Pseudowissenschaft Poker-Tells. Vergessen Sie die Tells in Filmen wie “Rounders”, wo der Gegner den Oreo-Keks auf die eine oder andere Art isst und sich daraus die Hand ablesen lässt. In der Realität kotzen die Pferde und Poker ist – genau wie die menschliche Natur – extrem kompliziert.
Echte Teils nach dem Motto “Wenn ein Spieler die Nase rümpft, dann hat er was” sind eher selten, oft ist das Verhalten der Gegner widersprüchlich und gibt keinen Aufschluss über seine Hand.
Viele selbst ernannte Experten haben sich beim Thema Tells verstiegen und haben zu sehr verallgemeinert oder umgekehrt. Auch die von George Danzer vielzitierte verräterische Halsschlagader dürfte eher als Rechtfertigung für seine Vorliebe für fesche Schals gedient haben.
Wir präsentieren hier Tells, die wirklich – zumindest in den meisten Fällen und vor allem gegen Anfänger und schlechtere Spieler – funktionieren. Viele sind dabei aus den Büchern Die Poker-Schule und Die Poker-Uni übernommen und richten sich hauptsächlich an Anfänger.
1. Wenn sie stark aussehen, sind sie schwach und umgekehrt
“Keep it simple” heißt der Leitsatz vor allem gegen Anfänger. Grundsätzlich kann man über schlechte Spieler sagen, dass sie stark sind, wenn sie schwach schauspielern und umgekehrt. Seufzen, resigniertes Achselzucken und ein gespielt trauriger Blick deuten auf starke Hände hin. Machen Sie es nicht zu kompliziert und beherzigen Sie diese einfache Regel. Für Multi-Level-Denken haben Anfänger und schwächere Spieler meist keine Ressourcen und die Ebene darüber gibt es nur in der Bibel.
2. Aufrichten im Stuhl
Im Live-Poker erkennt man eine starke Hand beim Gegner oft daran, dass er fast unmerklich eine aufrechte Sitzposition einnimmt.
Er bereitet sich auf eine lukrative Hand vor und die Ich-Maschine geht äußerlich sichtbar in Habicht-Stellung.
3. Redestopp oder Redeschwall
Ein Gegner, der pausenlos redet und wenn er seine Hand bekommt, schlagartig damit aufhört, wurde meist von einer starken Hand getroffen. Dasselbe gilt für einen Spieler, der bisher keinen Ton gesagt hat und dann plötzlich einen Laberflash bekommt.
4. Sound der Stimme
Gerade bei vermummten Gegnern, die so aussehen, als kämen sie gerade vom Schanzenfest in Hamburg, kann der Klang der Stimme ein Indiz für Stärke bzw. Schwäche sein.
Einem Spieler mit einer guten Hand fällt das Reden im Zweifel leichter. Manchmal reicht es auch, die Stimme nur einmal zu hören, um den Gesamteindruck zu vervollständigen.
5. Plötzliches Interesse am Fortgang der Hand
Ein sehr guter Tell ist das plötzlich erwachende Interesse für den Fortgang der Runde. Fragen wie: “Wer ist jetzt dran?” oder Aufforderungen an den Dealer, die Hand weiterzugeben, signalisieren, dass ein Spieler es besonders eilig hat, weil er mit seiner guten Hand Profit machen will.
6. Holecards werden nur bei Bedarf geschützt
Es gibt tatsächlich Spieler, die ihre Hole-Cards nur mit einem Chip sichern, wenn sie auch gut sind. Sollte ein Spieler wirklich so blöd sein, verdient er nichts anderes als dass dies auch ausgenutzt wird.
7. Übertrieben energisches Platzieren der Chips
Wenn ein Spieler seine Chips mit übertriebenem Nachdruck in die Mitte schiebt, ist dies oft ein Anzeichen für einen Bluff.
Durch die energische Platzierung der Chips soll nicht vorhandene Stärke kompensiert werden.
8. Fummeln an den Chips
Wenn ein Spieler mehr oder weniger unbewusst sofort nach dem Betrachten seiner Hand seine Chips anpackt oder mit ihnen herumspielt, ist das oft ein Zeichen für eine starke Hand. Gedanklich wird schon einmal die Wetthöhe abgecheckt und überlegt, wie man seine Chips mit dieser starken Hand gewinnbringend einsetzen kann. Gleiches gilt für einen sofortigen Blick auf die eigenen Chips, wenn der Flop gekommen ist. Dann hat der nämlich meist getroffen.
9. Die Wetthöhe
Die schlechten Spieler beherrschen die richtige Wahl der Wetthöhe nicht. Sie setzen zu hoch oder zu niedrig und verraten oft durch ihr Wettverhalten ihre Hand. Sie sind dementsprechend leicht zu lesen, weil ihre Wetthöhe oft allzu sehr mit ihren Karten korrespondiert.
10. Luft anhalten, einfrieren
Ein Spieler, der mehr oder weniger einfriert bzw. die Luft nach dem Setzen anhält, blufft oft. Das Reden fällt beim Bluffen eben nicht so leicht, als wenn man mit einer guten Hand ‘auf der sicheren Seite ist’. Oft wollen die Gegner auch auf keinen Fall den todbringenden Call auslösen, sei es durch etwas Gesagtes oder durch eine Bewegung.
Dieser Artikel erschien im Original 2014.
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Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 01.06.2020.