Neulich profitierte ich von einem schlimmen Fall dessen, was ich falsche Anpassung nenne. Ich spielte in einer Live-Partie mit Blinds von 2 $/5 $. Die meisten Spieler, darunter auch ich, saßen schon länger an diesem Tisch und waren deshalb mit der Spielweise der anderen vertraut.
Einige Spieler hatten leicht weak-tighte Tendenzen, daher passte ich meine Strategie in der üblichen Weise an. In Position spielte (und raiste) ich vor dem Flop looser und kämpfte um mehr Pots auf dem Flop und dem Turn. Meine Strategie funktionierte ziemlich gut, allerdings wurde ich bei einigen größeren Bluffs erwischt und hatte deshalb nur ein etwa ausgeglichenes Ergebnis in dieser Session erzielt. Ich musste zwar keinen Bluff vorzeigen, aber in zwei Fällen musste ich nach größeren Einsätzen folden, als ich geraist wurde.
Die meisten dieser auffälligen Spielzüge waren in den ersten beiden Stunden dieser Session aufgetreten. Danach folgten zwei Stunden, in denen recht wenig passierte. Und dann kam es zu dieser Hand.
Drei SpielerInnen, zwei loose und eine weak-tighte, limpten. Ich limpte auf dem Button mit K 6 . Der Small Blind brachte einen Minimum-Raise auf 10 $, der Big Blind foldete und die Limper callten. Im Pot befanden sich 55 $, ich hatte einen Stack von etwa 500 $ und meine Gegner hatten Stacks unterschiedlicher Größe.
Auf dem Flop mit K J 6 bekam ich Top und Bottom Pair. Alle checkten zu mir, ich setzte 45 $ und alle foldeten bis auf die weak-tighte Spielerin, die callte. Auf dem Turn kam die 4 . Sie checkte und ich setzte 100 $. Auf dem River kam die 9 . Sie checkte und gleichzeitig starrte sie mich zornig an und sagte, „Du musst vorsichtig sein.“ Sie hatte noch etwa 200 $ vor sich, aber ich setzte 125 $.
Sie druckste noch ein wenig herum. Dann sagte sie, „Ich glaube, ich habe ein Problem.“ Dann callte sie, ich zeigte mein Two Pair und sie nickte. Sie sagte, „Meine Lage war noch schlimmer als ich dachte“ und drehte A J um, womit sie gerade einmal Middle Pair gefloppt hatte.
Etwa 30 Sekunden später, zu Beginn der nächsten Hand, sagte sie zu einem anderen Spieler, “Er hat uns die ganze Zeit herumgeschubst.”
Diese Frau war keine loose Spielerin. Wenn ich sie nach einem Limp vom Button raiste, foldete sie in der Regel sofort. Sie war in den vergangenen vier Stunden nicht einmal aus dem Rahmen gefallen. Dennoch callte sie gegen mich Einsätze in Höhe von fast 300 Dollar mit einer Hand, mit der sie gegen jemanden anderen wahrscheinlich keine 20 Dollar investiert hätte. Meine früheren, fehlgeschlagenen Bluffs hatten bei ihr zu einer falschen Anpassung geführt, die mehrere Stunden anhielt.
Ich will damit nicht sagen, dass Sie sich nicht an Ihre Gegner anpassen sollten. Beobachten Sie jemanden mehrfach bei erfolglosen Bluffs, sollten Sie diese Information zweifellos später verwerten. Passen Sie sich aber nicht zu stark an. Callen Sie nicht blindlings bis zum River, wenn Sie den Flop halbwegs getroffen haben. Selbst ein Spieler, der häufig blufft, hat vermutlich eine starke Hand, wenn in allen drei Setzrunden größere Bets bringt.
Wie sollten Sie sich demnach an einen mutmaßlichen Bluffer anpassen? Nehmen wir an, Sie haben auf dem Turn einen Draw und ein Gegner, der selten blufft, bringt einen größeren Einsatz. Sie vermuten, dass Sie nicht die richtigen Pot Odds für einen Call bekommen. Außerdem glauben Sie, dass Sie nach einem All-In etwas zu oft gecallt werden, um mit dem Semi-Bluff positiv abzuschneiden. Gegen einen solchen Spieler sollten Sie schlicht folden.
Aber gegen jemanden, von dem Sie wissen, dass er ziemlich oft blufft, sollten Sie vielleicht nicht folden. Zwar reichen die Pot Odds für einen Call immer noch nicht aus, aber ein Raise als Semi-Bluff funktioniert besser. Sie werden seltener gecallt, weil Ihr Gegner immer foldet, wenn Sie ihn bei einem Bluff erwischen. In diesem Fall liegt bei diesem Draw also ein Grenzfall vor, da Sie gegen einen soliden Spieler folden, aber gegen einen aggressiven Bluffer All-In gehen sollten. Dies ist eine vernünftige Anpassung.
Andererseits handeln Sie sich selbst gegen die verrücktesten Spieler Ärger ein, wenn Sie mit einem gefloppten Middle Pair drei Einsätze gegen einen Spieler callen, der auf dem Flop in vier Gegner hineingesetzt hat. Das ist eine völlig falsche Anpassung.
Hier die entscheidenden Punkte:
1. Bringen Sie alle Ihre Beobachtungen in Zusammenhang. Nur weil Sie einen Gegner ein- oder zweimal beim Bluffen beobachtet haben, heißt das nicht, dass er immer blufft. Versuchen Sie sich an alle Situationen zu erinnern, in denen er nicht geblufft, sondern gefoldet, gecheckt oder gecallt hat. Auf diese Weise bekommen Sie einen guten Eindruck darüber, wie oft er wirklich blufft.
2. Halten Sie nach Verhaltensmustern Ausschau. Meine Gegnerin in dieser Hand lieferte geradezu ein Prachtexemplar. Nach ihrem Call auf dem Turn wusste ich nicht genau, was für eine Hand sie hatte und vermutete neben anderen Möglichkeiten Ax Kx . Doch als sie auf dem River checkte, versuchte sie mich einzuschüchtern, indem sie mich zur Vorsicht mahnte. Dieses klassische Verhaltensmuster suggeriert eine Hand, mit dem ein Gegner zwar den Showdown sehen, aber keine hohe Bet callen will. Nach ihrer Warnung wusste ich, dass sie ein Paar und damit kein besonders gutes Gefühl hatte. Aus diesem Grund entschied ich mich zu dem Einsatz mit 125 $. Ich machte mir Sorgen, dass sie nach einem All-In zur Vernunft kommen und folden würde. Hätte ich das Verhaltensmuster nicht durchschaut, hätte ich einen anderen Betrag gesetzt und vielleicht ein schlechteres Resultat erzielt.
3. Wenn Sie feststellen, dass Sie sich immer noch auf eine Hand konzentrieren, die vor einigen Stunden stattfand, sind Sie vermutlich nicht im Vollbesitz Ihrer Kräfte. Dafür müssen Sie keinen großen Pot verloren haben, in Wirklichkeit hatte ich keine einzige relevante Hand mit dieser Gegnerin während der gesamten Session gespielt. Aber sie hatte ein oder zwei Hände beobachtet, die sie zu der Überzeugung brachten, ich würde über den Tisch herfallen und dabei übersehen, wie viele Hände ich vor und auf dem Flop foldete. In einem solchen Fall haben Sie Ihr Einschätzungsvermögen eingebüßt. Stellen Sie fest, dass Sie auf einen bestimmten Spieler am Tisch fokussiert sind und er nicht derjenige ist, der am schwächsten spielt, läuft vermutlich etwas schief. Machen Sie Pause oder holen Sie tief Luft, und vergessen Sie diesen einzelnen Spieler, um sich anschließend neu und auf die gesamte Partie zu konzentrieren
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 04.03.2009.