Am vergangenen Montag sendete das ZDF-Magazin WISO einen Beitrag über Online-Poker, wie man ihn sich nicht wünscht. Das etwa sechs Minuten lange Feature stellte das Pokerspiel klischeehaft vor und thematisierte die Suchtgefahren, die sich aus der ständigen Verfügbarkeit im Internet ergeben.
Gewährsmann war für die Redaktion ein Mann, der seit 15 Jahren spielsüchtig ist und deswegen seine Freundin verlor. Er ist verschuldet, zahlt aber angeblich sämtliche verfügbaren Beträge online ein, um sie zu verzocken. Im weiteren Verlauf des Berichts wird gezeigt, wie man sich bei PokerStars durch wenige Mausklicks um sein Geld bringen kann und dabei gleichzeitig eine illegale Handlung vornimmt.
Anfragen an PokerStars, Boris Becker und Stefan Raab zum Thema seien unbeantwortet geblieben, heißt es weiter, ehe man nach einer einseitigen Rechtsbelehrung zum Ende des Beitrags gelangt. Wer sich den gesamten Bericht anschauen möchte, kann dies in der ZDF Mediathek tun.
Wie viele Vorgänger ist der Beitrag der WISO-Redaktion leider rein tendenziös und bringt auch niemandem etwas. Natürlich gibt es Spielsüchtige, doch diese werden auf diese Weise weder therapiert, noch ist Poker Ausgangspunkt ihres Problems. Ohne und neben Poker gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, seiner Spielsucht zu frönen.
An der Stelle, wo ein Magazin für Wirtschaft und Soziales, wie es WISO vorgeblich sein soll, interessant werden könnte, versagt der Beitrag leider vollends. Poker um Geld sei in Deutschland außerhalb der Spielbanken illegal, heißt es, doch ist dies angesichts des vereinten Europas alles andere als klar.
In einem ernst zu nehmenden Bericht hätte durchaus auf die Gefahren hingewiesen werden können, der Objektivität hätte es aber wahrlich nicht geschadet, auch jemanden zu Wort kommen zu lassen, der mit Poker im Internet eine Menge Geld gewonnen hat, ohne süchtig zu werden.
Davon abgesehen. Der dringend notwendigen eindeutigen Regulierung des Internet-Glücksspiels in Deutschland sind solche Berichte alles andere als zuträglich. Wo ein tiefer Einblick und vor allem eine klare Sicht auf die Realitäten dringend nötig wären, wird mit Oberstufenniveau ein einseitiges Bild entwickelt, das letztlich niemandem weiterhilft.
Weder dem Süchtigen noch dem normalen Pokerfan noch dem, der von der Materie keine Ahnung hat.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 10.10.2012.