Täglich erreichen uns zahlreiche Mails von unseren geschätzten Lesern. Diesem einen haben wir besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Denn Erfahrungen, die einer macht, können so anderen erspart bleiben.
Die Redaktion
Im Herbst letzten Jahres tauchten immer öfter zwei fremde Männer bei unseren Pokerturnieren auf und diskutierten lang und heftig mit dem Veranstalter. Auf Nachfrage beim Veranstalter, um wen es sich handelt, wurde folgendes erklärt: In Kürze würde die ganze Pokergemeinde revolutioniert und in ein paar Wochen erfahren wir mehr.
Ein paar Wochen später war es dann soweit. Uns wurde erklärt, dass diese Firma ein System entwickelt hat, bei dem man ganz legal in Turnieren um Preise im Wert von mehreren Hunderttausend Euro spielen kann.
Voraussetzung ist die Mitgliedschaft in ihrem Club bei einer Jahresmitgliedschaft von 99 Euro inkl. eines Gutscheinhefts in dem u.a. sogar eine Reise in die Türkei enthalten ist. In 14 Tagen würde das komplette System vorgestellt werden. Zusätzlich könnte man zum Einstieg direkt ins Halbfinale der ersten Turnierreihe einsteigen.
Wer sich hier qualifiziert, kommt ins Finale (1 Platz je Tisch) und spielt um eine Rolex im Wert von 8.000 Euro, eine Breitling 7.000 Euro, eine Breitling von 5.000 Euro, Flachbildschirm 3.000 Euro und weitere höher dotierte Sachpreise.
Die Verträge wurden ausgehändigt und man erwartete eigentlich das sofortige Ausfüllen des Antrages. Nebenbei wurde erklärt, dass die Satzung noch nicht fertig gedruckt sei, da diese Bestandteil des Mitgliedsantrages ist. Allerdings fehlte auch die Angabe des Geschäftsführer Dr. Rolf Rainer Krapf. Hier ist googeln ganz interessant.
Die Konzeptvorstellung offenbarte dann ein Schneeballsystem. Begonnen wird im Sechzehntelfinale (Freezeout. Buy-In 15 Euro). Der Sieger des Tisches kommt ins Achtelfinale. Das Achtelfinale hätte wiederum Buy-In 15 Euro und hier kommt wieder nur der Tischsieger ins Viertelfinale. Alternativ kann man sich für 50 Euro dirket ins Achtelfinale einkaufen. Beim Viertelfinale wird kein Buy-In mehr erhoben. Im Viertelfinale kommen die beiden ersten ins Halbfinale. Im Halbfinale spielen dann 100 Leute an 10 Tischen um den Einzug ins Finale. Ins Finale kommt wiederum der Sieger des jeweiligen Tisches. Der Finaltable besteht dann aus 10 Spielern, wobei der 10. Platz schon Preise erhält im Wert von mehreren Hundert Euro.
Aber schon das gesamte Umfeld und Gespräche erweckten nicht das Vertrauen. Von den angepriesenen 100 Spielern für das erste Halbfinale waren nur wir mit knapp 20 Leuten anwesend. Damit wir ohne vorher gespielt zu haben und als besonderes Bonbon zum Start des Pokerclub-System, wurde ein “Gutschein” von dem Bonusheft verwendet und man konnte spielen???!!! Fleißig wurden an jeden Spieler Blaue Armbändchen verteilt, welche als Eintrittskarte in den Spielsaal dienen sollten.
Im ersten Teil wurde zur Einleitung darauf hingewiesen, dass in diesem Teil „all“ unsere Fragen beantwortet würden, wenn nicht hatte man Pech. Es wurden dann wie auf einer Kaffeefahrt den Spielern erklärt, wie verrückt die Leute aufs Glücksspiel und Pokern sind. Welche Umsätze gemacht werden und was man verdienen kann. Alle Preise werden gesponsert! Zitat: “Viele Autohäuser haben die schönsten Fahrzeuge in ihren Verkaufshallen stehen, können diese aber nicht verkaufen. Daher sind sie „froh“, wenn diese Fahrzeuge als Preise ausgegeben werden.” (Jeder Autohändler, dem das ein oder andere Fahrzeug zu “lästig” ist kann sich mit uns in Verbindung setzen).
Als Spieler fragt man sich, warum offeriert ein Veranstalter seine Gewinn- und Verdienstmöglichkeiten? Das wirkt doch eigentlich eher abschreckend. Nach gut einer Stunde wurde der erste Teil beendet und wir wurden in eine Pause bei belegten Brötchen und Getränke entlassen.
Diese waren übrigens kostenlos. Natürlich hatte man noch Fragen, da das System an sich noch nicht vorgestellt wurde. Es war bis dahin eine reine Firmenvorstellung mit viel: Man könnte, man müsste.
Nach der Pause wurden alle Dealer und Pokerveranstalter wieder in den Sitzungsraum gebeten, da nun der zweite Teil beginnen sollte. In diesem Teil wurden Pokerveranstalter und Dealer informiert wie sie als eigener Veranstalter nun Geld mit dem Jackpot-Pokerclub verdienen könnten. Daher war klar, woher der Wind wehte. Es ging nicht um uns Spieler und das System, sondern hier wurde mit Schlagwörtern und Slogans, versucht die Poker-Veranstalter und Dealer als eigenständige Veranstalter zu gewinnen. Natürlich um auch das Einstiegspaket zu kaufen…..
Um noch einige offenen Fragen zu klären, baten wir um ein Gespräch, welches in einem anderen Raum stattfand. Ruckzuck wurde das o.a. System erklärt. Leider erhielt man kein Diagramm oder sonstiges an Hand und konnte in Ruhe sich das System ansehen. Einige Rechenkünstler errechneten jedoch, dass bei diesem System ca. 10.000 Spieler mitspielen müssen, damit die Rechnung der Veranstalter aufgeht. Angeblich würde von allen Bundesländern die Genehmigung vorliegen, um diese Art von Turnieren zu veranstalten. Es sei sogar möglich, dass man sich mehr als einmal für ein Sechzehntel- und Achtelfinale einkaufen könne. Auf die heftigen Bemerkungen, dass niemand 50 Euro bezahlt, um an einem 9- oder 10er Tisch evtl. als Gewinner zu glänzen, um dann in zwei weiteren Turnieren auf gut Glück zu spielen. Er muss ja zumindest noch das Viertelfinale als Sieger bestreiten und das Halbfinale. Auf einmal wurde uns “versprochen”, dies noch einmal zu überarbeiten und man könnte dann 3x für 50 Euro spielen.
Dann sollte das Turnier gegen 15.00 Uhr starten, verzögerte sich aber bis um 17.30 Uhr. Warum konnte keiner sagen. Auf die Preise angesprochen, wurde nur erklärt, dass wenn wir in den Saal kommen uns die Augen aus dem Kopf fallen würden.
So war es dann auch. Von den Preisen war nichts zu sehen. Auf Nachfrage wurden eiligst ein paar Uhren ausgestellt. Darunter eine Rolex, aber keine Breitling, geschweige denn ein Breitbildfernseher. Ob die Rolex wirklich dem Preis von 8.000 Euro entsprach, sei mal dahingestellt.
Von den angepriesenen 100 Spielen waren dann insgesamt ca. 40 Spieler inkl. uns anwesend.
Es wurden dann 6er Tische gespielt. Nach einigen Gesprächen an den Tischen war auch klar warum sich der Start so verzögerte. Alle “fremden” Spieler waren Nachbarn, Freunde, Geschwister und Bekannte der Initiatoren. Diese wurden wahrscheinlich aus Verzweiflung angerufen und mussten zum Spielen antanzen.
Ohne Wertung: Von unseren 20 Spielern kam nur einer an den Finaltable. Als Draufgabe bekam er dann auch noch die Uhr für den falschen Platz überreicht. Diese war einfach ausgetauscht worden. Zum Glück wurde dies jedoch frühzeitig bemerkt und der richtige Preis wurde nach einigen Diskussionen ausgehändigt.
Noch während des Finaltables war klar, dass wir alle unsere Mitgliedschaft wieder kündigen.
Apropos Mitgliedschaft: An dem Veranstaltungstag lagen dann einige Satzungen rum. In der Satzung fällt auf, dass es sich um einen nicht eingetragenen Verein handelt. Das bedeutet, dass jedes Mitglied mit seinem persönlichen Vermögen im Club haftet! Der Vorstand besteht aus drei Mitgliedern. Bei Abstimmungen des Vorstandes zählt die Stimme des Vorsitzenden. Scheidet ein Vorstandsmitglied aus, entscheidet der restliche Vorstand über den Nachfolger und nicht die Mitgliederversammlung.
Auf der Internetseite www.jackpot-poker-club.de wird jedoch weiterhin mit Turnieren geworben und scheinbar tingeln diese Leute nun von Pokerveranstalter zu Veranstalter um die Mitgliedsbeiträge und Franchise-Verträge zu kassieren.
Alles in allem widersprechen sich mittlerweile die am Veranstaltungstag gemachten Versprechen und Spielregeln gegenüber der nun auf der Internetseite abrufbaren Texte.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 12.01.2008.