Jerry – nicht Johnny – Chan, ein College-Student aus Brooklyn, hat die Bad Beats am Final Table überstanden und schließlich das zweite Event des WSOP Circuit gewonnen.
Das Majestätische am Poker ist, dass fast jeder Spieler für einen Tag König sein kann. Es gibt Tage, an denen scheint alles perfekt zu laufen. Gute Karten, Flops, die Geschenke bringen. Jede Entscheidung scheint die richtige zu sein.
Niemand will Jerry Chan mit dem zweimaligen World Poker Champion und zehnfachen Armbandgewinner vergleichen. Aber für 48 Stunden spielte Jerry Chan – ein 23jähriger Student aus Brooklyn, NY – für sich sein bestes Poker, ebenso wie sein Namensvetter. Und es war genau so ein Tag, an dem alles richtig schien. Mr. Chan, gewann in einer meisterlichen Vorstellung $76,200 beim World Series of Poker Cicuit Event im Caesars Atlantic City. Ob er nun an einem vollen Tisch, short-handed oder Heads-Up spielte, Mr. Chan hatte immer das richtige Gespür für seine Gegner und traf die optimalen strategischen Entscheidungen. Diese Disziplin wurde mit Mr. Chans erstem Turniersieg belohnt.
Das $500 No Limit Hold’em Turnier (Event # 2) hatte 508 Teilnehmer. Es wurde über zwei Tage gespielt. Nachdem 499 Spieler in 15 Spielstunden an Tag Eins eliminiert waren, kamen die neun Finalisten an Tag Zwei zurück. Jerry Chan startete als Chipleader, eine Position, die er ein beeindruckender Weise an einem nervenraubenden Finaltisch behauptete. Jose Torres lag als Zweiter knapp dahinter.
Der Finaltisch:
Seat 1 | Ryan Blankenship | 188,000 |
Seat 2 | Jerry Chan | 492,000 |
Seat 3 | Carl Restifo | 440,000 |
Seat 4 | Bobby Roberts | 336,000 |
Seat 5 | Brian Murphy | 110,000 |
Seat 6 | Jose Torres | 412,000 |
Seat 7 | Shane Keller | 192,000 |
Seat 8 | Rick Austin | 171,000 |
Seat 9 | Perry McGinnis | 115,000 |
Die Blinds begannen bei 10,000/20,000 mit 2,000 Ante. Das kleinste Stack am Finaltisch gehörte Brian Murphy. Er hatte noch genug Chips, um drei Runden spielen zu können. Aber es dauerte nur drei Hände, um den Pokerspieler aus New Castle, DE zu eliminieren. Mr. Murphy bekam ein Paar Acht und ging all-in. Jerry Chan bezahlte die 100,000 mit K-Q, traf am Turn die Dame und eliminierte so den ersten Spieler. Brian Murphy, der als Buchhalter arbeitet, verbuchte $5,080 für seinen neunten Platz.
Einige Hände später verlor Shane Keller die meisten seiner Chips. Er ging all-in, nachdem er am Flop ein Paar Zehn hatte. Perry McGinnis hatte ein As in der Hand, ein As lag am Flop und somit hatte er das höhere Paar. Mit seinen wenigen Chips war das Turneir für Mr. Keller zwei Hände später vorbei. Shane Keller, ein Feuerwehrmann aus Baltimore, MD, wurde Achter und erhielt $7,620. Es war sein allererster Finaltisch.
Der Finaltisch war ein absoluter Albtraum für Josef Torres, der als einer der heißesten Favoriten an den Tisch kam. Zweiter in den Chips, wurde Mr. Torres brutal aus seinen Träumen gerissen, als er mit A-Q gegen Perry McGinnis A-10 antrat. Alles sah danach aus, als würde Mr. Torres einen Spieler eliminieren und zum ersten Mal die Chipführung übernehmen. Aber eine 10 am River zerstörte diese Illusion und die Chancen auf einen Sieg. Mr. McGinnis war kurzzeitig Zweiter und Mr. Torres blieben nur mehr 180,000 in seinem Stack. Es war der Anfang vom Ende für den Pokerspieler, der bereits $300,000 bei Turnieren im letzten Jahr gewonnen hatte.
Vier Hände später bekam Mr. Torres Pocket Sevens. Aber für den Mann aus Florida wurde die Sieben zu keiner Glückszahl. Er ging all-in und wurde von Rick Austin mit Pocket Kings bezahlt. Das königliche Paar hielt und Mr. Torres musste gehen. Jose Torres, ein 37jähriger Geschäftsmann und Semi-Pro, war 15 Mal im Ranking von großen Turnieren im letzten Jahr. Auch bei der WSOP in Las Vegas letztes Jahr kam er fünfmal in die Geldränge. Diesmal erhielt er $10,160 für einen nicht zufrieden stellenden siebenten Platz.
Nach diesem schnellen Start wurde das Spiel langsamer für die nächste Stunde. Es dauerte 40 Hände, bis der nächste Spieler ausschied. Während dieser Zeit erlebte Ryan Blankenship eine emotionale Achterbahnfahrt. Er verlor viele Chips mit A-7 gegen Jerry Chans A-A. Wenige Hände später hatte Mr. Blankenship A-A und holte sich die meisten seiner Chips wieder zurück. Mit 200,000 Chips bekam er J-J gedealt. Er ging all-in und wurde von Bobby Roberts, der 8-8 hielt bezahlt. Mit einer Acht am River traf Mr. Roberts und Mr. Blankenship war Sechster. Ryan Blankenship, der schon zuletzt im Ranking beim WSOP Circuit war, bekam $12,700 an Preisgeld.
Es ging weiter mit den Bad Beats. Bobby Roberts lernte es auf die harte Tour. Wenige Hände nachdem er den letzten Spieler eliminiert hatte, bekam er A-K gegen Rick Austins A-Q. Es sah nach einem perfekten Szenario und weiteren 250,000 Chips für Mr. Roberts aus. Aber beim Poker ist nichts vorhersehbar und eine Dame am Flop setzte die Reihe der Bad Beats fort. Mr. Roberts traf keinen König und somit landete der Spieler aus Virginia auf Platz Fünf. Bobby Roberts, der vor wenigen Monaten Sechster bei einem großen Turnier in Mississippi war, schaffte es diesmal, sich einen Platz zu verbessern und erhielt $15,240.
Mit vier Spieler war Carl Restifo das Short-Stack. Aber verdoppelte zweimal, und brachte damit Perry McGinnis in die Schusslinie. Ein weiterer Bad Beat bahnte sich an , als Mr. McGinnis mit K-6 all-in ging (um die Blinds zu stehlen). Er wurde von Rick Austin, der K-Q hielt, bezahlt. Eine Sechs am Flop und Mr. McGinnis hatte ein Paar. Aber eine Dame am Turn änderte wieder alles. Mr. McGinnis, der Direktor von “Georgia Drove” fuhr mit $17,780 für den vierten Platz davon. Es war sein erster Finaltisch.
Dann waren alle Augen auf Carl Restifo gerichtet, der sich gefühlt haben muss wie Polen zu Beginn des zweiten Weltkrieges. Zwischen Jerry Chan zu seiner Rechten und Rick Austin zu seiner Linken – beide mit über einer Million in Chips – Mr. Restifo hatte gerade mal etwas über 100,000. Der Versuch zu kämpfen war mutig, aber aussichtslos. In seiner letzten Hand bekam Mr. Restifo 4-4. Er ging all-in und wurde von Mr. Austin, der 5-5 hatte bezahlt und gecovert. Das höhere Paar hielt und Carl Restifo war Geschichte. Mr. Restifo aus New Rochelle, NY, erhielt als Dritter $20,320.
Heads-Up hatte Jerry Chan einen leichten Chipvorteil – mit 1,375,000 gegenüber 1,180,000 von Rick Austin. Zu diesem Zeitpunkt schien etwas mit Mr. Chan zu passieren. Vielleicht war es seine mentale Stärke oder der unglaubliche Wille zu gewinnen, aber was immer es war, Mr. Chan dominierte den letzten Teil dieses Finales in einer beeindruckenden Art und Weise wie Brunson, Hellmuth oder Chan. Wie eine Katze mit einer Maus spielt, Mr. Chans Chiplead war nie ernsthaft in Gefahr in der letzten Stunde.
Das heißt aber nicht, dass Rick Austin nicht auch gut gespielt hat. In jeder anderen Nacht oder vielleicht gegen einen anderen Gegner hätte Mr. Austin ebenfalls der Sieger sein können. Aber in dieser Nacht gehörten Sieg, Ruhm und der Goldring eben Jerry Chan.Es dauerte 20 Hände, bis Mr. Chan die letzte Hand für sich entscheiden konnte. Die Blinds und Antes waren schon zu hoch und Mr. Austin ging mit A-5 all-in. Mr. Chan hatte genug Chips und zahlte mit 9-8. Bei diesem Finaltisch war es keine Überraschung mehr, dass der Underdog zubeißen und gegen die mathematisch bessere Hand gewinnen würde. Das Board zeigte J-10-8-2-2 und brachte Mr. Chan mit dem Paar Acht den wohlverdienten Sieg.
Runner Up war Rick Austin aus Lansdale, PA. Er ist ein 49jähriger Gemischtwarenhändler, der seit 30 Jahren verheiratet ist. Er hat zwei erwachsene Kinder. Mr. Austin hat bereits einige beeindruckende Turnierergebnisse vorzuweisen, unter anderem einen Sieg im Borgata Casino vom letzten Jahr und einen 18. Platz beim WSOP Circuit Main Event im Harrahs Atlantic City vom Dezember 2006. Der zweite Platz zahlte $40,894.
Der neueste Champion heißt Jerry Chan. Er hat noch nie ein Turnier gewonnen und ist relativ neu in der Poker-Szene. Mr. Chan ist Wirtschaftsstudent am Brooklyn College in New York. Sein Gewinn beträgt $76,200.
Originaltext: Nolan Dalla
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 08.03.2007.