Der River trennt die Profis von den Amateuren. Damit meine ich nicht, dass Profis vor der letzten Karte zittern, während Amateure vergnügt ihren nächsten Bad Beat planen, sondern genau das Gegenteil. Der River ist die Setzrunde, in der die Profis vermutlich den größten Vorteil gegen Amateure herausschlagen.
Amateure neigen dazu, auf dem River nicht genug Hände for value zu betten und dieser Fehler schadet ihnen in doppelter Hinsicht. Erstens gewinnen sie keine ausreichend großen Pots mit ihren guten Händen. Auf dem River wird oft die größte Bet der gesamten Hand gebracht, und wenn der Amateur checkt anstatt zu setzen, gewinnt er einen mittelgroßen Pot, obwohl er einen sehr großen gewinnen konnte.
Zweitens können Amateure nicht effektiv bluffen, wenn sie ihre Strategie nicht mit Value Bets ausgewogen gestalten. Weiß ich, dass ein Spieler mit guten Händen wie Top Pair oder mittleren Two Pair eher checkt, kann ich dies ausnutzen, wenn dieser Spieler setzt. Sein Handspektrum ist sehr polarisiert – entweder hält er ein Monster oder er blufft. Dazwischen gibt es keine Möglichkeit, da ein solcher Gegner mit diesen Händen checkt. Aufgrund dieses Wissens ergeben sich einige gute Möglichkeiten, Bluffs zu entlarven. Wenn ich weiß, dass jemand in einer bestimmten Situation nur mit einem Full House oder gar nichts setzt, blufft er in der Regel. Schließlich ist es viel einfacher, nichts zu haben als ein Full House.
Wann man Out of Position setzen sollte
Viele Spieler werden auf dem River ängstlich. Mit einem passablen Paar checken sie und hoffen, der Gegner würde das Gleiche tun. Stellen Sie sich vor, Sie seien ein Boxer und würden in den letzten Runden immer nur in der Ecke kauern und darauf hoffen, dass Sie keinen Treffer abbekommen. Sie würden auseinandergenommen werden. In einigen Kämpfen kämen Sie damit vielleicht durch, aber in den meisten anderen würde Ihr Gegner die Gelegenheit ergreifen und Sie mit einem guten Treffer ausknocken.
Checken Sie auf dem River zu oft, werden Sie ebenfalls in Nachteil geraten. Manchmal wird Ihr Gegner ebenfalls checken und Sie sehen den Showdown. Dabei gewinnen Sie sogar einige Pots. Aber in den anderen Fällen wird Ihr Gegner setzen und daraus Vorteil ziehen. Sie werden aus besseren Händen geblufft. Oder Sie bezahlen bessere Hände aus. Auf Dauer geben Sie Ihrem Gegner mit dieser passiven Strategie zu viel Spielraum und bezahlen dafür.
Sie müssen auf dem River weiter zuschlagen. Manchmal werden Sie ohnehin ausgeknockt, aber bisweilen landen Sie selbst einen guten Treffer. Mit einer aktiven Strategie sind Sie ein viel schwierigeres Ziel.
Block Bets
Block Bets sind eine Methode, Out of Position aktiver zu sein. Block Bets sind kleine Einsätze, die in der Regel etwa ein Viertel des Pots betragen. Bei einem Pot von 100 Dollar würden Sie auf dem River demzufolge etwa 30 bis 35 Dollar setzen. Mit Block Bets erreichen Sie folgende zwei Ziele: Sie werden von schlechteren Händen ausbezahlt und Sie geben einen Preis für den Showdown vor.
Nehmen wir an, Sie haben Ax 9x auf einem Board mit Jx 9x 5x 4x 8x und checken den River. Ihr Gegner checkt mit schwächeren Händen ebenfalls oder er setzt 70 Dollar mit besseren Händen und einigen Bluffs. Sie entschließen sich deshalb zu einem Call. Mit dieser Strategie gewinnen Sie nichts, wenn Sie vorne liegen, und verlieren einiges, wenn Sie die schlechtere Hand haben.
Nun nehmen wir an, dass Sie selbst 35 Dollar setzen. Ihr Gegner callt sowohl mit schwächeren als auch mit besseren Händen. Sie gewinnen einiges von den schlechteren Händen und verlieren weniger gegen die besseren. Indem Sie den Preis für einen Showdown auf 35 Dollar „festlegen“, berauben Sie Ihren Gegner zu einem Großteil seines positionellen Vorteils.
Block Bets können sehr effektiv sein, haben aber auch einige Nachteile. Bringen Sie diese nur, wenn Sie einen billigen Showdown sehen wollen, geben Sie guten Spielern zu viele Informationen preis, die diese gegen Sie verwenden. Außerdem ist es manchmal besser, zu checken und zu folden, wenn Ihre Hand ziemlich hoffnungslos ist, als eine Block Bet zu bringen.
Setzen, wenn eine gefährliche Karte kommt
Nicht nur mit Block Bets können Sie Ihre Aktivität erhöhen, wenn Sie Out of Position sind. Sie sollten auch gelegentlich setzen, wenn eine gefährliche Karte auftaucht.
Nehmen wir an, Sie floppen ein Set und setzen auf Flop und Turn. Ihr Gegner callt beide Male. Im Pot sind 400 Dollar und Sie haben beide noch 200 Dollar übrig. Auf dem River kommt ein drittes Herz. Es ist durchaus möglich, dass Ihr Gegner auf den Flush gedrawt hat. Gehen Sie dennoch All-In.
Die Erklärung liegt schlicht darin, dass Ihr Gegner mit Top Pair oder Two Pair nach einem Check fein raus ist, während Sie einen Flush in der Regel sowieso ausbezahlen. Gehen Sie selbst All-In, zahlen Sie die Flushs aus, werden aber auch von schwächeren Händen ausbezahlt. Nach einem Check gewinnen Sie wenig oder verlieren viel, während Sie bei einem All-In viel gewinnen oder viel verlieren. Die zweite Strategie ist die bessere.
In diesem Beispiel waren die Stackgrößen entscheidend. Da sich 400 Dollar im Pot und nur noch 200 Dollar im Stack befanden, waren Sie mit Ihrem Set ohnehin Pot-Committed. Hätten Sie noch 1.000 Dollar übrig, wäre die Situation deutlich schwieriger und die beste Spielweise hinge von Ihrem konkreten Gegner ab.
Kürzlich spielte ich eine Hand, bei der ich nach einer gefährlichen Karte auf dem River All-In ging. Ich eröffnete in einer Internet-Partie mit Blinds von 1 $/2 $ auf 10 $, als ich drei Plätze vor dem Button Ax Qx hielt. Ein Spieler, der gerade auf dem Cut-Off eingestiegen war, und der Big Blind callten. Auf dem Flop kamen Ax 9x 3x mit zwei Karos. Ich setzte 25 $ und der Cut-Off callte.
Auf dem Turn kam ein weiteres Ass in einer anderen Farbe als Karo. Ich setzte 70 $ und der Cut-Off callte. Im Pot befanden sich 221 $ und wir hatten vor dem River noch 95 $ übrig.
Der River brachte die 2 und komplettierte einen möglichen Flush. Ich ging mit meinen 95 $ All-In und wurde gecallt. Mein Gegner hielt 9x 5x und ich gewann einen großen Pot gegen einen Spieler, der Middle Pair gefloppt hatte und dieses nicht aufgeben konnte.
Natürlich muss ich davon ausgehen, dass mein Gegner in einigen Fällen den Flush hat. Nach einem Check auf dem River hätte ich aber ein gegnerisches All-in gecallt, gegen einen Flush also ohnehin das Maximum verloren. Mit meinem All-In gewann ich zusätzliche 95 Dollar gegen einen Spieler, der mit seiner Hand fast sicher einen kostenlosen Showdown akzeptiert hätte. Darin besteht der Vorteil, aggressiv for value zu betten.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 25.03.2009.