Im No Limit Texas Hold’em ist das Konzept des Slow-Play von fundamentaler Bedeutung. Viele Anfänger sitzen den ganzen Abend am Tisch und sind kartentot. Kommt dann mal was richtig Gutes, wetten sie so hoch, dass alle sofort wegschmeißen und die Hand quasi wertlos ist. Slow-Play heißt hier das Zauberwort!
Der Trick ist, dem Gegner mit einer guten Hand eine Falle zu stellen. Ich will, dass der andere voll einsteigt und meine Monsterhand voll ausbezahlt. Beim Slow-Play setze ich nicht oder nur sehr niedrig und lasse den anderen die Wett-Arbeit machen.
Allerdings sind gerade bei Anfängern immer wieder fundamentale Fehler beim Slow-Play zu beobachten. Wir präsentieren heute 5 essentielle Tipps zum Fallenstellen im Texas Hold’em. Viele Tipps sind dabei aus den Büchern Die Poker-Schule und Die Poker-Uni übernommen und richten sich hauptsächlich an Poker-Neulinge.
1. Slow-Play ist die Ausnahme, ist die Ausnahme, ist die Ausnahme
Ganz wichtig zu verstehen ist, dass Slow-Play im Poker eine Ausnahme darstellt. Grundsätzlich sollten sie mit guten Händen wetten und erhöhen. Ist ja auch klar, wie soll ein Pot groß werden, wenn sie keine Chips hineinfeuern?
Die eigentliche Falle besteht beim Poker grundsätzlich darin, dass die Gegner bei ihren Einsätzen nie wissen, ob sie schwach, gut oder saugut sind. Slow-Play sollte deswegen niemals inflationär, sondern nur in ganz bestimmten Situationen angewendet werden. Stellen Sie sich immer die Frage, ob sie mit ‘normalem’ Spiel am Ende mehr Geld gewonnen hätten.
2. Am besten gegen aggressive Spieler oder Gegner auf Tilt
Gerade gegen sehr aggressive Spieler hilft die Technik des Slow-Play ungemein, da sie potentiell Opfer ihrer eigenen Aggression werden. Gegen passive Spieler bringt Slow-Play oft nichts, da sie einfach mitchecken oder froh sind, dass die zu callende Bet nicht so hoch ist. Dann stehen sie am Ende mit ihrem gefloppten Full House da und es wurde auf Flop, Turn und River durchgecheckt. Na toll.
David Sklansky konkretisiert das Ganze wie folgt: Der Gegner muss beim Slow-Play denken, dass er mit Aggression die Spieler entweder aus dem Pot vertreiben oder viel gewinnen kann, wenn sie drinbleiben. Layne Flack drückte es einfacher aus: “Why push when the donkey is pulling?”
3. Achtung, Sie verteilen kostenlose Gemeinschaftskarten!
Eine große Gefahr beim Slow-Play ist, dass man seinem Gegner kostenlose oder billige Gemeinschaftskarten gewährt und somit riskiert, dass er sich entscheidend verbessert. Sitzt der andere auf einem Draw, wird er im Zweifel mitchecken und vielleicht seine Straight oder seinen Flush komplettieren.
Ihre Hand sollte schon so gut sein, dass sie bis zum Ende hält bzw. im Showdown bestehen kann. Ein hohes Pocket-Pair oder Top-Pair reicht da in der Regel nicht.
Idealerweise sollten die kostenlosen oder billigen Gemeinschaftskarten dem Gegner die zweitbeste Hand machen und ihn voll einsteigen lassen. Dann können sie genüsslich die Früchte ihrer Arbeit einstreichen.
4. Timing ist alles
Es geht beim Slow-Play vor allem um das richtige Timing und ein Gefühl dafür, wie der Gegner sich verhalten wird. Wenn ich zum Beispiel von einem Gegner weiß, dass er sehr aggressiv spielt und beim geringsten Anzeichen von Schwäche hoch einsteigt bzw. blufft, kann ich mir dies zunutze machen.
Am besten für Slow-Play geeignet sind ‘versteckte Hände’, die anhand des Boardes nicht auszumachen sind, zum Beispiel gefloppte Sets auf einem Board mit verschiedenen Farben.
5. Unterschätzen Sie Ihre Gegner nicht
Poker ist nicht Murmelspielen. Wenn Sie ein Monster floppen und mit verschmitztem Grinsen “check” sagen und dabei vor Endorphinen und Adrenalin nur so strotzen, klappt Slow-Play nicht. Das gilt vor allem, wenn Sie ansonsten meist setzen.
Poker ist ein kompliziertes Spiel und weil es um Geld geht, reicht die Psychologie in die feinsten Verästelungen. Erfahrene Spieler lassen sich nicht so leicht austricksen. Spielen Sie viele Hände und bald werden Sie ein Gefühl für die richtigen Spots bekommen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.02.2014.