Short Deck Hold'em - auch bekannt als Six Plus Hold'em - ist No-Limit Hold'em, das mit einem abgespeckten Deck gespielt wird und der neue heiße Schrei in der Pokerwelt. Wir erklären, wie das Spiel funktioniert und auf welche strategischen Feinheiten man achten muss.
Beim Short Deck Hold’em werden alle Zweien bis Fünfen entfernt, so dass das gesamte Deck nur noch 36 Karten hat. Das bringt einige ziemlich große Änderungen in der Rangfolge der Pokerblätter, der Spieldynamik und der optimalen Strategie mit sich.
Regeln von Short Deck Hold’em
Short Deck Hold'em gibt es schon seit einigen Jahren und kann online gespielt werden - zu diesem Zeitpunkt nur im iPoker Netzwerk, aber wahrscheinlich in absehbarer Zeit auch auf weiteren Plattformen wie PokerStars oder 888poker.
Short Deck Hold'em hat seinen Ursprung in Asien - wahrscheinlich in China - hat aber in letzter Zeit mehr Aufmerksamkeit in Europa erhalten, seit ein paar mit Stars besetzte Short-Deck-Hold’em-High-Roller-Events mit Phil Ivey, Tom Dwan und anderen in den letzten Monaten publikumswirksam gestreamt wurden. Es ist eine schnelle, unterhaltsame Variante des bekannten Hold'em-Spiels.
Short Deck Hold'em vs. Reguläres Hold'em
1. Ein verkleinertes Deck
Um Short Deck Hold'em (oder auch Six Plus Hold’em genannt) zu spielen, nimmt man ein normales 52-Kartendeck und entfernt die Zweier, Dreier, Vierer und Fünfer. Man hat dann einem 36’er Kartensatz, in dem die Sechs die niedrigste Karte ist.
2. Handreihenfolge beim Short Deck Hold’em
Es gibt einige sehr bedeutende Unterschiede in den Werten bestimmter Pokerblätter, wenn man Short Deck Hold'em spielt. Beim Short Deck Hold'em gilt:
- Ein Flush schlägt ein Full House.
- Ein Drilling schlägt eine Straight.
Klingt merkwürdig? Vielleicht, aber es macht Sinn. Wenn Sie zwei gleichfarbige Karten beim regulären Hold'em haben, gibt es neun Karten im Deck, die Ihnen einen Flush ermöglichen. Im Short Deck Hold'em ist diese Zahl auf fünf reduziert, so dass der Flush viel schwieriger zu treffen ist. Tatsächlich ist es mathematisch schwieriger, einen Flush zu treffen als ein Full House.
Da in jeder Farbe vier Karten fehlen, bedeutet dies auch, dass Straight-Draws viel häufiger vorkommen. So ist es einfacher, eine Straight zu machen, als ein Set oder Trips zu treffen. Auf der anderen Seite ist es einfacher, ein Set zu treffen als bei einem normalen Hold'em, denn sobald Sie ein Pocket-Paar haben, geben Ihnen 2 der verbleibenden 34 Karten ein Set anstatt 2 von 50 Karten beim regulären Hold’em.
Ebenfalls ist zu beachten:
- Wie bei normalen Hold'em kann ein Ass hoch oder niedrig spielen.
Für Straßen kann das Ass als "Falsche 5" gelten, so dass A-6-7-8-9 die niedrigste Straße beim 6 Plus Hold’em ist.
Die offizielle Short-Deck-Hold'em-Reihenfolge
Short Deck Hold’em (36 Karten) | Reguläres Hold’em (52 Karten) |
Royal Flush | Royal Flush |
Straight Flush | Straight Flush |
Quads | Quads |
Flush | Full House |
Full House | Flush |
Drilling | Straight |
Straight | Drilling |
Two Pair | Two Pair |
One pair | One pair |
High card | High card |
Hinweis: Es gibt Casinos, bei denen Straights beim Short Deck Hold'em einen höheren Wert als ein Drilling haben, also achten Sie auf die Hausregeln!
Short Deck Hold'em Strategie für Anfänger
Wenn Sie Short Deck Hold'em spielen wollen, sind Sie wahrscheinlich schon mit No Limit Hold'em und anderen Pokerspielen vertraut. Wenn nicht, sollten Sie zuerst die regulären No-Limit Hold'em Regeln lernen. Nachfolgend finden Sie einige wichtige strategische Faktoren, die Sie bei Six Plus Holdem beachten sollten.
Short Deck Holdem Tipp #1: Die Regel von 3 und 6
Wenn es um Odds und Outs beim Poker geht, sollten Sie bereits mit der Regel von 4 und 2 vertraut sein, was bedeutet: Sie multiplizieren beim regulären Hold’em die Anzahl Ihrer Outs mit 4 beziehungsweise 2, um Ihre Gewinnwahrscheinlichkeiten auf dem Flop und dem Turn grob zu berechnen.
Diese Regel gilt nicht für Short Deck Hold'em. Es gibt weniger Karten im Deck und es ist wahrscheinlicher, einen Draw zu treffen.
Bei Short Deck Hold'em wird die Regel von 4 und 2 zur Regel von 3 und 6.
Das heißt:
- Auf dem Flop multiplizieren Sie die Anzahl Ihrer Outs mit 3, um (ungefähr) Ihre Chancen zu berechnen, Ihre Hand auf dem Turn zu treffen.
- Multiplizieren Sie die Anzahl Ihrer Outs mit 6, um (ungefähr) Ihre Chancen zu berechnen, Ihre Hand auf dem Turn oder River zu treffen.
- Auf dem Turn können Sie die Anzahl Ihrer Outs ebenfalls mit 3 multiplizieren, um (wieder grob) die Chancen zu berechnen, die Hand auf dem River zu treffen.
Das sind die genauen Prozentsätze:
Outs | Treffen auf dem Turn | Treffen auf Turn oder River |
1 | 3.20% | 6.50% |
2 | 6.50% | 12.70% |
3 | 9.70% | 18.70% |
4 | 12.90% | 24.50% |
5 | 16.10% | 30.10% |
6 | 19.40% | 35.50% |
7 | 22.60% | 40.70% |
8 | 25.80% | 45.60% |
9 | 29.00% | 50.30% |
10 | 32.30% | 54.80% |
11 | 35.50% | 59.10% |
12 | 38.70% | 63.20% |
13 | 41.90% | 67.10% |
14 | 45.20% | 70.80% |
15 | 48.40% | 74.20% |
Short Deck Hold'em Tipp #2: Flush-Draws verlieren, Straight-Draws gewinnen Wert
Nehmen wir an, Sie haben einen Flush Draw auf dem Flop. Im normalen Hold'em hätten Sie 9 Outs, um Ihren Flush zu treffen. Aber bei Short Deck Hold'em sind nur noch 5 Karten der selben Farbe im Deck. Nach der Regel von 3 und 6 liegen die Chancen, eine dieser 5 Karten zu treffen, bei ungefähr 15% für den Turn und 30% für Turn und River. Das ist etwas schlechter als beim normalen Hold'em, bei dem man in 36% der Fälle einen Flush Draw auf dem River trifft.
Wenn Sie jedoch einen offenen Straight Draw auf dem Flop haben (was öfter passiert als bei normalen Hold'em), haben Sie immer noch 8 Outs, um Ihre Hand zu treffen (es sind jetzt nur noch 31 Karten übrig anstatt 47 - das (abgespeckte) Deck abzüglich Ihrer Karten und Flop). So haben Sie jetzt eine viel größere Chance, Ihre Hand zu treffen. Die Chancen, eine Straße von dem Flop auf den River zu treffen, liegen bei über 45%.
Sie sehen also, dass die Mathematik beim Short Deck Hold'em nicht genauso funktioniert wie beim regulären Hold’em. Bei Straight-Draws sollten Sie auch stets bedenken, dass Ihr Gegner bereits ein Set haben kann und Ihr Straight Draw damit völlig wertlos ist, denn ein Set ist höher bewertet.
Dies sind die häufigsten Draws beim Short Deck Hold'em auf dem Flop und die Wahrscheinlichkeit, die Draws zu treffen
Draw | Outs | Treffen auf dem Turn | Treffen auf Turn oder River |
Set auf quads | 1 | 3.2% | 6.5% |
Paar auf Set | 2 | 6.5% | 12.7% |
Gutshot auf Straight | 4 | 12.9% | 24.5% |
Flush Draw auf Flush | 5 | 16.1% | 30.1% |
Zwei Overcards auf Top-Pair | 6 | 19.4% | 35.5% |
Set auf Full House oder Quads | 7 | 22.6% | 48.4% (*) |
Offener Straight Draw auf straight oder Gutshot + Flush Draw auf Straight oder Flush | 8 | 25.8% | 45.6% |
Offener Straight Sraw + Flush Draw auf Straight oder Flush | 12 | 38.7% | 63.2% |
(*): Am Turn hat ein Set 10 Outs zum Full House.
Short Deck Hold'em Tipp #3: Sie brauchen stärkere Hände nach dem Flop
Bei der Auswahl der Hände, die Sie spielen und wie Sie sie spielen, müssen Sie auf die Veränderungen der relativen Blattstärken achten. Preflop ist eine Hand wie J-T jetzt fast ein Coinflip gegen eine Hand wie A-K, weil alle niedrigen Karten, die nicht mit einer dieser beiden Starthände verbunden sind, nicht mehr im Deck sind. Da A-K natürlich auf allen niedrigen, nicht verbundenen Boards gewinnen würde, ist seine relative Stärke nun deutlich geringer.
Gleiches gilt für Draws auf dem Flop gegen Paare. Nehmen wir diese Hand:
- Sie halten: 10 9
- Der Gegner hält: A K
- Flop: K 7 8
Bei normalen Texas Hold'em hätten Sie jetzt den Straight Draw mit etwa 32% Gewinnwahrscheinlichkeit (gemäß der Regel von 4 und 2), während dies bei Six Plus Holdem fast ein Münzwurf auf dem Flop ist, wobei der Straight Draw über 45% Gewinnwahrscheinlichkeit hat.
Hier sind zwei weitere Beispiele:
- Pocket Paare haben einen höheren Wert als bei normalen Texas Hold'em, da die Chancen, ein Set zu treffen, höher sind. Beim Short Deck Hold’em bekommen Sie auch doppelt so häufig Asse als beim normalen Hold’em.
- Hände wie Top-Pair, Top-Kicker haben einen viel niedrigeren Wert als beim normalen Hold'em, weil die Chancen für Ihre Gegner höher sind, Sie noch zu überholen.
Diese Beispiele zeigen, dass der durchschnittliche Wert der gespielten Blätter beim Short Deck Hold'em höher ist, da weniger Karten im Spiel sind. Einfache Paar-Hände gewinnen oft Pötte beim normalen Hold'em, aber in einem Six-Plus-Spiel tun sie das weit seltener. Sie müssen Ihr Spiel entsprechend anpassen.
Short Deck Holdem Tipp #4: Hände sehen stärker aus als sie sind
Wenn Sie es gewohnt sind, regelmäßig Hold'em zu spielen, wissen Sie, dass es eher selten vor dem Flop vorkommt, Premium-Hände zu sehen. Zum Beispiel werden Asse im Durchschnitt nur einmal alle 221 Mal ausgeteilt. Aber mit weniger schwachen Karten im Deck werden Sie beim Short Deck Hold'em viel häufiger Premium-Hände sehen. Zum Beispiel sehen Sie Asse etwa alle 100 Hände. Außerdem ist es doppelt so wahrscheinlich, eine Hand wie A-K beim Short Deck Hold'em zu sehen.
Die meisten Hände in Short Deck Hold'em erscheinen vor dem Flop stärker, als sie tatsächlich sind.
Beim regulären Hold'em halten die meisten Spieler eine Starthand mit zwei beliebigen Broadway-Karten (zehn oder mehr) für mindestens spielbar. Aber mit dem Six-Plus-Deck hat man in fast einem Drittel alle Fälle ein solches Blatt auf der Hand.
Sie müssen berücksichtigen, dass nicht nur die Stärke Ihrer Hand, sondern auch die Stärke der Hände Ihrer Gegner ist im Durchschnitt höher ist. Deswegen sind viele Hände, die man beim normalen Hold'em für anständig hält, zu schwach beim Short Deck Hold'em.
Schauen wir uns ein paar Pre-Flop-Wahrscheinlichkeiten beim Short Deck Hold'em im Vergleich zum normalen Hold'em an:
Wahrscheinlichkeit beim Short Deck Hold'em | Wahrscheinlichkeit beim regulären Hold'em | |
Asse vor dem Flop bekommen | 0.95% | 0.45% |
Irgendein Pocket Paar bekommen | 8.6% | 5.9% |
Zwei suited Karten bekommen | 22.9% | 23.5% |
Ass-König bekommen | 2.5% | 1.2% |
J-T-suited bekommen | 0.63% | 0.3% |
Zwei Broadways (10 oder höher) bekommen | 30.2% | 14.3% |