In meinen letzten Artikeln habe ich mich rückwärts bewegt und zunächst Vier Tipps für das Spiel auf dem River und dann die Vier Tipps für das Spiel auf dem Turn geliefert. Somit ist es nun an der Zeit, über den Flop zu sprechen.
Laut gängigem Klischee ist der Flop der Wendepunkt einer Hand, da dort mehr als die Hälfte der Gemeinschaftskarten aufgedeckt werden. Doch der Flop ist nicht nur wegen der Anzahl der Karten wichtig, sondern auch die Setzrunde, in der sich entscheidet, wie groß der Pot werden kann. Pots mit einer Flop-Bet werden im Schnitt deutlich größer als Pots ohne Flop-Bet.
Vor allem gegen Spieler, die passiv sind und einen eher nicht mit großen Bets in späteren Setzrunden auf die Probe stellen, sind Bets auf dem Flop daher meist attraktiv. Sind Sie im Umgang mit teuren Setzrunden auf Turn und River erfahren und Ihre Gegner nicht, sollten Sie den Pot aufbauen. In großen Pots können Sie später mehr Hebelwirkung ausüben und aus Ihrer Erfahrung in späten Setzrunden Kapital schlagen, um so Ihre Gewinnquote zu verbessern.
Natürlich bedeuten mehr große Pots auch mehr Varianz. Ich kenne aber keinen sehr guten No-Limit-Spieler, der vor einer aussichtsreichen Situation zurückschreckt. Im Zweifel sollte man auf dem Flop setzen. Hier meine vier Tipps für das Spiel auf dem Flop:
Tipp 1: Achten Sie auf die Textur des Boards
Bei allen Hold’em-Händen spielt die Textur des Boards eine entscheidende Rolle. Viel zu viele Spieler schauen auf den Flop und überlegen nur, ob sie ihn getroffen oder verfehlt haben. Genauso wichtig ist aber, zu überlegen, wie wahrscheinlich die Gegner ihn getroffen haben und wie sie spielen werden. Nehmen wir etwa einen Flop mit 9 9 7 . Haben Sie K Q , haben Sie zwar nichts getroffen, müssen aber weiterdenken. Welche Hände kann Ihr Gegner haben, wenn Sie setzen und gecallt werden? Er könnte eine Neun, eine Sieben oder ein Pocket Pair haben. Außerdem einen Straight Draw mit Jx Tx , Tx 8x , Jx 8x usw. oder Overcards wie Sie. Da man Boards mit einem Paar seltener trifft als Boards ohne Paar, callen viele Spieler auf diesen Boards mit Händen, die sie sonst folden würden. Man kann auf Turn und River nicht gut spielen, ohne über die möglichen gegnerischen Hände auf dem Flop nachgedacht zu haben.
Tipp 2. Passen Sie Ihre Einsatzhöhen der Textur des Boards an
Ein wichtiger Aspekt der Boardtextur beim Spiel auf dem Flop ist, dass auf verschiedenen Boards verschiedene Einsatzhöhen sinnvoll sind. Allgemein sollten Sie auf trockenen und gepaarten Boards weniger setzen und auf koordinierteren Boards mehr. Auf einem Flop mit Q J 9 sollten Sie also mehr setzen als auf einem mit 7 2 2 . Warum? Ihr Gegner hat den ersten Flop eher getroffen und dabei häufig ein Paar und einen Draw bekommen. Im Schnitt muss er also mehr bezahlen, um die Turn-Karte zu sehen.Ein Flop mit 7 2 2 hilft einem Gegner selten und bietet keine Draws. Waren Sie vor dem Flop vorne, sind Sie es wahrscheinlich immer noch und werden es vermutlich auch bis zum River sein.
Auf diesem Grund sollten Sie auf koordinierten Flops mehr als auf trockenen setzen. Auf koordinierten Flops setze ich in der Regel etwa Potgröße und eher halbe Potgröße auf trockenen Boards. Das hängt von der Textur des Boards ab, aber nicht davon, ob ich getroffen habe oder nicht. Mit Assen setze ich auf dem Flop mit 7 2 2 auch wenig, obwohl meine Hand sehr stark ist, und mit Ax Kx setze ich auf dem Flop mit Q J 9 viel, obwohl ich nur einen Gutshot habe. Die Textur des Boards und nicht die Stärke meiner Hand ist für die Einsatzhöhe ausschlaggebend.
Tipp 3: Greifen Sie Continuation Bets mit niedrigen Raises an.
Der typische No-Limit-Livespieler bei niedrigen Blinds raist vor dem Flop mit vielen Händen. Er tut dies mit Händen wie Qx Jx aus mittlerer Position oder Schrott wie Q 4 aus später Position und bringt auf fast jedem Flop eine Continuation Bet. Wird er dann gecallt, geht er auf dem Turn häufig vom Gas und passt seine Spielweise eher der Stärke seiner Hand an. Meist kommen diese Spieler mit ihrer aggressiven Strategie vor und auf dem Flop durch, weil ihre Gegner ihnen glauben.
Sie können diesen Spielern das Leben schwer machen, indem Sie auf dem Flop einen niedrigen Raise bringen. Nehmen wir an, er raist aus erster Position vor dem Flop bei Blinds von 1 $/2 $ auf 10 $. Er kann 7 6 , 3x 3x , K 10 usw. haben. Sie callen auf dem Button mit K J und alle anderen folden. Auf dem Flop kommen 10 9 9 , womit Sie einen Gutshot und einen Backdoor Flush Draw haben. Ihr Gegner setzt 20 $ in den Pot mit 23 $. So spielt er unabhängig von seinem Blatt.
Raisen Sie auf 45 $ oder 50 $. Das ist nur ein niedriger Raise im Vergleich zur Potgröße, aber Sie haben Position und Ihr Gegner hat viele Hände, mit denen er das Board komplett verfehlt hat. Diese wird er selbst nach einem niedrigen Raise folden.Callt er Ihren Raise, hat er oft eine mäßige Hand wie Qx Jx oder 4x 4x , und Sie sind dann in der Lage, ihn auf Turn oder River mit einer kräftigen Bet zu verscheuchen.
Noch öfter werden Sie den Pot aber mit Ihrem kleinen Angriff gewinnen. Gegner, die im Frühstadium zu loose und aggressiv spielen, sind anfällig für niedrige Raises. Probieren Sie es aus.
Tipp 4: Machen Sie weniger spekulative Calls gegen aggressive Spieler
Viele Spieler machen gerne spekulative Calls auf dem Flop. Die Einsätze sind niedrig, warum sollte man dann nicht einmal mit seinem Gutshot callen? Mit Position und gegen passive Spieler sind diese spekulativen Calls in Ordnung. Häufig checkt der Gegner auf dem Turn und Sie bekommen eine Free Card oder können den Pot stehlen.
Aber gegen aggressive Spieler werfen Sie mit solchen Calls nur Ihr Geld zum Fenster hinaus. Diese legen auf dem Turn zu oft mit einer weiteren Bet nach und Sie müssen folden. Diese spekulativen Calls sollten Sie nur bei schwachen Spielern machen, während Sie gegen die aggressiven Spieler tighter vorgehen und diese in Position angreifen sollten, wenn das Board dafür spricht, dass sie vermutlich nichts haben.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 20.02.2011.