Niemand hatte größeren Einfluss auf die letzte WSOP-Coverage von ESPN als Quasselstrippe William Kassouf. Die Kameras liebten ihn, vor allem als er Stacy Matuson mit den Worten "Nine high like a boss" bluffte. Die Kameras klebten an ihm bis er am Ende gegen Griffin Benger in einer spektakulären Hand ausschied.
Auch nach der WSOP hörten die Leute nicht auf, über Kassouf zu reden und sie fragten sich, ob sein "Speech play" noch im Rahmen der Etikette ist. Jetzt ist er wieder dabei und spielt das riesige Colossus im Rio.
PokerListings hat den Briten dort getroffen und mit ihm über seinen Ruhm, den ESPN Broadcast und seine Pläne für den Sommer gesprochen.
PokerListings: Wie fühlt es sich an, wieder bei der WSOP zu sein?
William Kassouf: Es ist gut, wieder da zu sein! Normalerweise komme ich erst zum Ende der WSOP nach Vegas, diesmal hat Grosvenor Poker aber das Colossus für mich gesponsort und die Reisekosten übernommen.
Es ist schon eine tolle Erfahrung, die Leute scheiden links und rechts von einem wie am Fließband aus. Mein Stack ist OK, etwas über der Startdotation.
PokerListings: Kannst Du uns etwas über Dein vergangenes Jahr erzählen? Du warst ja quasi überall.
William Kassouf: Ja, ich war bei der EPT Prag, habe dort das €10k High Roller gespielt und nach einem Deal als Sieger 532.000 Euro verdient. Das war ein tolles Ergebnis und es war sogar an meinem Geburtstag.
PokerListings: Du warst der "Breakout-Star" des WSOP-Broadcasts von ESPN. Wie ist es jetzt, wo Dich jeder kennt?
William Kassouf: Es ist einfach nur sick. Es ist phänomenal, derart viel Publicity und Sendezeit zu bekommen. Wenn ich hier im Rio den Gang entlang laufe, rufen die Leute "nine high like a boss" oder "heart of a lion".
Sie finden es toll und lieben es. Ich finde es gut, dass ich vielen Spielern als Inspiration gedient habe.
PokerListings: Es hört sich so an, als sei das meiste Feedback, das Du bekommen hast, positiv. Stimmt das?
William Kassouf: Ja, definitiv. Ich habe viel mehr positive als negative Reaktionen bekommen, natürlich gab es aber vor allem online viele Hater. Ich habe oft "nine high like an idiot" oder ähnlichen Mist gehört. Neid und Eifersucht bringen Dich aber nicht weiter.
Wer sind diese Leute überhaupt? Sie verstecken sich hinter ihren Computern und beschimpfen andere. Keiner hat je von ihnen gehört.
So ist es eben. Jeder hat seine Meinung und das muss ich respektieren. Ich kam bei der WSOP-Übertragung besser weg als die Amerikaner. Und auch besser als der Floor, vor allem, wenn man sich die Entscheidungen anschaut, die gegen mich getroffen wurden.
PokerListings: Wirst Du es dieses Mal anders machen, jetzt, da Du die Übertragung vom letzten Jahr gesehen hast?
William Kassouf: Hm, vielleicht die Kings in der letzten Hand folden (lacht). Nein. Mein Exit war ein absoluter Cooler. Ich habe eine Sekunde überlegt, die Hand aufzugeben. Es wäre ein massiver Laydown gewesen.
Ich bedaure nichts. Ich würde nichts ändern oder etwas anders machen. Ich bin froh, dass ich so weit gekommen bin: 17. im Main Event ist ein schöner Erfolg, es wird hart, dies 2017 zu toppen. Trotzdem will ich aber wenigstens 16. werden (lacht).
PokerListings: Hast Du überhaupt noch einen Job oder spielst Du nur noch Poker?
William Kassouf: Ich spiele jetzt Vollzeit. Ich bin zwar Anwalt, meine juristische Karriere pausiert aber momentan.
PokerListings: Macht der Full-Time-Poker-Grind Spaß?
William Kassouf: Es ist wundervoll, ich liebe es. Ob ich gewinne oder verliere, ich lächle. Es ist alles Teil des Spiels. Ich nehme es, wie es kommt.
PokerListings: Bist Du hier mit speziellen Zielen für dich selbst hergekommen?
William Kassouf: Ich will mich nicht verändern, das ist auch der Input, den ich von meinen Fans bekomme. Bleib dran, ändere Dich nicht.
Wie Du Poker spielst, hängt von deiner Persönlichkeit ab. Ich liebe den Spaß, ich bin ein sozialer Typ und das passiert auch am Pokertisch. Ich liebe es, mit anderen Spielern zu quatschen. Es ist toll, sich einzubringen.
PokerListings: Wie sieht dein Terminplan für die WSOP aus? Wirst Du viele Events spielen?
William Kassouf: Diese Woche ist es nur das Colossus und vielleicht das MSPT im Venetian. Nächste Woche werde ich das $1.500 WSOP NLHE spielen. Danach entscheide ich, wie der Sommer weitergeht.
Wenn ich nicht bleibe, fahre ich nach England zurück und werde am 26. Juni zurück sein. Dann spiele ich Events wie das Wynn Classic, Aria WPT500 und Planet Hollywood Goliath.
Und dann gibt es natürlich noch das Main Event der WSOP.
PokerListings: Hast Du für das Main Event irgendeinen Slogan parat?
William Kassouf: Möglicherweise. Wartet ab und lasst euch überraschen. Die Kameras werden auf mich gerichtet sein, mal sehen was passiert.
Letztes Jahr hatte ich auch keine vorbereiteten Slogans oder Pointen. Das kam einfach so im Laufe des Turniers. "Nine high like a boss", "coconut" und alles andere kam mir einfach so in den Sinn.
Nichts war geplant. Wir werden sehen. Ich werde einfach mein Game machen und was passiert, passiert eben. Vielleicht entsteht auch eine neue Catchphrase im Stil von "nine high like a boss".
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 04.06.2017.