Bedingt durch die vermehrte Präsenz von Poker in den Medien erlangt das Spiel einen immer größeren Bekanntheitsgrad und erfreut sich vor allem im europäischen Raum einer immer größeren Beliebtheit. Auf Grund der übertragenen Turniere, bei denen die Teilnehmer am Final Table und speziell der Gewinner des Turniers, enorme Preisgelder gewinnen, wird bei vielen der Wunsch geweckt, auch ein professioneller Pokerspieler zu werden.
Nicht nur, dass man viel Geld verdienen kann, nein, man kann auch noch seine Zeit selbst einteilen, reist um die Welt, um Turniere zu spielen und braucht auch nur seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Pokerspiel nachzugehen. Soweit die Vision.
Die Realität sieht hingegen etwas anders aus. Professionelles Pokerspiel erfordert strategisches Denken, Disziplin, psychologisches Einfühlungsvermögen sowie physische als auch psychische Belastbarkeit. Hinzu kommt das Poker kein Lehrberuf ist, d.h. man muss sich alle notwendigen Fähigkeiten, die das Spiel erfordert, selbst aneignen und um erfolgreich zu werden, braucht es viel Erfahrung.
Allerdings muss man sagen, dass die Verbreitung von Online-Poker, sowie das erhöhte Angebot an Pokerliteratur, die in letzter Zeit auf dem Markt erschienen ist, den Einstieg erleichtert haben und den Weg zum Profi erleichtern.
Die Entscheidung das Spiel professionell zu betreiben, wird im Wesentlichen aus zwei Gründen getroffen.
Zum einen stellt der Spieler fest, dass er mit dem Spiel mehr verdient als mit seinem Beruf und das eventuell auch noch mit einem geringeren Zeitaufwand.
Zum anderen erlangt man mehr Freiheiten, wie z.B freie Zeiteinteilung oder man ist nicht mehr von anderen abhängig. Man ist ja sein eigener Chef. Diese Gründe führen dazu, dass sich Leute entscheiden Profis zu werden, selbst wenn dadurch ihr Einkommen schrumpft.
Im Übrigen ist die Bezeichnung Profi ein Status, den man sich selbst verleiht. Es gibt keine Pokerinnung oder etwas in der Art. Es gibt Leute, die sich selbst als Profis bezeichnen, obwohl sie mehr verlieren als gewinnen.
Was ist nun ein professioneller Pokerspieler?
In erster Linie ist er ein Geschäftsmann. Er spielt Poker ausschließlich deswegen, um soviel wie möglich zu gewinnen, um damit sein Einkommen zu maximieren. Das ist sein einziges Ziel. Dabei hängt sein Einkommen von folgenden Faktoren ab.
Wie gut sind seine Fähigkeiten als Spieler, d.h hat er mehr Erfahrung als seine Mitspieler am Tisch. Kann er die Stärke seiner Mitspieler richtig beurteilen und deren Schwächen für sich ausnutzen. Beherrscht er alle erforderlichen Spielzüge, um das Spiel kontrollieren zu können, wenn er an einem Spiel beteiligt ist, usw.Weiterhin ist sein Einkommen davon abhängig von der Anzahl der Hände, die pro Stunde gespielt werden, denn je mehr Hände er spielen kann, umso mehr kann er gewinnen.
Wichtig ist auch die Höhe der Rake oder auch die Höhe der Gebühr pro Zeiteinheit.
Eine große Rolle spielt, die Auswahl des Spiels. Es gibt Spieler die ihr bestes Spiel nur bei einem Limit Spiel zeigen können und z.B bei einem No-Limit Spiel auf verlorenem Posten stehen. Die Fähigkeit sich selbst genau einschätzen zu können ist für einen Profi überlebenswichtig.
Profispieler lassen sich in drei Klassen einteilen, wobei die Grenzen fließend sind.
- Onlinespieler: Diese Spieler sind darauf aus soviele Hände wie möglich zu spielen und spielen deshalb in der Regel auf mehreren Tischen gleichzeitig. Meistens spielen sie Limit Spiele, da diese mehr statisch ablaufen und es nicht ganz so wichtig ist, wie einzelne Gegenspieler sich verhalten, ganz im Gegensatz zu No-Limit Spielen, bei dem die richtige Einschätzung des Gegners von enormer Bedeutung ist.
- Offlinespieler: Diese Spieler bevorzugen das Spiel in einem Casino oder Pokerroom und spielen meistens ein No-Limit Spiel, da sie hier ihre Gegner konzentrierter beobachten können und deren Schwächen exakter erkennen und ausnutzen können.
- Turnierspieler: Einige Spieler haben sich ausschließlich auf Turniere spezialisiert. Dieser Weg ist der gefährlichste, denn die Kosten für Reisen und die teilweisen sehr hohen Buy-ins, fressen die bankroll sehr schnell auf und daher kommt es, dass einige dieser Spieler verschuldet sind und sie von der Szene verschwinden. Es gibt natürlich auch hier sehr erfolgreiche Spieler und die zu verdienenden Preisgelder sind enorm.
Abschließend ist zu sagen, dass mit Poker sehr gutes Einkommen zu verdienen ist. Professionel betrieben hat es aber auch Schattenseiten. Es ist schon sehr monoton, jeden Tag stundenlang vor dem PC zu sitzen und mechanisch und konzentriert das Spiel zu spielen. Da man es professionell betreibt bleibt kein Spielraum für Fun und Action, da dies unweigerlich der Gewinnmaximierung schadet und die ist das Ziel des Profis. Des Weiteren sind die Kosten für Reisen, Unterkunft usw. beträchtlich, wenn man Casinos oder Turniere besucht, so dass man schnell Pleite ist, wenn der Erfolg aus bleibt.Nicht zu vergessen ist, dass man ein trotz freier Zeiteinteilung ein diszipliniertes und gesundes Leben führen muss, um auf Dauer erfolgreich zu sein, denn ein Turnier oder eine Session im Kasino ist zermürbend und kräftezehrend. Deshalb ist es wichtig, körperlich und vor allem mental topfit zu sein, um erfolgreich bestehen zu können und das bedeutet wiederum tägliches Training und Vorbereitung. Nicht zu vergessen ist, dass auch das eigene Spiel immer wieder auf den Prüfstand muss, um eventuell eingeschlichene Fehler zu erkennen und zu beseitigen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 25.10.2006.