Folgende Frage wird mir oft gestellt. Wie sollte ich mit Ax Qx spielen? Oder diese. Mir scheint, mit Buben verliere ich immer. Was soll ich anders machen? Diese nicht ganz so starken Starthände, die häufig als Problemhände bezeichnet werden, scheinen viele Spieler zu verwirren. Der Trick für die richtige Spielweise besteht darin zu erkennen, dass sie sich nicht grundlegend von anderen Starthänden unterscheiden.
Große Erwartungen
Es ist lustig. Nie fragt mich jemand, wie er Vieren spielen soll. Stattdessen werde ich über Buben ausgefragt, obwohl Buben eine viel stärkere Hand als Vieren sind. Ähnlich verhält es sich mit 97o, da fragt auch nie jemand nach der richtigen Spielweise. Stattdessen bei AQo, einer deutlich besseren Hand. Warum sind die schlechten Hände einfacher zu spielen als die guten?
Das liegt an den Erwartungen. Bekommt man 97o ausgeteilt, findet im Kopf kein Feuerwerk statt. Nimmt man aber AQ auf, ist man ein wenig begeistert. Diese Begeisterung ist mit Erwartungen verknüpft – Erwartungen, dass man mit dieser Hand ein wenig Geld gewinnen könnte.
Bei NLHE-Cashgames fährt man aber wesentlich besser, wenn man JJ, AQ und weitere Problemhände wie jede andere Hand wahrnimmt. Ohne Erwartungen. Man kann die Hand gewinnen, oder eben nicht. Die relativ starke Starthand berechtigt zu einem Raise vor dem Flop, wenn vorher gelimpt wurde. Sobald der Flop aufgedeckt wird, hat man aber nur eine Hand. Das unterscheidet sich nicht von 44 oder 97. Der Flop ist gut für Ihre Hand. Oder der Flop ist nicht gut für Ihre Hand. Die anderen Spieler scheinen aufgrund Ihres Setzverhaltens stark zu sein. Oder sie sind vermutlich schwach. Ganz gleich, mit welcher Hand Sie begonnen haben, es kommt auf diese Dinge an.
Dazu ein Beispiel. Zwei Spieler limpen in einer Partie mit Blinds von 2 $/5 $ und Sie raisen auf dem Button mit A Q auf 25 $. Der Big Blind callt und die Limper auch. Im Pot sind 102 $ und alle Spieler haben noch 700 $.
Auf dem Flop kommen Q 10 9 . Der Big Blind setzt 80 $, der erste Limper raist auf 200 $ und der andere Limper foldet.
Die Problemhand streikt wieder, oder? Sie haben Top Pair, es gab aber schon mehr Action, als Ihnen mit dieser Hand lieb ist. Sagen wir, dass Sie in dieser Situation 97 statt AQ halten. Kein Problem, oder? Sie folden. Und mit AQ auch. Bleiben Sie in der Hand, müssen Sie einen gegnerischen Draw überstehen (und wissen nicht, wie stark er ist) und gleichzeitig hoffen, dass der andere Spieler KQ und nicht Blätter wie QT, Q9, KJ usw. hält.
Gegen die Spektren des Bettors und des Raisers hat AQ nicht genug Equity, um die Hand fortzusetzen. In dieser Situation passiert das Gleiche wie mit 97. Überhaupt kein Problem.
Maximierung der Gewinne
Buben sind besser als Vieren. AQ ist besser als 97. Aber keine dieser Hände besitzt einen Wert, wenn sie klar geschlagen ist. Dagegen liefern JJ und AQ mehr Gelegenheiten als ihre schwächeren Kollegen, Gewinn aus der Hand herauszuschlagen, wenn sie vorne liegen.
In einer Partie mit niedrigen Einsätzen ist die beste Gelegenheit, mit AQ Gewinn zu erzielen, ein Flop mit einem Ass. Loose Spieler verlieben sich regelmäßig in ihre Hände mit einem Ass plus niedriger Beikarte. Haben Sie AQ und floppen ein Ass, holen Sie all das Geld (und mehr) wieder herein, dass Sie das letzte Mal mit KK gegen A3 verloren haben.
Dazu wieder das Beispiel von vorher. Zwei Spieler limpen in einer Partie mit Blinds von 2 $/5 $ und Sie raisen auf dem Button mit A Q auf 25 $. Der Big Blind callt und die Limper ebenfalls. Im Pot sind wieder 102 $, doch die Stacks betragen dieses Mal 900 $.
Auf dem Flop kommen A 7 4 und alle Gegner checken. Sie setzen 100 $. Ihre Bet ist so hoch, weil Sie davon ausgehen, dass Ihre Gegner mit einem Ass zumindest einmal callen. Der Big Blind foldet, der erste Limper callt und der andere foldet. Vermutlich hat der Caller entweder Two Pair, ein Set, ein Ass, einen Flush Draw oder 65. Sie sind in einer guten Lage, weil Sie gegen viel mehr Hände gewinnen als verlieren.
Auf dem Turn kommt die 2 . Ihr Gegner checkt und Sie setzen 200 $. Checkraist Ihr Gegner All-In, haben Sie kein Problem mit AQ. Sofern Ihr Gegner ein normaler Spieler auf diesem Limit ist, schlägt er AQ und Sie können folden. Betrügen die Stacks auf dem Turn nur 300 $, würden Sie All-In gehen, weil Ihr Gegner durchaus mit einer Hand wie A9 oder AT zum Idiotenpush bereit sein konnte. Nur wenige Live-Spieler checkraisen aber 600 $ mehr, ohne AQ zu schlagen.
Nehmen wir an, Ihr Gegner callt die 200 $. Wunderbar. Wahrscheinlich hat er weiterhin ein schlechteres Ass oder einen Draw. Mit einem Set oder Two Pair hätte er eher auf dem Turn gecheckraist. Der Call bedeutet, dass Sie vermutlich immer noch vorne sind.
Der River kann hässlich werden. Die Karte zum Flush kann kommen und Ihr Gegner geht All-In. (Fold!) Eine scheinbar unwichtige Karte kann kommen und Ihr Gegner geht All-In. (Fold!) Oder es kommt eine Bube und nachdem er gecheckt hat, müssen Sie befürchten, dass er AJ hat. Aber die meisten River werden nicht so verlaufen, sondern eine Blank liefern, worauf Ihr Gegner eine enttäuschte Miene macht, weil sein Draw in diesem riesigen Pot nicht ankam.
Darin besteht der Wert von AQ. Es ist wie mit jeder anderen Hand, aber manchmal floppen Sie ein Ass und gewinnen einen halben Stack von einem Trottel, der jedes Ass spielt. Deshalb ist die Hand besser als 97. Solange Sie folden, wenn Ihre Gegner eine Menge Stärke zeigen, stellt AQ kein Problem mehr für Sie dar.
Der Wert von Buben
Auch Buben sind wie jede andere Hand. Außer, dass sie besser sind. Sie können kleine Pots ohne Kampf gewinnen, wenn Overcards kommen. Sie können mittlere Pots gewinnen, wenn auf dem Board etwa 5527 liegt und jemand seine Neunen oder A7 überschätzt. Und sie können Monsterpots gewinnen, wenn sie ein Set treffen und ein Overpair, Two Pair oder ein niedrigeres Set besiegen.
Floppen Sie mit Buben kein Set und bekommen mehr Action als erwünscht, haben Sie keine Problemhand. Sie müssen folden wie mit Vieren.
Das Problem sind Ihre Erwartungen
In einer besonders loosen Partie mit Blinds von 2 $/5 $ zeigte mir jemand seine Hand, bevor er in einem Pot mit sieben Spielern nach heftiger Action auf dem Flop foldete. Er hatte Damen. „Damit kann man in einer solchen Partie nicht gewinnen“, raunte er mir zu.Das stimmt. Es ist schwer, einen Pot gegen sechs andere Spieler zu gewinnen. Es ist schwer, diese alle mit Damen zu besiegen. Noch schwerer ist dies mit fast jeder anderen Hand. Damen sind wie jede andere Hand. Nur besser. Entledigen Sie sich Ihrer Erwartungen. Maximieren Sie mit Ihren guten Händen Ihren Gewinn. Folden Sie, wenn sich die Lage nicht wie gewünscht entwickelt. Tun Sie dies, sind die Probleme meist verschwunden.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 23.05.2011.