Der ehemalige Full-Tilt-Pro Tom Dwan gab dem Bluff-Europe-Magazin ein langes Interview in dem er auch auf den schwarzen Freitag und Full Tilt einging.
Über Full Tilt hat das ehemalige Aushängeschild der Seite nicht mehr viel Gutes zu sagen und beschreibt die Prozesse, die zum Bankrott von FTP führten als lächerlich.
Hier das Interview in Auszügen auf Deutsch:
Wie hat der Schwarze Freitag Dein Leben verändert?
Davor habe ich natürlich sehr viel online gespielt und hatte den Deal mit Full Tilt. Entsprechend war ich sehr viel mehr in den USA als jetzt. Nach den jetzigen Gesetzen kann ich in den USA nicht online spielen und ich bekomme kein Geld mehr von Full Tilt. Zusammengefasst: der Schwarze Freitag war für mich in jeder Hinsicht katastrophal.
Hast Du erwogen, in ein anderes Land zu ziehen, um wieder online spielen zu können?
Ich war schon mehrmals kurz davor. Doch wo auch immer ich seitdem war – London, Vegas oder Macau – gab es Spiele und ich spielte für eine gewisse Zeit. Wäre das nicht gewesen, wäre ich wohl tatsächlich für’s Online-Pokern umgezogen.
Was war deine erste Reaktion auf den Schwarzen Freitag?
Als mich die Nachricht erreichte, dachte ich ich zunächst, dass der Prozess, der den Seiten gemacht wurde ziemlich korrupt war und das machte mich sehr unglücklich. Aber im Nachhinein kann man gegen das Ausheben der Seiten keine Vorwürfe erheben, schließlich hatte Full Tilt nicht mal das vorgegebene Geld.
Was ist Deine Einschätzung ein Jahr nach der Full-Tilt-Katastrophe?
Es ist absolut lächerlich, dass dem Unternehmen Geld fehlt. Es war ein sehr reiches Unternehmen und alles was man hätte tun müssen, um den Wert zu erhalten, wäre gewesen, die Spielergelder nicht auszuschütten. Aus moralischen Gesichtspunkten hätte man im Grunde nur zwei Sachen machen müssen: Sicherstellen, dass nicht betrogen wird und die Spielergelder nicht ausgeben. Das sollte doch nicht so schwer sein und dass es daran scheiterte ist wahrlich lächerlich.
Glaubst Du, dass die Spieler schlussendlich noch ausgezahlt werden?
Ich habe einige Gerüchte gehört, weiß aber nicht, wie ich diese bewerten soll. Meiner Meinung nach gibt es noch Chancen auf eine Auszahlung, aber sicher ist im Moment nichts. Die Spieler sollten selbst im schlimmsten Fall, wenn es keinen Käufer gibt, zumindest einen Bruchteil ihrer Gelder wieder sehen. Full Tilt hat einige Besitztümer und ich sehe nicht so schwarz wie einige andere. Aber ich werde dem keine Zahlen beimessen. Das habe ich einmal gemacht und lag falsch.
Wie siehst Du die Zukunft von Poker in den USA?
Es ist im Moment eine sehr ambivalente Situation. Wenn ich wetten müsste, würde ich darauf setzen, dass es in diesem Jahrzehnt legal und von der Regierung gestützt werden wird. Die Seiten werden Lizenzen erhalten und ich denke, die Quoten darauf, dass dies in diesem Jahrzehnt geschieht liegen bei 2:1. Ob es nun in zwei oder vier Jahren passiert, zunächst auf bundesstaatlichem Level oder nicht, kann ich nicht einschätzen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Poker langfristig in den USA nicht erlaubt sein sollte. Das wäre verrückt.
Das vollständige Interview ist auf Bluff-Europe zu finden. Dort spricht Dwan unter anderem noch über seine Anfänge als Pokerspieler, seine Spiele gegen Viktor “Isildur1” Blom und die Cashgames in Macau, wobei er zu Letzterem eher nichts zu sagen bereit ist.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 02.05.2012.