Sie haben gerade vier Stunden No-Limit Hold’em mit Blinds von 1 $/2 $ gespielt und 300 Dollar verloren. Haben Sie schlecht gespielt oder einen schlechten Lauf gehabt?
Wie Sie sich denken können, traf vermutlich beides zu. Nach einer Session ist es oft schwer, schlechtes Spiel von schlechtem Lauf zu unterscheiden. Wollen Sie jedoch aus Ihren Fehlern lernen, lohnt es sich aber zumindest, dies zu versuchen. Spielten Sie in ungünstig verlaufenen Händen schlecht, hatten Sie Pech oder war es eine Mischung aus beidem?
Es gibt beim Poker viele Arten eines schlechten Laufs und viele davon sind ziemlich subtil. Ich erkläre Ihnen dies nicht, um Ihnen die Wege aufzuzeigen, mit denen Sie Ihre schlechten Ergebnisse schönreden können. Vielmehr geht es mir ums Gegenteil. Ich glaube nämlich, dass Sie besser verstehen, was in Ihrer Hand liegt, wenn Ihnen klar ist, wie Glück funktioniert.
Hier sind sechs verschiedene Arten eines schlechten Laufs:
1. Die Gegner verabreichen Bad Beats. Dieser Punkt ist offensichtlich und die Art des schlechten Laufs, der am meisten Aufmerksamkeit bekommt. Sie landen mit Top Set gegen Bottom Set auf dem Turn im All-In und Ihr Gegner trifft auf dem River sein einziges Out. Eine brutale Niederlage.
2. Sie treffen längere Zeit so gut wie nichts. „Vier Stunden lang habe ich kein einziges Pocket Pair bekommen!“ Das passiert. „Ich hatte sieben Mal AK oder AQ und traf nicht einmal ein Paar!“ Auch das passiert. Dieser Punkt ist genauso offensichtlich, daher will ich nicht näher darauf eingehen.
3. Ihre Gegner treffen ihre Hände. Dieser Punkt kann subtil und äußerst frustrierend sein. Er unterscheidet sich zudem vom ersten Punkt, da Sie Ihr Geld nicht als Favorit in die Mitte bekommen und Pech haben. Stattdessen treffen Ihre Gegner mehr Hände als üblich. Sie raisen dreimal vor dem Flop und werden jedes Mal gereraist. Hyper-aggressive Partie? Vielleicht. Aber nicht, wenn in der letzten Stunde nur diese drei Male gereraist wurde. Dann rannten Sie einfach dreimal in hohe Paare und hatten einen schlechten Lauf.
Sie raisen vor dem Flop mit KJ und werden von zwei Spielern gecallt. Die Caller checken, Sie setzen und ein Spieler callt. Auf dem Turn kommt eine Sieben und Ihr Gegner setzt viel. Pech.Sie raisen sechsmal in anderthalb Stunden, verpassen immer den Flop und Ihre Continuation Bet wird immer gecallt oder geraist. Das ist sehr frustrierend und in den meisten Partien mit niedrigen Einsätzen großes Pech.
Sie raisen vor dem Flop mit QQ und der Big Blind callt. Auf dem Flop kommen Jx 9x 3x . Ihr Gegner checkt, Sie setzen und er callt. Auf dem Turn kommt ein Ax . Er checkt, Sie setzen wieder und er checkraist. Pech.
Diese besondere Form des schlechten Laufs kann verunsichern. Im Gegensatz zu den Fällen, in denen Sie keine Hand zum Spielen bekommen, investieren Sie Geld, bevor sich die Lage verschlechtert. Und im Gegensatz zu den Fällen, in denen Sie als Favorit das Geld in die Mitte bekommen, bringen Sie diese Hände nicht zum Showdown. Sie enden vielmehr damit, dass Sie geraist werden oder Ihr Gegner eine Bet callt und Sie nach einem Check in der nächsten Setzrunde aufgeben müssen. Nach einiger Zeit bemächtigt sich Ihrer der böse Gedanke, dass Sie vielleicht herumgeschubst werden.
Machen Sie sich keine Sorgen. Der Tisch hat sich nicht plötzlich dazu verschworen, Sie aus jeder Hand zu drängen. Sie werden nicht herumgeschubst, sondern Ihre Gegner treffen einfach nur und Sie haben Pech.
4. Ihre Gegner treffen die bessere Hand. Sie haben einen Flush Draw mit der Dame und auf dem River kommt das Ass in Ihrer Farbe. Sie landen im All-In und Ihr Gegner hat den Flush mit dem König. Sie können nichts machen.
Dies ist das gleiche Phänomen wie das zuletzt genannte, nur dass Sie dieses Mal nicht folden müssen, sondern wegen Ihrer starken Hand im All-In landen. Ein solcher Fall kann eine ganze Session ruinieren und ist häufig pures Pech.
5. Ihre Gegner treffen nie, wenn Sie eine gute Hand haben. Sie haben während einer Session drei Sets und zwei Flushes bekommen, doch jedes Mal foldeten alle Gegner nach Ihrer Bet.
Das ist frustrierend und kann dazu führen, dass Sie Ihre Spielweise hinterfragen. Geschieht dies oft, denken Sie vielleicht darüber nach, ob Sie mit Ihren starken Händen slow spielen sollten, um auf jeden Fall Geld zu gewinnen.
Manchmal ist Slowplay bei No-Limit sinnvoll, aber man kann es leicht übertreiben. Besser ist, sich beim Slowplay an der Textur des Boards und den gegnerischen Tendenzen zu orientieren, und nicht an den Geschehnissen bei den letzten fünf Malen, bei denen Sie eine starke Hand floppten.
6. Der Tisch oder Ihr Platz ist schlecht.Dies gilt natürlich vor allem in Turnieren, in denen Ihnen ein Tisch und ein Platz zugewiesen werden. Es kann aber auch im Cashgame passieren.
Als erfolgreicher Spieler können Sie von einem durchschnittlichen Stundenlohn ausgehen. Doch diese Zahl ist der Schnitt aus allen Partien, die Sie während eines Jahres (oder noch länger) spielen.
An jedem Tag kann Ihr Stundenlohn deutlich höher bzw. deutlich niedriger ausfallen.Nicht jede Partie mit Blinds von 2 $/5 $ ist gleich. Manchmal setze ich mich an den Tisch und zu meiner Rechten sitzt ein betrunkener NFL-Profi, der 5.000 Dollar vor sich stehen hat.
Dieses Szenario sollte mir mehr als meinen Durchschnittslohn einbringen. An anderen Tagen setze ich mich an den Tisch und alle Touristen, die gerade einmal 200 $ vor sich haben, sitzen zu meiner Linken. Dieses Szenario verspricht unterdurchschnittlichen Gewinn.
Sie sollten aber versuchen, den besten Tisch bzw. den besten Platz im Casino ausfindig zu machen. Gibt es keine gute Partie, sollten Sie vielleicht woanders hingehen. Ungeachtet dessen müssen Sie aber gelegentlich in einer unterdurchschnittlich günstigen Partie antreten. Diese wichtige Form des Pechs sollten Sie berücksichtigen.
Abschließende GedankenWenn Sie Poker spielen, haben Sie etwa in der Hälfte der Fälle einen schlechten Lauf. Sind Sie ein guter Spieler, gewinnen Sie trotzdem, wenn es nicht zu schlecht läuft. Treffen Sie aber fünf Stunden lang keinen Flop und werden bei Ihrem einzigen Treffer noch geschlagen, werden Sie auch als sehr guter Spieler auf jeden Fall verlieren. Gute Ergebnisse hängen davon ab, einige Pausen einzulegen.
Außerdem ist es wichtig, Ihr Spiel zu verbessern und jede Session dahingehend Revue passieren zu lassen, an welchen Stellen Sie wirklich Pech hatten.
Begreifen Sie aber nicht jedes schlechte Ergebnis als Folge eines schlechten Laufs. Oft ist auch schlechtes Spiel dabei.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.01.2012.