Ich verspüre grade ein unbändige Lust, zu einer Doses mit schwarzem Graffiti zu greifen und die weißesten Kasinowände anzugreifen. Es ist Zeit, wieder Kilroy aus der Dose zu holen und den Casino-Bonzen eine Frage unter die Nase zu reiben.
Die Frage ist ganz einfach: “Häh? Keine Sicherheit im Kasino?”
Kilroy war ein Motiv während des zweiten Weltkrieges mit welchem die Bürger ihre Unzufriedenheit darüber ausdrückten, dass irgendetwas fehlte und ihnen dies das Leben schwer machte.
Damals waren die Probleme Brot, Zucker und Fleisch. In meiner Welt ist das gegenwärtige Problem die Sicherheit bei Live-Pokerturnieren – beziehungsweise der Mangel selbiger.
Der dümmste Betrug aller Zeiten
Nach einer 24-stündigen Untersuchung durch die Verantwortlichen des Borgata-Kasinos und durch die New Jersey Division of Gaming (DGE) wurde das erste Turnier der WPT Borgata Winter Open – ein $560-Re-Entry-Turnier mit einer $2-Millionen-Garantie – abgebrochen.
Bis eine weitere Untersuchung abgeschlossen ist, sind alle nicht ausgezahlten Gelder sind eingefroren. Was war das Problem?
Eine Person (oder mehrere Personen) haben es irgendwie geschafft, gefälschte Chips im Wert von circa einer Million in ein Turnier zu schmuggeln, das 4.812 Entries und einen Preispool von 2,3 Millionen Dollar hatte.
Zum Ende von Tag 2 waren noch 27 Spieler im Turnier und es wird kolportiert, dass die Turnier-Verantwortlichen 97.370.000 Chips zählten. Es hätten aber nur 96.240.000 sein dürfen.
Das muss doch der dämlichste Pokerbetrug aller Zeiten sein. Aber dennoch zeigt uns dieser Betrug, wie lax die Sicherheit im Kasino wirklich ist.
Das Problem wurde offensichtlich, als mehrere Spieler feststellten, dass einige der grauen 5k-Chips eine andere Farbe hatten und sich anders anfühlten. Es gibt Fotos, die zeigen, dass diese Chips ganz anders aussehen.
Überhaupt – wie zur Hölle kamen die Betrüger auf die Idee, dass sie es bis an den Final-Table schaffen, bevor den Verantwortlichen auffällt, dass irgendwas nicht stimmt? So dumm ist doch keiner, oder?
Gefälschte Chips im Borgata KasinoUnd nun?
Die Sache ist, niemand wäre damit durchgekommen. Es geht einfach nicht. Die Spieler müssen am Ende des Tages ihre Chips selbst zählen. Diese Zahlen werden dann von den Verantwortlichen genutzt, um sicherzustellen, dass die Gesamtzahl der Chips korrekt ist. Es ist unausweichlich, dass die zusätzlich ins Spiel gebrachten Chips irgendwann auffallen.
Aber was soll dann passieren? Die Spieler wissen doch, dass sie nach Herzenslust betrügen können und am Ende passiert ihnen nichts. Betrüger haben ohnehin eine dicke Haut.
Die Kasinos haben nicht nur Sicherheitslücken in der Größe des Grand Canyon offenbart, sondern die Spieler auch wissen lassen, dass sie mit jedem Betrug davon kommen können. Die Kasinos und die Verantwortlichen erlauben es den Spielern, davon kommen zu können!
Leute betrügen eben
Mike MatusowVor kurzem beschwerte sich Mike Matusow in einem Interview mit dem Bluff-Magazine über die neuen Re-Entry-Regeln und dass diese die Sicherheit der Spiele beeinträchtigen.
“Diese eröffnen enorme Möglichkeiten zum Betrug. Und wir kennen einige Leute, die genau dies ausnutzen werden.” – So Matusow in dem Interview.
Mike, du hast recht! Wir kennen Leute, die genau das ausnutzen können. Und diese Leute spielen immer noch in Turnieren auf der ganzen Welt.
Auf jeden Jean Paul Pasqualini, der sich versteckt, kommt ein Men the Master, der sich einen Sch… darum schert, was man über ihn denkt.
Men hat das $2-Millionen-Turnier im Borgata gespielt und im 2+2-Forum scheinen die meisten Finger auf ihn zu deuten. Keiner ist schuldig, bis man ihm seine Schuld nachgewiesen hat und ich will mich auch nicht über einen möglichen Verdächtigen beschweren. Ich beschwere mich über die Kasino-Verantwortlichen, die es zulassen, dass derartiges überhaupt passieren kann.
Die Hintermänner dieses Betrugs gingen womöglich nicht davon aus, dass sie komplett davon kämen, aber sie gingen davon aus, dass sie es weit ins Geld schaffen und Profit machen können, bevor die Verantwortlichen überhaupt mitbekämen, was um sie herum eigentlich vorgeht.
Kasinos, schützt unser Spiel!
Für mehr Sicherheit in Kasinos!Haben Pasqualini und Cedric Rossi die 2,3 Millionen Dollar zurückgegeben, die sie mutmaßlich durch Betrug bei der Partouche Poker Tour 2009 ergaunert haben?
Hier waren über 2,3 Millionen Dollar im Spiel, meine Damen und Herren. Das ist, soweit ich das einschätzen kann, eine Menge Geld und ich war bei Turnieren, bei denen es um noch viel mehr ging.
Wo ist unsere Sicherheit? Warum haben unsere Spiele nicht den gleichen Sicherheitsstandard wie die anderen Spiele, die nur einen Craps-Wurf von unseren gefälschten Chips entfernt sind?
Die Sicherheit unserer Spiele wird durch den Dreck gezogen und der Dreck bleibt haften. Auf diese Art und Weise wird uns eine breitere Anziehungskraft verwehrt bleiben.
Wir werden die Aussätzigen der Spiel- und Sport-Welt und es wird deutlich, dass wir uns nicht auf die Spieler verlassen können. Also, Kasinos, geht voran und fangt an, das zu ändern!
Lasst die Muskeln spielen und nehmt unser Spiel ernst! Denkt für eine Sekunde mal nicht an Profit und investiert etwas Grips (und Geld) in die Sicherheit.
Schützt unser Spiel, bevor Kilroy es an alle weißen Kasinowände dieser Welt sprüht: “Häh? Kein Poker?”
Lee Davy ist ein Pokerspieler und Journalist, der seit geraumer Zeit für PokerListings.com polarisierende Kommentare zu aktuellen Themen verfasst. Dieser Artikel ist auf englisch hier zu finden.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 21.01.2014.