In diesem ausführlichen Strategie-Artikel wollen wir weniger erfahrenen Spielern die Möglichkeit geben, ihre Spielstärke zu steigern und die wichtigsten Grundlagen erfolgreichen Pokerns zu erlernen. Dabei dreht sich alles um die fundamentalen Fehler, die unerfahrene Spieler und Anfänger immer wieder begehen und sich damit in unprofitable Situationen manövrieren.
Auftakt bildet dabei die Auswahl der Starthände, die für den Ausgang der Hand wegweisend ist. Dabei kommt es auf die Qualität der Hände, die Position und die bisherigen Aktionen an.
Beginnen wir mit der Qualität der Hände. Ein Großteil der Starthände ist schlicht Müll, auch wenn viele Anfänger dies nicht wahrhaben wollen, weil sie ja schließlich spielen wollen. Dazu zählen zum Beispiel kleine ungepaarte und unzusammenhängende Karten wie 8 2 oder 10 3 , die nur selten eine gute Hand oder einen guten Draw auf dem Flop treffen. Aber auch Hände wie K 4 oder A 2 sind nichts Tolles, da man zwar mit der hohen Karte ein gutes Top Pair bekommen kann, aber die andere Karte nichts taugt und die Möglichkeiten damit sehr begrenzt sind.
Gute Hände sind Ax Kx oder Ax Qx , da sie mit beiden Karten ein gutes Top Pair treffen können, mittlere Paare wie 7x 7x oder 9x 9x , da diese oft die beste Hand sind und mit einer weiteren Sieben bzw. Neun ein Set (=Drilling) und somit ein Monster treffen können. Unter bestimmten Umständen sind auch Blätter wie 8 7 oder J 10 gut, da sie die Möglichkeit für eine Straight und einen Flush bieten. Vor allem Anfänger spielen aber zu viele schwache gleichfarbige Karten wie J 5 , weil sie auf einen Flush hoffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Kreuz auf dem Flop (Flush Draw) kommen, beträgt aber nur knapp 11 Prozent, daher sollte eine gleichfarbige Hand zusätzliche Qualitäten bieten.
Die besten Starthände sind die hohen Paare wie Ax Ax , Kx Kx , Qx Qx und Jx Jx , mit denen man auf jeden Fall spielen sollte und die (fast) immer Favorit gegen die gegnerischen Hände sind.
Kommen wir nun zur Position, einem Faktor, den die meisten Anfänger zu wenig Beachtung schenken. Dabei ist es ziemlich einleuchtend, dass es immer unwahrscheinlicher wird, dass ein Spieler hinter einem eine gute Hand hat, je man später man an der Reihe ist.
Dementsprechend sollte man in früher Position weniger Hände (tight) und in immer späterer Position immer mehr Hände spielen. Während Ax 6x in früher Position etwa Müll ist, kann man auf dem Button durchaus damit erhöhen (raisen), wenn alle Spieler vor einem ausgestiegen sind (gefoldet haben). Auch der Vorteil, den man auf dem Button nach dem Flop hat, weil man immer als Letzter an der Reihe ist, ist ein Grund, warum man in dieser Position mehr Hände spielen kann. Da ein Gegner in den Blinds immer zuerst agieren muss, kann man die Verluste begrenzen bzw. die Gewinne steigern und auch besser bluffen.
Abschließend noch einige Worte zu den bisherigen Aktionen. Der Wert der Starthand ist relativ, und genau das berücksichtigen Anfänger oft nicht. Haben zum Beispiel alle Spieler vor einem gefoldet, ist Ax Qx eine sehr passable Starthand, doch wenn Spieler 1 erhöht hat, Spieler 2 noch einmal erhöht hat und Spieler 3 All-In geht, ist sie vermutlich nichts mehr wert. Allem Anschein nach hat einer der Spieler ein sehr hohes Paar wie Asse oder Könige, gegen die Ax Qx katastrophal abschneiden.
Generell macht es einen großen Unterschied, ob man den Pot eröffnet (first-in ist) oder sich schon ein oder mehrere Spieler vor einem daran beteiligt haben. Hat ein Spieler etwa geraist und drei andere gecallt, kann man mit einer Hand wie 8 7 oder 2 2 auf dem Button gut callen. Die eigene Hand bietet Chancen auf ein Monster und der Preis (die Pot Odds, dazu später mehr) ist günstig. Hat dagegen ein Spieler geraist und ein anderer gereraist, werden diese spekulativen Hände zu teuer, außerdem muss man einen weiteren Reraise des noch aktiven ersten Raisers befürchten.
Eine gute Grundlage für den relativen Wert von Händen bietet das sogenannte Gap-Konzept des amerikanischen Theoretikers David Sklansky. Dieses besagt, dass man für den Call eines Raise eine bessere Hand braucht, als für einen eigenen Raise. Hat man etwa Ax 9x auf dem Button, könnte man damit nach lauter Folds raisen, sollte aber nach einem Raise aus früher Position folden, weil der Gegner zu oft eine bessere Hand wie Ax Kx , Jx Jx oder Ax Jx hat.
Nicht nur die Spielstrategie ist wichtig, sondern natürlich auch die Spielauswahl. Deswegen haben wir alle Pokerseiten getestet und können diese Empfehlen:
Im ersten Teil unserer Pokerschule behandelten wir die größten Fehler, die Anfänger bei der Auswahl der Starthände begehen und wiesen dabei auf die drei wichtigsten Faktoren Qualität der Hände, Position und bisherige Aktionen hin. In diesem Abschnitt knüpfen wir daran an und besprechen, wie man vor dem Flop einen vernünftigen Plan fasst, anstatt „nach Gefühl vorzugehen“.
Sehr wichtige Faktoren sind hierbei Initiative, Pot Odds bzw. Implied Odds und gegnerische Spektren.
Beginnen wir mit der Initiative, die in vielen Händen den Ausschlag gibt. Anfänger begehen den Fehler, zu häufig bzw. überhaupt zu limpen, anstatt ihre Hand kraftvoll zu spielen und mit der Initiative eine zweite Gewinnmöglichkeit aufzubauen. Beim Poker geht es nämlich nicht darum, am Ende die beste Hand zu zeigen, sondern Pots zu gewinnen.
Wer immer nur limpt und callt, wird aber selten in den Genuss kommen, sich einen Pot zu schnappen, der niemandem gehört. Hintergrund ist wie so oft die Mathematik. Mit einer ungepaarten Hand trifft man auf dem Flop nur in ein knapp einem Drittel der Fälle ein Paar oder eine noch bessere Hand. Dies bedeutet, dass man mit einer solchen Hand zwar nur in jedem dritten Fall etwas trifft, aber auch, dass dies für den Gegner genauso gilt. In einem solchen Fall gewinnt meist der Spieler mit der Initiative, sprich derjenige, der setzt.
Nehmen wir folgendes Beispiel. Spieler A raist mit Kx Qx vom Cut-Off und Spieler B callt auf dem Button mit Ax Tx . Der Flop bringt J 7 3 , Spieler A setzt (Continuation Bet) und Spieler B foldet. Spieler A hat dank der Initiative einen Pot mit der schlechteren Hand gewonnen.
Doch nicht nur mangelnde Aggressivität bzw. Passivität gereichen Anfängern oft zum Nachteil, sie bezahlen vor dem Flop oft einen zu hohen Preis für ihre Hand. Das Konzept hierzu sind die Pot Odds bzw. Implied Odds, die ausdrücken, welchen Preis man im Verhältnis zum Pot bezahlen muss bzw. wie viel man noch gewinnen kann.
Nehmen wir folgendes Beispiel. No-Limit Hold’em, ein Sit ‘n Go, die Blinds betragen 50/100. Spieler A hat 1.800 Chips, Spieler B ebenfalls. Spieler A raist auf 300 und Spieler B callt mit 2x 2x . Das ist ein typischer Fehler, den Anfänger unaufhörlich begehen. Die Pot Odds sind zwar mit 450 (der Raise plus die Blinds) zu 300 (der Preis, den man bezahlen muss), also 1,5 zu 1 nicht besonders schlecht, aber es gibt einen anderen Grund, warum dieser Call schlecht ist.
Der Preis, um mit einem Paar Zweien diesen Raise zu callen, ist zu hoch, da man nach dem Flop nur mit einem Drilling (Set) die Hand fortsetzen kann. Die Wahrscheinlichkeit, ein Set zu treffen, beträgt aber gerade einmal 12 Prozent, also mehr als 7 zu 1 dagegen, d.h. man trifft nur jedes ca. achte Mal sein erhofftes Set. Schaut man sich nun die Stacks an, sieht man, dass Spieler A nur noch 1.500 Chips übrig hat, die man gewinnen kann.
Selbst wenn man davon ausgeht, dass Spieler A immer seinen gesamten Stack verliert, wenn Spieler B sein Set trifft, sieht die grob vereinfachte mathematische Bilanz negativ aus.Sieben Mal macht man 300 Chips Verlust und nur in einem von acht Fällen gewinnt man die 1.800 Chips des Gegners, d.h. man erzielt einen Gesamtverlust von 300 Chips.
Wie gesagt, diese Rechnung ist vereinfacht, aber auch günstiger als die Realität, da z.B. nicht berücksichtigt wurde, dass der Gegner ein besseres Set treffen kann, seine Verluste in Grenzen halten kann und dass ein Spieler in den Blinds All-In gehen und Spieler B aus der Hand verjagen kann.
Man kann jedem Anfänger, der das Konzept der Pot Odds bzw. Implied Odds (das hier nur grob skizziert werden kann) nicht verinnerlicht hat, nur empfehlen, sich dieses genau anzuschauen. Dazu gehört auch das Studium der Wahrscheinlichkeiten einzelner Hände.
Kommen wir zum Abschluss zu einem weiteren Dilemma, das bei Anfängern immer wieder auffällt. Entweder sie kümmern sich überhaupt nicht um die gegnerischen Hände oder sie begehen den Fehler, den oder die Gegner auf „eine konkrete Hand zu setzen“. Zwar gibt es einige wenige Fälle, in denen man sich recht sicher sein kann, dass ein Spieler eine bestimmte Hand hat, doch in der Regel geht es darum, gegnerische Spektren einzugrenzen.
Das erfordert Übung und ist auch sehr stark vom spezifischen Gegner abhängig, doch sollte man sich möglichst angewöhnen, erstens nicht nur die eigenen Karten zu berücksichtigen und zweitens tunlichst darauf zu verzichten, dem Gegner eine konkrete Hand zuzuweisen.
Ein typisches Beispiel für dieses Denken tritt auf, wenn ein Spieler vor dem Flop All-In geht. Viele Anfänger reduzieren das Spektrum dieses Spielers auf Ax Kx . Diese Hand gehört zweifellos dazu, doch je nach Turniersituation können sich auch viele andere Hände in dessen Spektrum befinden. Richtig gute Spieler können das gegnerische Spektrum nicht nur gut eingrenzen, sondern auch ihre Gewinnwahrscheinlichkeit dagegen recht genau bestimmen.
Wie gesagt, es ist wichtig, sich diese Art des Denkens anzugewöhnen, denn Poker ist keine Kaffeesatzleserei, sondern ein Sammeln von Informationen und Indizien.
Beschäftigten wir uns in den ersten beiden Abschnitten mit den Fehlern bei der Auswahl der Starthände und dem planlosen Spiel vor dem Flop, soll es jetzt um das Spiel auf dem Flop gehen. Meist wiegen diese Fehler noch schwerer, da sie sich in den späteren Setzrunden fortsetzen und damit noch teurer sind als die Fehler davor.
Behandelt werden sollen in dieser Folge Unprofitable Calls, Mangelnde Aggressivität und Überspielen der Hände.
Beginnen wir mit den unprofitablen Calls, die ein immer wieder zu beobachtendes Charakteristikum schwacher Spieler sind. Oft regiert dabei der größte Feind des Pokerspielers, die Hoffnung, wie etwa in folgendem Beispiel. Spieler A raist, Spieler B callt auf dem Button und unser schwacher Spieler C callt im Big Blind mit 4x 4x . Der Flop bringt 9 6 2 . Spieler C checkt, Spieler A setzt und Spieler B callt.
Spieler C sollte nun klar sein, dass sein Paar Vieren nichts mehr wert ist, denn Spieler A hat gegen zwei Kontrahenten eine Continuation Bet gebracht und Spieler B hat im Wissen um Spieler C hinter ihm gecallt. Gleichzeitig bietet das Board kaum Draws, daher sollte Spieler C seine Hand entsorgen, schließlich hat er nur zwei Outs zu seinem Set und damit garantiert nicht die richtigen Pot Odds, um seine Gegner (einer reicht schon) zu überholen.
Viele schlechte Spieler callen in solchen und ähnlichen Situation leider viel zu oft, entweder aus Hoffnung oder aus dem Irrglauben, noch vorne zu liegen.
Anders, aber ebenfalls teuer ist die mangelnde Aggressivität. Ausgangspunkt dieser Spielweise, die gern mit dem Begriff Calling Station wiedergegeben wird, ist die Meinung, dass Poker darin bestünde, am Ende die beste Hand vorzuzeigen. Das ist zwar manchmal nötig, aber mitnichten die hinreichende Methode, um erfolgreich zu sein. Anfänger verstehen zum Beispiel nicht, warum es sinnvoll ist, mit einem starken Draw einen sogenannten Semi-Bluff zu bringen. Gemeint ist damit eine Bet oder ein Raise mit einer Hand, die momentan zwar noch nicht vorne liegt, aber gute Chancen (= viel Pot Equity) hat.
Nehmen wir dafür ein extremes Beispiel. Spieler A raist aus mittlerer Position und der schwache Spieler B callt mit A Q auf dem Button. Die Blinds folden und der Flop bringt J 7 5 . Spieler A setzt und Spieler B callt, weil er zwar noch nichts getroffen hat, aber seinen Flush Draw natürlich nicht aufgeben will. Viel besser aber ist ein Raise, da Spieler B außer gegen ein Monster (Drillinge bzw. Sets) sehr viele Outs hat. Hält Spieler A zum Beispiel Tx Tx , sind es exakt 15 Outs, die gemäß Viererregel grob gerechnet 60 Prozent Pot Equity ergeben. Ein Raise ist also allein schon deshalb gerechtfertigt, weil die Siegchancen von Spieler B größer sind als die seines Gegners.
Ganz so extrem muss die Situation aber für einen Raise gar nicht sein, da man zu seiner Pot Equity auch noch die Fold Equity hinzurechnen kann, also die Häufigkeit, mit der der Gegner foldet. Diese lässt sich zwar nie exakt bestimmen, außer gegen absolute Monster ist sie aber immer gegeben.
Bleibt zum Schluss noch das Überspielen der Hände, das naturgemäß sehr teuer ist, da zumeist der ganze Stack flöten geht. Dieser Fehler steht in engem Kontext mit der mangelnden Aggressivität, da schwache Spieler ihr Geld leider zu oft in den falschen Situationen investieren.
Ausgangspunkt ist oft eine gute Starthand, auf die man ewig gewartet hat und die es jetzt einfach „bringen muss“. Dieser Denkansatz ist per se falsch, da sich die Karten und die Varianz nicht für die Befindlichkeiten der Spieler interessieren, sondern dem Zufall unterworfen sind.
Nehmen wir wieder ein extremes Beispiel. Der schwache Spieler A bekommt nach langer Durststrecke Q Q in mittlerer Position. Er raist und hinter ihm callen der Cut-Off (= eine Position vor dem Button) und der Button. Der Flop bringt K 7 4 und Spieler A geht All-In! Ohne sich Gedanken darüber zu machen, dass ihn nur eine bessere Hand callen kann, schiebt Spieler A seine gesamten Chips in die Mitte. Womöglich will er damit den Kartengott zwingen, dass keiner seiner Gegner einen König oder ein Set hat, aber profitabel kann diese Spielweise nicht sein.
Da dieser Fehler so teuer ist, noch ein zweites Beispiel. Dieses Mal sitzt unser schlechter Spieler C mit Q J auf dem Button und vor ihm raist Spieler A aus früher Position und Spieler B callt in mittlerer Position. Spieler C callt und der Flop bringt Q 7 4 . Spieler A setzt, Spieler B callt und Spieler C geht All-In, vermutlich um seine Hand zu „beschützen“. Auch hier gilt, dass dieses All-In keine schlechtere Hand callen kann und Spieler C sich ein extrem schlechtes Chance-Risiko-Verhältnis gibt. Fraglich ist in dieser Situation vielmehr, ob ein Call profitabel ist oder man die Hand angesichts der Action vor einem nicht direkt aufgeben sollte.
Fehler wie diese werden ständig gemacht, mit dem viel bemühten Pech haben sie nichts zu tun. Soweit für diese Woche, nächstes Mal geht es noch einmal um das Spiel auf dem Flop, da dort die kapitalsten und teuersten Fehler begangen werden.
Bislang beschäftigten wir uns mit der Auswahl der Starthände, dem planlosen Spiel vor dem Flop und dem Spiel nach dem Flop. Letzteres soll auch hier noch einmal Thema sein, da diese Fehler nicht nur oftmals die teuersten sind, sondern auch so häufig vorkommen. Konkret geht es um Mangelnde Kenntnis von Wahrscheinlichkeiten und das Versäumnis, Monster zu maximieren.
Natürlich macht es mehr Spaß, Poker zu spielen, als sich um Theorie zu kümmern, aber zumindest ein paar Wahrscheinlichkeiten sollte man drauf haben. Viele Anfänger kennen nicht einmal die Vierer- bzw. Zweierregel, mit denen man auf simple Art und Weise die Gewinnchancen einer Hand und damit die korrekten Pot Odds errechnen kann.
Konkret lassen sich mit Vierer- bzw. Zweierregel die Siegchancen (bzw. Pot Equity) auf Flop und Turn errechnen. Dazu folgendes Beispiel: Spieler A hat A Q auf einem Flop mit K J 5 . Im Pot sind 10 $ und sein Gegner setzt 5 $, wonach beide Spieler noch 25 $ übrig haben. Im Pot sind also 15 $ und Spieler A muss 5 $ bezahlen, um die Hand fortzusetzen, bekommt also Pot Odds von 3 zu 1. Wie hoch aber ist die Wahrscheinlichkeit, dass er die Hand gewinnt, sofern er momentan hinten liegt?
Ein Ass könnte zum Sieg reichen, das ist aber fraglich. Zur besten Hand (den Nuts) verhilft Spieler A nur eine Zehn, wovon noch alle 4 unbekannt sind. Damit kann man von 4 Outs ausgehen, die man gemäß Viererregel mit 4 multipliziert, um seine Gewinnchance zu ermitteln (analog gilt die Zweierregel auf dem Turn, bei der man die Outs mit 2 multipliziert). 4 mal 4 ergibt 16, d.h. die Wahrscheinlichkeit beträgt 16 Prozent oder 5 zu 1 dagegen, die Straight zu treffen. Ein Call ist daher inkorrekt, denn nicht die Hoffnung oder das Bauchgefühl zählt, sondern die tatsächliche Wahrscheinlichkeit.
Macht man diese Fehler oft, wiegt dies schwer, denn die Verluste summieren sich auf Dauer schnell zu größeren Beträgen. Nicht weniger teuer ist aber der umgekehrte Fall, in dem man es nicht schafft, aus starken Händen das Maximum herauszuschlagen.
Dazu ein Beispiel. Spieler A hat im Big Blind 2 2 und in UTG raist ein tighter Spieler auf 3 $ (Blinds 0,50 $/1 $). Beide Spieler haben 100 $ im Stack. Alle anderen Spieler folden und Spieler A callt korrekt mit seinem Paar Zweien, um sich den Flop anzuschauen.
Der Flop bringt 9 7 2 und Spieler A checkt. Sein Gegner setzt 5 $ in den Pot mit 6,50 $ und Spieler A callt, weil er sein Monster nicht verraten will. Auf dem Turn mit der 9 checkt er erneut und sein Gegner checkt auch. Der River bringt die Q und Spieler A setzt 12 $ in den Pot mit 16,50 $. Sein Gegner callt mit K K und Spieler A gewinnt den Pot mit 40,50 $, erzielt also einen Gewinn von 20 $. Alles wunderbar, oder?
Nein, denn Spieler A versäumte es hier, das Maximum aus seiner Hand herauszuholen. Entweder hatte er Angst, seine Hand zu verraten, oder er hatte im Gegensatz zu seinem Gegner keinen Plan. Mit einem Check-Raise auf dem Flop hätte Spieler A es seinem Gegner sehr schwer gemacht, so billig aus der Hand zu kommen.
Der Check-Raise hätte für seinen Gegner auf einen Draw hindeuten können, ein Paar Zehnen o.ä. und es wäre vor allem mehr Geld in die Mitte gekommen (auf welche Weise auch immer – entweder gibt es gleich auf dem Flop das All-In, wenn der Gegner noch einmal reraist, oder in den folgenden Setzrunden wird es teurer) und damit der Weg zum wünschenswerten All-In kürzer geworden. Auf dem Turn ist es für Spieler A zudem nun schwer, auf jeden Fall Geld in die Mitte zu bekommen.
Anstatt zu setzen und den Geldfluss aufrecht zu erhalten, checkt Spieler A nun aber noch einmal und ermöglicht seinem Gegner damit einen guten Check-Behind (für den Gegner ist eine Bet vertretbar, aber die Neun ist keine gute Value-Karte für ihn). Auf diese Weise ist das schlimmste Szenario für Spieler A entstanden – in einer Setzrunde ist kein Geld in den Pot gewandert und sein Gegner kommt auf dem River billig davon.
Auch bzw. gerade mit Monstern ist es ganz wichtig, einen Plan zu fassen und sich zu überlegen, wie man z.B. mit einem Set das gesamte Geld in die Mitte bekommt. Dabei hilft es, immer an Dan Harringtons klugen Satz zu denken: „Wer mit einem Set (gegen ein besseres Set) nicht den gesamten Stack verliert, hat falsch gespielt.
Schon in den frühen Phasen einer Hand begehen Anfänger teure Fehler, doch so richtig kostspielig wird es bei mehr Geld/Chips im Pot auf dem Turn bzw. dem River. Die schlimmsten Sünden auf dem Turn sind dabei Unprofitable Calls, Fehlerhaftes Überschreiten der All-In-Schwelle und das Überspielen mäßiger Hände.
Beginnen wir mit den unprofitablen Calls, die durch mangelhafte Berechnung der Wahrscheinlichkeiten, Hoffnung oder schlichte Ignoranz entstehen. Dazu ein Beispiel, bei dem wir uns auf die bereits erwähnte Zweierregel stützen. Unser Spieler A landet mit J 10 auf einem Turn mit A 6 7 2 , nachdem er zuvor eine Bet auf dem Flop von Spieler B gecallt hat. Im Pot sind 28 $, beide Spieler haben noch 86 $ und Spieler B setzt von vorne 28 $. Für seinen Call mit dem Flush Draw erhält Spieler A Pot Odds von 2 zu 1 – und muss schlicht und ergreifend folden.
Schlechte Spieler callen hier, weil sie noch auf den Flush hoffen, berücksichtigen dabei aber nicht die Wahrscheinlichkeiten. Die Chance auf den Flush reduziert sich auf dem Turn dramatisch, da nur noch eine Karte kommt. Gemäß Zweierregel (Outs x 2 = Wahrscheinlichkeit für einen Treffer) hat Spieler A gerade einmal 18 Prozent Siegchance, d.h. er bräuchte Pot Odds von mindestens 4 zu 1, um einen Call zu rechtfertigen. Diese bekommt er nicht annähernd, daher gibt es nur eins: Entsorgen der Hand.
Genauso häufig lässt sich ein anderes Phänomen beobachten, das fehlerhafte Überschreiten der All-In-Schwelle. Prinzipiell bedeutet dies, dass man zum späteren All-In verpflichtet ist, wenn man ungefähr ein Drittel seines Stacks investiert hat, da man bereits einen großen Anteil seines Stacks investiert hat und entsprechende Pot Odds bekommt.
Zwar kann man diese Entscheidung bei negativer Entwicklung revidieren, doch viele Anfänger scheren sich erst gar nicht darum. Dazu ein Beispiel. Spieler A hat 10 10 und einen Stack mit 50 $. Spieler B raist aus UTG auf 3 $ und Spieler A callt auf dem Button. Die Blinds folden und im Pot sind 7,50 $. Der Flop bringt Q 8 2 und Spieler B setzt weitere 5 $. Spieler A callt und es sind nun 17,50 $ im Pot. Der Turn bringt die 5 und Spieler B setzt weitere 15 $.
Spieler A glaubt seinem Gegner nicht die starke Hand und callt. Auf dem River kommt die 2 , Spieler B geht All-In und Spieler A foldet!
Das ist ein grober Fehler, denn mit seinem Call auf dem Turn hat Spieler A sich mathematisch entschieden, auch den River zu callen. Er investierte bereits 23 $ von seinen 50 $, also fast die Hälfte, und bekommt auf dem River Pot Odds von 74,50 $ zu 27 $, die er kaum ausschlagen kann. Statt sich auf dem Turn zu entscheiden (und deshalb besser folden sollte), ob er um seinen gesamten Stack spielen will, vertagte er die Entscheidung auf den River, wo es keine Wahl mehr gibt.
Kommen wir nun zu einem Fehler, der auf dem Turn vermutlich am häufigsten bei Anfängern vorkommt - das Überspielen mäßiger Hände. Meist spielt sich die Geschichte so ab. Man wartet ewig auf eine passable Hand und bekommt dann endlich A K . So geschieht es auch Spieler A (Stack: 100 $), der damit auf 3 $ raist und einen Call von Spieler B (Stack: 100 $) im Cut-Off bekommt, der bislang sehr tight gespielt hat.
Der Flop bringt A 7 3 und Spieler A setzt 5 $ in den Pot mit 7,50 $. Spieler B callt und der Turn bringt die 10 . Spieler A setzt weitere 12 $ in den Pot mit 17,50 $ und Spieler B raist auf 36 $. Spieler A geht All-In und Spieler B callt sofort mit 7 7 .
Spieler A verliert seinen Stack von 100 $ und ärgert sich über sein Pech. Er hatte Pech, aber er spielte auch schlecht. Seine Hand ist auf diesem Board gegen diesen Spieler, der zweifellos das Ass auch gesehen hat, einfach nicht gut genug, um den gesamten Stack zu riskieren.
Das Board bietet keine realistischen Draws und Top Pair, Top Kicker ist eine Hand, mit der man beim No-Limit Hold’em sehr vorsichtig sein sollte, wenn es darum geht, den gesamten Stack zu investieren. Hinzu kommt, dass der Gegner keinen Anlass zum Misstrauen gibt und ein durchaus denkbares Monster repräsentiert. Vor dem All-In hat Spieler A nur 20 Prozent seines Stacks investiert, d.h. er kann noch problemlos folden. Stattdessen riskiert er weitere 80 $ in einer Situation, in der ihn nur Verrückte mit einer schlechteren Hand callen.
Diese Fehler sind enorm teuer, da sie fast immer den gesamten Stack kosten und somit nur sehr schwer wieder gut zu machen sind.
Im sechsten Teil unserer Pokerschule soll es um die letzte Setzrunde, den River, gehen. In den fünf Teilen davor beschäftigten wir uns mit der Auswahl der Starthände, dem planlosen Spiel vor dem Flop und dem Spiel nach dem Flop, Teil 1 und Spiel nach dem Flop, Teil 2 und Spiel nach dem Turn.
Wie in allen anderen Spielphasen machen Anfänger auch am Ende der Hand typische und vor allem teure Fehler. Insbesondere zwei Fehlerarten passieren dabei immer wieder, der Unbegründete Verzicht auf eine Value Bet und Schlechte Folds.
Schauen wir uns zunächst das Thema Unbegründeter Verzicht auf eine Value Bet an, dessen Ursache meist mangelhafte Handanalyse ist. Unser Spieler A raist bei effektiven Stacks von 100 $ mit 8 8 auf 3 $ und Spieler B callt. Der Flop bringt traumhafte A 8 3 , Spieler A setzt bei 6,50 $ im Pot weitere 5 $ und Spieler B callt erneut. Mit 16,50 $ im Pot geht es auf den Turn, wo die 4 aufgedeckt wird. Spieler A setzt weitere 12 $ und wird wieder gecallt, womit 40,50 $ im Pot sind.
Der River bringt die 2 und Spieler A checkt. Er hat Angst bekommen, weil vier Karten zum Wheel auf dem Board liegen und der Gegner „garantiert“ die Fünf hat. Bei halbwegs vernünftiger Handanalyse sollte Spieler A aber klar sein, dass dies völlig unwahrscheinlich ist, wenn sein Gegner alle Sinne beisammen hat.
Wie soll Spieler B mit einer Hand, die eine Fünf enthält, auf den River gelangen? Möglich ist zwar Ax 5x , doch gibt es viel mehr Hände mit einem Ass, die realistischer sind, wie etwa Ax Qx oder Ax Jx . Nur wegen einer entlegenen Hand verzichtet Spieler A auf die Value Bet (=Bet mit der vermutlich besten Hand, um mehr Geld zu gewinnen) und damit auf einen eventuellen (falls Spieler B callt) Gewinn von weiteren ca. 30 Dollar.
Das Ganze geschieht bei unerfahrenen Spielern leider auch umgekehrt. Drehen wir das Beispiel um und schauen uns einen schlechten Fold an. Dieses Mal raist also Spieler B und unser Spieler A callt mit 9 9 . Im Pot sind 6,50 $ und der Flop bringt 7 6 2 . Spieler B bringt mit 4 $ die Continuation Bet und Spieler A callt, womit 14,50 $ im Pot sind. Nach dem Turn mit der 6 checkt Spieler B und Spieler A checkt ebenfalls.
Auf dem River erscheint der K und Spieler B setzt 10 $. Spieler A überlegt lange, kommt schließlich zu dem Schluss, dass er ein Pechvogel ist, weil sein Gegner mit Ax Kx doch noch getroffen hat, und foldet.
Ein grober Fehler, den Anfänger leider immer wieder begehen. Schauen wir uns zunächst die Pot Odds an. Nach der Bet von Spieler B sind 24,50 $ im Pot und Spieler A muss für einen Call 10 $ bezahlen. Bei Pot Odds von 2,45 zu 1 muss er nur in 29 Prozent der Fälle gewinnen, um neutral abzuschneiden.
Schauen wir uns nun den Verlauf der Hand und das Board an. Der Flop brachte einen Flush Draw und einige Straight Draws, die allesamt nicht angekommen sind. Mit vielen Händen hat Spieler B einen Semi-Bluff oder schlicht eine standardisierte Continuation Bet gebracht. Der Turn verändert die Lage kaum und auf dem River kommt ein König.
Zwar kann Spieler B einen König haben, doch oft genug hat er einen geplatzten Draw oder schlicht gar nichts, und versucht mithilfe der „gefährlichen Karte“ den Pot zu stehlen. Durch die Bet werden sogar bessere gegnerische Hände wie Jx Jx oder Tx Tx unwahrscheinlicher, da nicht jeder Gegner damit noch einmal setzen würde.
Ein Call ist also Pflicht und Spieler A wird deutlich öfter als in 40 Prozent der Fälle die beste Hand haben. Wegen mangelhafter Handanalyse, die nicht darin besteht, zu analysieren, welches Spektrum der Gegner vermutlich hat, sondern darin, was einen schlägt, foldete Spieler A eine Hand mit sehr gutem Showdown Value.
In den letzten sechs Abschnitten gingen wir im Rahmen unserer Pokerschule sämtliche kritischen Phasen einer Pokerhand durch und versuchten dabei, die größten Anfängerfehler offen zu legen und dadurch hoffentlich Abhilfe zu schaffen. Im letzten Teil soll das Ganze quasi umgedreht werden, indem zehn knackige Regeln formuliert werden, die Anfänger beim Pokern beherzigen sollten.
Lieber Arved,
besten Dank für Deine Antwort, leider bin ich nicht fähig genug das Tool zu bedienen. Ich hoffe auf Mitleidseinlass und werde deine 10 Regeln für Anfänger beachten.
Viele Grüße Stephanie