Gestern wurde während einer Spielpause beim WSOP Main Event in Las Vegas bekannt gegeben, dass Phil Ivey und der bereits verstorbene David "Devilfish" Ulliott 2017 in die Poker Hall of Fame aufgenommen werden. Die beiden wurde von 27 lebenden Mitgliedern der Hall of Fame und 18 Medienvertretern aus einer Liste von zehn Personen ausgewählt. Die Poker Hall of Fame ist eine Ruhmesliste, in die nur die besten und einflussreichsten Spieler, beziehungsweise Organisatoren des Pokerspiels aufgenommen werden.
Artikel von Arved Klöhn und Jan Meinert
Wer war dieses Jahr nominiert?
Seit 2010 wurden jedes Jahr zwei Kandidaten in die Poker Hall of Fame aufgenommen. Im letzten Jahr waren es Todd Brunson und Carlos Mortensen. In diesem Jahr wurde unter den folgenden Kandidaten ausgewählt:
Phil Ivey, Mike Matusow, Ted Forrest, David „Devilfish“ Ulliott, Huck Seed, Thor Hansen, Max Pescatori und David Chiu waren nominiert. Dazu kamen noch Turnierdirektor Matt Savage und Mori Eskandani, der Produzent der Erfolgsformate "Poker after Dark" und "High Stakes Poker".
Die Nominierung lief sehr einfach und vergleichsweise demokratisch. Auf der Hall-of-Fame-Seite der WSOP konnte man über ein Formular Kandidaten vorschlagen, die bei der Wahl berücksichtigt wurden.
Kriterien für die Poker Hall of Fame
Die Wahl selbst wird von allen Mitgliedern der Poker Hall of Fame, sowie einem ausgewählten Kreis von Medienvertretern vorgenommen. Dabei müssen die Kandidaten folgende Anforderungen erfüllen:
- Der Spieler muss gegen starke Gegner gespielt haben.
- Der Spieler muss mindestens 40 Jahre als sein.
- Der Spieler muss um hohe Beträge gespielt haben.
- Der Spieler muss konsistent gut gespielt haben und respektiert sein.
- Der Spieler muss sich über die Zeit bewährt haben.
- Oder für Nicht-Spieler: Er muss zum Wachstum und Erfolg von Poker mit anhaltenden positiven Ergebnissen beigetragen haben.
Phil Ivey hat es dieses Jahr geschafft
Mit zehn Bracelets, einem siebten Platz im Main-Event im Jahr 2009, einem WPT-Titel und Turniergewinnen von insgesamt fast 24 Millionen Dollar ist Phil Ivey mit Sicherheit einer der erfolgreichsten Spieler, die es je gegeben hat.
Auch wenn es in den letzten Jahren etwas stiller um Ivey wurde, ist in der Pokerszene allgemein unumstritten, dass er in der Dekade zwischen 2000 und 2010 der mit Abstand beste Spieler, sowohl live, als auch online war.
Der einzige Grund, warum Ivey bislang noch nicht in die Poker Hall of Fame aufgenommen wurde, war sein Alter. Er wurde erst am 1. Februar dieses Jahres 40 und erfüllt damit dieses Jahr erstmals die zweite Bedingung für die Poker Hall of Fame.
Dave "Devilfish" Ulliott endlich drin
Dave Ulliott wurde bekanntlich vom Boxer in der Unterwelt des englischen Hull zu einer der schillerndsten Figuren im europäischen Pokerzirkus. Es hatte nach eigener Aussage eine schwierige Kindheit und diverse Gefängnisaufenthalte prägten sein junges Leben. Bekanntlich war er darauf spezialisiert, Safes zu knacken und war einer der führenden Köpfe der Unterwelt von Hull.
1997 betrat er mit einem Knall die Pokerwelt, als er beim Four Queens Poker Classic Turnier Men “The Master” Nguyen besiegte und der Name “Devilfish” entstand. Dave lebte nach dem Motto: “You only win big when you risk big… Life is a blast. It don’t last. Live it long and live it f*ing fast."
Ulliott erlag im April 2015 im Alter von 61 Jahren den Folgen eines schweren Krebsleidens. Jetzt hat Ulliott seinen Platz in der Poker Hall of Fame, zuvor gab es Diskussionen um seine Aufnahme. Unter anderem hatte sich PHoF-Mitglied Daniel Negreanu gegen eine Aufnahme ausgesprochen und konstatiert, dass sein Tod hierfür nicht ausschlaggebend sein dürfe.
Kritik an der Poker Hall of Fame
Fast jedes Jahr wurde die Wahl in die Poker Hall of Fame mit einer gewissen Kritik beäugt. Zum einen waren einige Wahlentscheidungen für moderne Pokerspieler nur bedingt nachvollziehbar, etwa die Aufnahme von Brian “Sailor” Roberts, Jack McClelland oder Dewey Tomko.
Zum anderen wird der Poker Hall of Fame vorgeworfen, es handelt sich in erster Linie um einen Club amerikanischer Männer, in den man als Europäer keinen Eintritt erhält. Tatsächlich war der Spanier Carlos Mortensen letztes Jahr der erste Europäer, der in die Poker Hall of Fame aufgenommen wurde. Dieses Jahr ist es Ulliott, der die PHoF europäischer macht.
Alle Mitglieder der Poker Hall of Fame
Johnny Moss (1979) | Bobby Baldwin (2003) |
Nick Dandolos (1979) | Berry Johnston (2004) |
Felton McCorquodale (1979) | Jack Binion (2005) |
Red Winn (1979) | Crandell Addington (2005) |
Sid Wyman (1979) | T. J. Cloutier (2006) |
Bill Hickok (1979) | Billy Baxter (2006) |
Edmond Hoyle (1979) | Phil Hellmuth (2007) |
T. Forbes (1980) | Barbara Enright (2007) |
Bill Boyd (1981) | Dewey Tomko (2008) |
Tom Abdo (1982) | Henry Orenstein (2008) |
Joe Bernstein (1983) | Mike Sexton (2009) |
Murph Harrold (1984) | Dan Harrington (2010) |
Red Hodges (1985) | Erik Seidel (2010) |
Henry Green (1986) | Barry Greenstein (2011) |
Walter Pearson (1987) | Linda Johnson (2011) |
Doyle Brunson (1988) | Eric Drache (2012) |
Jack Straus (1988) | Brian Roberts (2012) |
Fred Ferris (1989) | Tom McEvoy (2013) |
Benny Binion (1990) | Scotty Nguyen (2013) |
David Reese (1991) | Jack McClelland (2014) |
Thomas Preston (1992) | Daniel Negreanu (2014) |
Jack Keller (1993) | Jennifer Harman (2015) |
Little Man Popwell (1996) | John Juanda (2015) |
Roger Moore (1997) | Todd Brunson (2016) |
Stu Ungar (2001) | Carlos Mortensen (2016) |
Lyle Berman (2002) | Phil Ivey (2017) |
Johnny Chan (2002) | Dave Ulliott (2017) |
Weiterführende Artikel
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 22.07.2017.