Zugegeben, die Überschrift mit dem perfekten Pokerface ist reißerisch. Über kaum ein anderes Phänomen im Poker kursieren derart viele Gerüchte und falsche Vorstellungen wie über das vielzitierte Pokerface. Wir räumen heute mit Klischees auf und sagen Ihnen, was ein Pokerface wirklich ist und wie Sie eines bekommen.
Wir präsentieren Tipps für ein ‘Pokerface’, die wirksam funktionieren. Viele Ratschläge sind dabei aus den Büchern Die Poker-Schule und Die Poker-Uni übernommen und richten sich hauptsächlich an Anfänger.
1. Definition Pokerface
Beim Thema Pokerface tauchen in den Köpfen der Leute immer wieder Bilder aus alten Gangsterfilmen auf, bei denen Schwerkriminelle mit Hut und Zigarre mit versteinerter Miene am Tisch sitzen, keinen Gesichtsmuskel bewegen und auch nicht sprechen. Das ist das Klischee-Pokerface. Die Realität sieht anders aus.
Ein Pokerface bedeutet, dass ein Spieler nicht lesbar ist. Es heißt nicht, dass ein Spieler, wenn er eine gute Hand bekommt, plötzlich ein Pokerface aufsetzt. In dem Moment würde er sich ja verraten, und das wäre dumm.
Ein Pokerface ist kein bestimmter Gesichtsausdruck. Es bedeutet vielmehr, dass das Verhalten eines Spielers immer völlig unabhängig davon ist, welche Hand er gerade spielt. Ob er redet oder schweigt, ob er isst oder trinkt – völlig egal, Hauptsache er verrät sich nicht!
2. Geben Sie keine Tells
Tells sind unbewusste Verhaltensweisen, die den Gegner auf eine gute bzw. schlechte Hand schließen lassen. Lesen Sie den Artikel 10 Poker Tells, die wirklich funktionieren und achten Sie darauf, keine solchen Tells abzugeben.
Ein guter Pokerspieler gibt keine Tells, und man kann ihn nicht lesen. Er richtet sich nicht im Stuhl auf, wenn er ein Bombenblatt bekommt und seufzt nicht, wenn die Karten nicht so toll sind. Die Karten, Geldverluste und Gewinne scheinen einen solchen Spieler völlig kalt zu lassen. Man kann seine Handstärke auch nicht an der Höhe seiner Einsätze ablesen.
Einen solchen Top-Spieler nennt man deshalb auch ‘Zombie’. Gewöhnen Sie sich also nervöse Ticks möglichst ab, achten Sie auf Ihre Körpersprache.
3. Zielrichtung Nebengleis
Leiten Sie die Informationsverarbeitung in dem Moment, in dem Sie die Karten sehen, auf ein Nebengleis um. Lassen Sie die Information nicht direkt in Ihr Gehirn, sondern zwischenspeichern Sie sie in einer Art Puffer. So verhindern Sie unbewusste Reaktionen, wenn Sie die Hole-Cards angucken oder wenn Gemeinschaftskarten Sie treffen.
Wenn Ihnen das schwerfällt, versuchen Sie es mit folgendem Bild: Lassen Sie das Pokerspiel in einem Quarantäne-Bereich in ihrem Gehirn ablaufen, der von ihrem übrigen Körper weitgehend abgekoppelt ist. Wie ein Virenprogramm die Schadprogramme isoliert, können sie es auch mit guten- oder schlechten Blättern tun.
4. Hole-Cards erst anschauen, wenn es drauf ankommt
Gucken Sie sich Ihre Hole-Cards an, wenn Sie unbeobachtet sind und möglichst erst dann, wenn Sie an der Reihe sind. Auf diese Art können Gegner, die in der ersten Wettrunde vor Ihnen an der Reihe sind, keine Informationen in Form von Tells bekommen.
5. Relaxte Apathie
Entspannen Sie sich. Beim Poker ist es nie gut, sich aufzuregen, vor allem werden sie lesbar. Am besten ist eine Form der Entspanntheit, die schon ansatzweise ins Dumpfe übergehen kann. Denken Sie an den grandiosen Film “Blow” mit Johnny Depp und was er analog zum Pokerface am Zoll sagt:
“When you’re carrying drugs across the border, the idea is to remain calm. The way I do it is to think of something pleasant, a fun party, a moment of triumph. A sexual encounter. I actually project myself to that place. Anything to keep your mind off the fact that you’re going to jail for a very long time if they find the fifteen kilos of cocaine in your suitcases.”
Denken Sie also bei emotionalen Achterbahnfahrten an etwas Schönes, lassen Sie sich von Gewinnen und Verlusten nicht aus der Bahn werfen. Zu viel Emotion versaut ihr Spiel und das nicht nur, weil es sie lesbar macht. Oft hilft, gedanklich eine Zäsur, Reset zu machen und einmal tief durchzuatmen.
Bilder: nozzman.com, thestockmasters.com
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 10.03.2014.