrium-Zug, mit 52 % seiner Hände All-In zu gehen und für die anderen, ihn mit 6 %, 12 % beziehungsweise 17 % ihrer Hände zu callen. Mit 95s nicht All-In zu gehen ist ein Fehler, der 1.500 $ kostet, wenn die Gegner mit diesen Wahrscheinlichkeiten callen, und ein Fehler, der 7.800 $ kostet, wenn dieseWerte auf 4 %, 8 % beziehungsweise 12 % sinken.
Für Ulliott ist der Equilibrium-Zug, mit 56 % der Hände All-In zu gehen, und für die anderen Spieler, ihn in 15 % beziehungsweise 22 % der Hände zu callen. Mit K4s nicht All-In zu gehen, ist ein Fehler, der 3.700 $ kostet, wenn Ivey und Ferguson mit diesen Wahrscheinlichkeiten callen und ein Fehler, der 8.500 $ kostet, wenn Sie nur mit 12 % beziehungsweise 18 % der Hände callen.
Für Ivey ist der Equilibrium-Zug, mit 79 % der Hände All-In zu gehen und für Ferguson, ihn mit 36 % der Hände zu callen. Mit 76o nicht All-In zu gehen, ist ein Fehler, der 3.900 $ kostet, wenn er mit dieser Wahrscheinlichkeit callt und ein Fehler, der 9.900 $ kostet, wenn er nur mit 30 % der Hände callt.Ferguson sollte jedes All-In callen, sofern er nicht vermutet, Juanda sei so tight, nur mit den besten 34 % seiner Hände All-In zu gehen.
Hand 12
Blinds 12.000/24.000 Ante: 3.000
Spieler | Chips | CSI | Position | Karten | Aktion vor dem Flop |
Ulliott | 262.00 | 5,5 | CO | Q 3 | Fold |
Ivey | 184.000 | 3,8 | BU | K 3 | All-In |
Ferguson | 207.000 | 4,3 | SB | 5 4 | Fold |
Juanda | 347.000 | 7,2 | BB | 10 8 | Fold |
Ulliotts Entscheidung ist ein Grenzfall und sowohl ein All-In als auch ein Fold ist plausibel. Callen seine Gegner mit ihren Equilibrium-Häufigkeiten von 9 , 9 % beziehungsweise 10 %, ist ein Fold richtig, spielen sie aber ein wenig tighter (sagen wir 8, 8% beziehungsweise 9 %), zieht ein All-In geringfügigen Gewinn nach sich. Wir haben kein Problem mit dem Fold.
Ivey befindet sich in derselben Situation, entscheidet sich aber für ein All-In. K3o führt zu einem Verlust von 4.200 $, wenn die Blinds mit ihren Equilibrium-Häufigkeiten von 13 % beziehungsweise 22 % callen, aber zu einem Gewinn von 2.700 $, wenn sie tighter (11 % beziehungs- weise 17 %) sind.
Hand 13
Blinds 12.000/24.000 Ante: 3.000
Spieler | Chips | CSI | Position | Karten | Aktion vor dem Flop |
Ivey | 229.000 | 4,8 | CO | 7 5 | Fold |
Ferguson | 192.000 | 4,0 | BU | A 5 | All-In |
Juanda | 320.000 | 6,7 | SB | J 7 | Fold |
Ulliott | 259.00 | 5,4 | BB | K 10 | Fold |
Ferguson hat ein klares All-In vom Button und Ulliott nimmt sich viel Zeit, um über einen Call nachzudenken. Seine Pot Odds betragen 1,44 zu 1 und sein Bubble-Faktor 1,30, wodurch seine Turnier-Odds 1,10 zu 1 sind. Ulliott sollte callen, wenn er glaubt, Ferguson würde mit mindestens 39 % seiner Hände All-In gehen.
Wir haben diese Hand mehreren Experten gezeigt, die diesen Fall allesamt für eine knappe Sache halten – die einen tendieren zum Call, die anderen zum Fold. Ein Grund für einen Call ist, die anderen Spieler von weiteren Steals abzuhalten, da es momentan scheint, als würde häufiger gestohlen werden. Je öfter man foldet, desto mehr überzeugt man seine Gegner davon, tight zu sein und desto mehr stehlen sie. Indem man mit marginalen Händen (gegen starke Kontrahenten) callt, werden die Gegner abgeschreckt, weiterhin Steals zu versuchen. Man sollte dies allerdings nicht gegen schwache Konkurrenten versuchen, da diese ihr Verhalten nicht aufgrund gegnerischer Aktionen verändern und nicht so häufig stehlen. In diesem Fall hätte Ulliott, wenn er callt und verliert, nur noch 67.000 übrig und daher ganz andere Sorgen.
Ulliott könnte bei seinem Fold sein Image am Tisch berücksichtigt haben. Zuvor hatte er sich die Führung erarbeitet und einige loose Calls gemacht. Die anderen Spieler konnten sich zweifellos an seine loosen Calls erinnern und würden deshalb sicher nicht mit schwächeren Händen stehlen. Aufgrund dieser Vorgeschichte hat Ulliott vielleicht vermutet, Ferguson habe eher eine Hand aus dem oberen Bereich seines Raise-Spektrums, wodurch ein Call korrekt wird.
Wie es nach den bis hierher vorgestellten 13 Händen weitergeht, steht im Buch Kill Everyone. Für €25 ist es bei Pokerbooks zu finden.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 19.06.2011.