Nachdem wir letzte Woche die ersten Hände des Einladungsturniers in Monte Carlo analysiert haben, wenden wir uns jetzt ausführlich den Händen 3 bis 8 zu.
Im Buch “Kill Everyone” wird die Endphase Turniers ausführlich analysiert. Die ersten Hände haben wir letzte Woche vorgestellt.
Hand 3
Blinds 8.000/16.000 Ante: 3.000
Spieler | Chips | CSI | Position | Karten | Aktion vor dem Flop |
Juanda | 282.000 | 8,8 | CO | J 5 | Raise auf 45k |
Ulliott | 301.00 | 9,4 | BU | 6 2 | Fold |
Ivey | 195.000 | 6,1 | SB | 8 3 | Fold |
Ferguson | 222.000 | 6,9 | BB | A 6 | Fold |
Juanda bringt einen untypischen Raise und gewinnt die Blinds. Er war bislang tight und raiste selten, folglich erhielt sein Raise aus erster Position viel Respekt. Ferguson glaubt ihm eine starke Hand und foldet seine A6o. Juanda brachte diesen Raise im Wissen, dass keiner der Blinds callt, sofern der betreffende Spieler keine ausreichend starke Hand für ein All-In hat. Er kann diese zwingen, ihren gesamten Stack aufs Spiel zu setzen, während er selbst nur einen Bruchteil seines eigenen Stacks riskiert. Beachten Sie folgendes: Beabsichtigt Juanda auf einen Reraise zu folden, ist es genauso gut mit 72o zu raisen wie mit J5o. Seine Absicht besteht darin, aufgrund seines tighten Rufs kampflos die Blinds einzustreichen.
Hand 4
Blinds 8.000/16.000 Ante: 3.000
Spieler | Chips | CSI | Position | Karten | Aktion vor dem Flop |
Ulliott | 398.00 | 9,3 | CO | Q 9 | Raise auf 40k / Fold |
Ivey | 184.000 | 5,8 | BU | J 3 | Fold |
Ferguson | 203.000 | 6,3 | SB | 5 2 | Fold |
Juanda | 315.000 | 9,8 | BB | K Q | All-In |
Ulliott kehrt zu seiner aggressiven Vorgehensweise zurück und raist auf 40.000. Dies ist ein recht niedriger Raise von nur 2,5 BB und aufgrund des Antes bekommen die Blinds gute Pot Odds (etwa 2 zu 1) für einen Call. Juanda reraist, weil er weiß, dass Ulliott aggressiv raist. Da die beiden großen Stacks aufeinanderprallen, ist Ulliotts Bubble- Faktor recht hoch (1,73) und Juanda weiß, dass sein Gegner nicht sehr oft callen kann. Dies ist eine weniger extreme Version der Situation in Qualifikationsturnieren, wo ein niedrigerer Raise als ein All-In knifflig sein kann.
Hand 5
Blinds 8.000/16.000 Ante: 3.000
Spieler | Chips | CSI | Position | Karten | Aktion vor dem Flop |
Ivey | 181.000 | 5,7 | CO | J 7 | Fold |
Ferguson | 192.000 | 6,0 | BU | 9 2 | Fold |
Juanda | 368.000 | 11,5 | SB | 10 8 | Raise auf 48k |
Ulliott | 259.00 | 8,1 | BB | 5 4 | Call |
Erneut prallen die beiden großen Stacks aufeinander. Ivey und Ferguson haben klare Folds. Juanda hat eine spielbare Hand für eine Konfrontation der Blinds und sowohl ein Call als auch ein Raise sieht brauchbar aus. Da Ulliott häufig raisen würde, wenn Juanda callt, entscheidet sich Letzterer für die aggressivere Variante. Er hofft, den Pot direkt zu gewinnen, wird er aber gecallt, hat er trotz der schlechteren Position eine spielbare Hand. Natürlich würde Juanda folden, falls Ulliott reraist.
Ulliotts Call ist Standard, da er mit einer spielbaren Hand, die auf dem Flop leicht zu bewerten ist, Position hat.
Auf dem Flop kommen 3 4 5 und im Pot befinden sich 108.000.Juanda bringt eine Continuation Bet von 60.000 und Ulliott geht mit seinem Top Two Pair All-In. Juanda foldet trotz seines Flush Draws mit zwei Overcards. Juanda bekommt Odds von 1,81 zu 1 und sein Bubble- Faktor ist 1,37, wodurch er Turnier-Odds von 1,32 zu 1 bekommt. Er muss in etwa 43 Prozent der Fälle gewinnen, um callen zu können. Juanda wäre gegen eine Hand wie A 5 51 zu 49 favorisiert, falls aber Ulliott eine höhere Pik-Karte oder eine sehr starke fertige Hand hat, steckt Juanda in ernsten Schwierigkeiten. Ein Fold scheint die richtige Spielweise zu sein.
Hand 6
Blinds 8.000/16.000 Ante: 3.000
Spieler | Chips | CSI | Position | Karten | Aktion vor dem Flop |
Ferguson | 189.000 | 5,9 | CO | A Q | All-In |
Juanda | 267.000 | 8,3 | BU | Q 4 | Fold |
Ulliott | 366.00 | 11,4 | SB | A 8 | Fold |
Ivey | 178.000 | 5,6 | BB | Q 2 | Fold |
Ferguson geht zu Recht mit einer starken Hand All-In, bekommt aber keine Action. Beachten Sie, dass Ferguson im Unterschied zu einigen Anfängern mit einer starken Hand keinen niedrigeren Raise brachte. Er geht genauso wie mit seinen schwächeren Händen All-In. Bei seinen All-Ins schützen die stärkeren Hände die schwächeren und können zu einem fetten Gewinn führen, wenn er gecallt wird.Ulliott bekommt mit seinen A 8 Pot Odds von 1,25 zu 1 und er hat einen Bubble-Faktor von 1,21 sowie Turnier-Odds von 1,03. Ulliott müsste davon ausgehen, dass Ferguson in mehr als 35 bis 40 % der Fälle All-In geht, damit sein Call korrekt ist. Ein Fold ist daher vernünftig. Kein anderer Spieler kann einen Call ernsthaft in Betracht ziehen.
Hand 7
Blinds 8.000/16.000 Ante: 3.000
Spieler | Chips | CSI | Position | Karten | Aktion vor dem Flop |
Juanda | 264.000 | 8,3 | CO | 8 5 | Fold |
Ulliott | 355.00 | 11,1 | BU | 5 2 | Fold |
Ivey | 159.000 | 5,0 | SB | Q 3 | All-In |
Ferguson | 222.000 | 6,9 | BB | 6 2 | Fold |
In dieser Hand stiehlt Ivey geschickt aus dem Small Blind. Vielleicht unterschätzte Lederer Iveys Spielstärke bei kleinen Stacks? Der Equilibrium-Zug ist für Ivey, in 67 % der Fälle zu raisen und für Ferguson in 30 % der Fälle zu callen. Q3o besitzt zwar leicht negativen EV, wenn Ferguson so oft callt, aber wieder muss gesagt werden, dass die meisten Spieler (und sogar die Profis) nicht so oft callen, wie die Equilibrium-Strategie es empfiehlt. In der Regel ist es korrekt, solange seltener zu callen, bis man feststellt, dass der Gegner ein aggressiver Spieler ist, der sehr oft stiehlt. Dies liegt daran, dass die meisten Spieler nicht so oft stehlen wie das Equilibrium nahe legt, wodurch man für den Call eines versuchten Steals eine stärkere Hand braucht.
Das Thema begleitet uns durch das gesamte Buch: Die meisten Spieler gehen seltener All-In und callen seltener als es der Equilibrium-Strategie entspräche. Da man im Durchschnitt mit stärkeren Händen konfrontiert ist als es den Equilibrium-Zügen entspräche, ist die geringere Häufigkeit der Calls vermutlich richtig. Der korrekte Weg, diese Verhältnisse auszunutzen ist, häufiger als laut Equilibrium-Strategie All-in zu gehen und seltener zu callen.
Hand 8
Blinds 8.000/16.000 Ante: 3.000
Spieler | Chips | CSI | Position | Karten | Aktion vor dem Flop |
Ulliott | 352.00 | 9,3 | CO | A 4 | Raise auf 42k / Fold |
Ivey | 184.000 | 5,8 | BU | J 8 | Fold |
Ferguson | 203.000 | 6,3 | SB | A 4 | Fold |
Juanda | 261.000 | 9,8 | BB | A 5 | All-In |
Dies ist eine sehr interessante Hand, da drei Spieler ein Ass haben. Ulliotts Raise ist angebracht, aber erneut sollte er höher raisen, damit Juanda keine ausreichenden Odds bekommt, um sich mit einem Call den Flop anzuschauen. Lederer war bei seinem Kommentar zu dieser Hand überrascht, dass Ferguson nicht All-In ging. Nimmt Ferguson an, dass Ulliott mit den besten 30 % seiner Hände einen Eröffnungsraise bringt und einen Reraise mit den besten 10 % einen Reraise callt, ist ein All-In mit A4s leicht profitabel. Vermutet er, Ulliott würde häufiger einen Eröffnungs-Raise bringen, wird ein All-In attraktiver. Unseres Erachtens trifft dies vermutlich zu und folglich wäre es ein Fehler von Ferguson zu folden, allerdings kein grober.Juanda kommt zu dem Schluss, dass A5o ausreichen, um Ulliott wie in Hand 4 in die Knie zu zwingen. Ulliott bekommt 1,48 zu 1 Pot Odds und hat einen Bubble-Faktor von 1,40 sowie Turnier-Odds von 1,05. Ulliott kann nicht callen.
Nächste Woche geht es mit den letzten Händen weiter. Das Buch Kill Everyone gibt es bei Pokerbooks.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 13.06.2011.