2009 übernahm Adam Pliska die Zügel bei der WPT. Auf ihn gehen zahlreiche Innovationen und Verbesserungen zurück und er fädelte die Verhandlungen für den $35m-Verkauf an Ourgame International ein.
Andere große internationale Pokertouren benennen sich um oder haben Schwierigkeiten, Spieler anzuziehen, doch die WPT hat gerade ihre 15. Saison mit zahlreichen Rekorden abgeschlossen.
Es scheint fast so, als wäre die Serie an einem neuen Höhepunkt angelangt, nun da Mike Sexton, langjähriger Kommentator der Turniere, ein Main-Event gewinnen konnte und mit Ema Zajmovic erstmals eine Frau zum Champion gekürt wurde.
Adam Pliska ist Präsident der WPT und er hat Ideen für die Zukunft von Poker, die nicht nur der World Poker Tour helfen sollen, sondern dem gesamten Business.
Unsere Kollegen von PokerListings hatten die Möglichkeit, mit Pliska während des WPT-Abschlusses in Florida zu sprechen.
PokerListings.com: Wie konnte die WPT über all die Jahre ihre Stellung halten?
Adam Pliska: Es fängt immer mit den Menschen an. Unsere Mitarbeiter sind der Marke verpflichtet und wollen diese nach vorne bringen. Was ich am meisten an meinen Mitarbeitern schätze, ist dass sie im Unternehmen äußerst aktiv sind.
Wir nennen es WPT-Familie, weil wir es so meinen – bei uns hilft jeder jedem. Wir spornen uns auch gegenseitig zu besseren Leistungen an. Wir sind sehr offen und können einander vertrauen. Das treibt uns nach vorne.
Wir haben ein System, jeder kann mitmachen und wir haben eine sehr flache Hierarchie. Wir stellen niemanden ein, der nicht wichtig für uns ist und wir versuchen immer, unsere bisherigen Leistungen zu verbessern.
PL: Es war augenscheinlich ein richtig gutes Jahr für Mike Sexton. Wie wichtig war das für die WPT-Familie?
AP: Mike Sexton ist so etwas wie der spirituelle Bindemittel, welches die WPT zusammenhält. Mike Sexton ist nicht nur ein großartiger Spieler, er ist ein großartiger Mensch. Er glaubt nicht nur an die WPT, er glaubt an Poker und an das was es bedeutet.
Er geht mit neuen Spielern genauso würdevoll um wie mit mehrfachen Titelgewinnern. Wir sind sehr stolz, ihn an Bord zu haben, denn er setzt einen sehr hohen Standard.
Und wenn die Menschen an der Spitze einen hohen Standard setzen, sorgt man auch dafür, dass alle anderen besser werden. Niemand liefert schlechte Arbeit ab, wenn er so jemanden hat, zu dem er aufblicken kann.
PL: Was unterscheidet die WPT von der WSOP und den PokerStars-Turnieren?
AP: Zunächst muss ich sagen, dass jede große Tour auf ihre Art und Weise etwas für die Industrie tut. Vor Jahren wurde ich gefragt, ob es mir etwas ausmache, dass die WSOP im Fernsehen übertragen wird. Nein, es machte mir nichts aus, denn es war gutes Fernsehen. Was mir etwas ausmacht, ist schlechtes Poker im Fernsehen.
Wir alle müssen Werbung für diesen Markt machen. Es gab eine Zeit, da war viel schlechtes Zeug unterwegs. Doch das meiste davon ist inzwischen ausgestorben und nur die guten Sachen sind übrig geblieben.
Das Besondere bei der WPT ist meiner Meinung nach, dass wir für jeden etwas anbieten. Wir haben die WPT500, wir haben eine Gaming-App, wir haben Highroller-Events, wir haben die Main-Tour und wir haben die DeepStacks.
Du musst es nicht an den Finaltisch schaffen, du musst nicht in die Geldränge kommen. Wir wollen einfach nur sicherstellen, dass du eine Geschichte zu erzählen hast: Du warst bei den Event, was bei der Party, du hast ein paar Leute getroffen. Wir sind quasi die Leinwand für deine Story.
PL: Was war die Idee hinter dem Tournament of Champions und wie geht es mit dem Turnier weiter?
AP: Wir hatten schon immer das WPT-Championship – ein offenes Turnier. Jeder, der ein Turnier in der Main-Tour gewonnen hatte, bekam ein Buyin dazu. Damit hatten wir das wohl härteste Feld im Poker-Business geschaffen und es war sehr teuer. Die Zahlen waren ein Problem und das Turnier blieb hinter den Erwartungen.
Damals brodelte in uns die Idee eines Champions-Clubs. Mike Sexton hatte vor vielen Jahren bereits das Tournament of Champions erdacht und wir kehrten zu diesem Konzept zurück. Wir wurden sofort kritisiert, dass es ein geschlossenes Turnier war, aber solche Kritik ist normal. Als das Turnier noch offen war, kam niemand zum Spielen. Doch in dem Moment als es geschlossen war, kamen alle.
Das Turnier ist großartig, zieht Sponsoren an und ist für uns eine einmalige Gelegenheit. Wenn du so ein Turnier spielst, weißt du, du bist Teil einer Gemeinschaft.
PL: Wie steht es um die WPT500 und die förmliche Explosion der Turniere mit niedrigen Buyins?
AP: Das ist unglaublich aufregend. Anfangs dachten wir, wir machen diese 500'er Serie, um ein paar neue Spieler abzuholen, doch was wirklich toll ist: Viele Profis spielen diese Turniere auch gerne. Hier kommt alles zusammen, was wir beim Poker wollen, denn wir wollen Amateure. Amateure kommen häufig zum Spiel, weil sie im Fernsehen einen Spieler, ihren Helden, gesehen haben und bei uns können sie bei den WPT500 Turnieren genau gegen diese Spieler antreten.
PL: Die WPT ist sehr auf ihre Sponsoren angewiesen – wie wichtig sind diese für die Serie und Poker im allgemeinen tatsächlich?
AP: Ja sie sind sehr wichtig, aber es ist auch eine zentrale Frage, wie man diese Sponsoren integriert. In den Anfangsjahren des Pokerbooms – vor 14 Jahren – gaben die Leute einfach Geld dafür, dass man ihren Namen auf irgendetwas mit Poker klebt.
Ich will keine konkreten Beispiele nennen, aber vieles machte damals keinen Sinn. Wir haben uns dessen auch schuldig gemacht, aber irgendwann damit einfach aufgehört.
Wir haben darüber nachgedacht, was wir falsch gemacht hatten und kamen zu dem Schluss, wir müssen den Sponsoren viel mehr Informationen geben. Sie müssen sehen, dass sie über uns Leute erreichen, denen tatsächlich an der Marke gelegen ist.
Dann haben wir darüber nachgedacht, warum wir überhaupt Sponsoren brauchen. Klar, es ist ein finanzieller Aspekt, aber für uns keineswegs der größte finanzielle Aspekt bei den Turnieren.
Es muss etwas mehr geben. Es geht um Prestige, es geht darum, den Leuten zu zeigen, dass sie an einem ernsthaften Sportereignis teilnehmen. Am Ende entschieden wir uns, keine Sponsoren mehr zu akzeptieren, die sinnlos erschienen.
In dem Moment als wir die Türen schlossen, kamen zahlreiche Sponsoren an und man muss eine gewisse Disziplin haben, Ihnen mitzuteilen, dass man die Produkte für ungeeignet für das Poker-Publikum hält.
Bei uns sind alle Sponsoren gut integriert und die Produkte müssen mit den Spielern zu tun haben. Zum Beispiel verschenkt Wyndham Ferienreisen, Royal Caribbean Kreuzfahrten, Hublot legt etwas auf den Preispool obendrauf und Audi verschenkt ein Auto. Und die Spieler wollen dieses Auto auch tatsächlich unbedingt!
PL: Auf welche Leistung sind Sie am meisten stolz, seitdem Sie 2009 Präsident der WPT wurden?
AP: Nummer eins ist, dass wir weltweit agieren. Vor sechs Jahren hatten wir nur ein Event in Europa und ich hatte damals gewitzelt, dass wir eher ein World Poker Stop als eine World Poker Tour sind.
Jetzt haben wir 65 Events und wir sind überall. Nächste Woche mache ich mich auf den Weg nach China, wir sind in Südafrika und wir expandieren nach Lateinamerika. In Europa sind wir sowieso.
Nummer zwei ist, dass die WPT überlebt hat, ohne von Online-Poker abhängig zu sein. Ich bin absolut für Legalisierung von Echtgeld-Poker und ich möchte, dass die Seiten sehr erfolgreich sind. Aber in den letzten zehn Jahren war es ein stetiges auf und ab.
Deswegen gab es auch viele Poker-Touren, die plötzlich aus dem Nichts auftauchten, ganz toll klangen, aber nach einem Jahr wieder verschwanden. Der Grund ist, dass es immer wieder neue Gesetze gibt, die die Veranstalter Geld kosten und weswegen sie das Marketing herunterfahren und die Touren beenden.
Zum dritten bin ich auf einer persönlichen Ebene sehr stolz darauf, wie das Team zusammengestellt ist. Wir haben eine sehr flache Management-Struktur und sind sehr ehrlich zueinander. Es gibt niemanden bei der WPT, der nicht wichtig ist und jeder ist dem Produkt voll und ganz verpflichtet.
PL: Würden Sie zustimmen, dass die PokerStars-Events Schwierigkeiten hatten, nachdem man die Marke EPT aufgab?
AP: Wenn man so lange dabei ist, wie ich es bin, weiß man, dass es immer ein auf und ab gibt. Wir hatten einmal ein $200k-Aplha8-Turnier auf den Philippinen mit über 50 Mitspielern. Danach gingen wir nach Florida und hatten sechs.
Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, mit Urteilen nicht vorschnell zu sein.
Aber ich weiß, dass die World Poker Tour eine Muttergesellschaft im Online-Poker-Business hatte (Party Poker). Jetzt haben wir keine mehr.
Wir haben nur noch unser Social Gaming ohne Echtgeld. So können wir Angebote bedienen, die andere Unternehmen nicht bedienen können.
Wir sind demnächst in Amsterdam. Die meisten Online-Seiten haben keine Stopps dort, denn in Amsterdam darf man keine Werbung für Online-Poker machen.
Zu PokerStars sage ich das: Wir alle haben ein Interesse an der Vermarktung von Poker. Wenn ich mir die absoluten Zahlen ansehen, würde ich sagen, dass PokerStars die Nummer eins in der Werbung ist, denn PokerStars gibt das meiste Geld aus. Es wäre albern, zu sagen, wir hätten keine Vorteile davon, dass sie Geld ausgeben und "Poker, Poker, Poker!" proklamieren.
Auf Platz zwei in der Werbung kommt die WPT – nicht unbedingt, weil wir so viel Geld ausgeben, sondern weil wir eine TV-Sendung haben, die jährlich über 100 Millionen Zuschauer erreicht.
Irgendwo in den USA, Europa oder Lateinamerika schaut in diesem Moment irgendjemand die Show und wird daran erinnert, wie viel Spaß Poker machen kann. Werden all diese Spieler zur WPT kommen? Nein. Aber einige melden sich bei PokerStars, Party Poker oder 888 an. Das ist völlig in Ordnung.
Ich will hier nicht kurzsichtig werden. Ich weiß, dass Werbung einen positiven Effekt haben wird.
PL: Wohin wird es mit Poker in den nächsten 5 bis 10 Jahren gehen?
AP: Für mich hat der Pokerboom auf eine gewisse Art und Weise nie aufgehört. In Asien oder auch Lateinamerika hält er immer noch an und das ist unglaublich. Tatsächlich ist die Größenordnung dort sogar eine andere als in den USA.
Es ist wirklich aufregend, so viele Leute vor den Pokerräumen zu sehen, die auf ihr Turnier warten.
Poker wird global und immer feinstrukturierter. Wir haben verschiedene Level und der Schirm, unter dem sich die Pokerspieler versammeln, ist sehr weit. Wir müssen nur geduldig sein und nicht alles forcieren. Wir müssen keinen Spielgeldspieler zwingen, mit echtem Geld zu spielen, wenn er nicht möchte.
Wir müssen auch keine Turnierspieler zwingen, auf sozialen Netzwerken zu zocken. Wir müssen einer weit gefächerten Spielergruppe unser Spiel anbieten.
Wichtig ist, dass man die Qualität hoch hält und das könnte ein Problem sein. Außerhalb der USA wächst Poker unglaublich schnell und viele Leute wollen einfach nur ein paar schnelle Dollar verdienen.
Glücklicherweise haben wir mit OurGame einen Investor und sind ein globales Unternehmen. Wir haben 40 Angestellte in China. Wir haben Angestellte in London und hier in Florida.
Wir alle müssen die gesamte Industrie zur Verantwortung ziehen, um sicherzustellen, dass wir gute Qualität anbieten. Wenn die Spieler schlechte Erfahrungen machen, führt dies zu Rückgängen.
Wir müssen neue Spieler respektvoll und nicht einfach wie Fische behandeln. Spielgeldspieler sind nicht unbedingt Fische. Einigen geht es vielleicht nicht um das Gewinnen, sondern nur um den Spaß, aber wo ist das Problem?
Wir müssen den Spielern Respekt entgegenbringen und uns darum bemühen, auf jeden Spieler zuzugehen. Wir müssen einen langfristigen Ansatz verfolgen und dürfen nicht zu sehr nur auf ein Pferd setzen.
Jeden Tag müssen wir uns fragen: „Was können wir besser machen?“
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 18.04.2017.