Das behaupten viele. Vor allem aber Mitmenschen beiderlei Geschlechts, die in puncto zwischenmenschlicher Beziehung seit ein paar Jahren ein relatives bis definitives Tief haben. Die ihre Hoffnung auf den Austausch von Körperlichkeit und Zärtlichkeit mit dem anderen oder auch dem gleichen Geschlecht für die nächsten zwei Jahre bereits aufgegeben haben.
Weil sie ihr gesamtes gesellschaftliches Leben seit drei Jahren vor dem Computer verbringen, um Onlinepoker zu spielen oder dank Onlineerotik an sich selber herumzuspielen. Vielleicht auch sogar beides zur selben Zeit, das würde so manche Calls mit 7x 2x offsuit auf nem Board von Kx Tx 5x erklären.
Für diese These spricht auch meine aktuelle Umfrage aus der vergangenen Woche. 200 pokerspielende Männer im besten paarungsfähigen Alter wurden vor die Wahl gestellt, schon auf dem Turn einen Straight Flush zu haben oder eine lange, aufregende Nacht mit einer mehrfach kopulationswilligen 20-jährigen Brasilianerin zu verbringen. 196 Männer wählten im Bruchteil einer Sekunde den Straight Flush. Die vier anderen waren entweder zu alt, schwul, mussten erst ihre Mutti fragen oder wussten nicht, was ein Straight Flush ist. Das hierzu passende Zitat lieferte mir Dirk S., 37 aus Hamburg: „Keine Frage. Lieber gut gepokert als schlecht gebumst. Pokern ist besser als wie Sex.“
Ich aber, der über nachweisbare, langjährige Erfolge in beiden Bereichen verfüge, widerspreche dieser These. Poker ist meiner Meinung nach wie Sex. Poker ist Sex.
Jeder meint, er kann es. Jeder meint, er wäre der Beste. Aber nur die wenigsten wissen, was sie wirklich tun. Damit dürfte ich wohl nahezu 80 Prozent aller Frauen aus der Seele sprechen. Ja, ich kann nicht nur pokern, ich bin auch noch ein Frauenversteher. Entsprechende Mails an mich beantworte ich gerne und schnell.
Pokern ist im Prinzip wie Sex. Es gibt quasi ein Vorspiel (die ersten beiden Blindstufen),es wird ab und zu auch mal geblufft (Vortäuschen eines tatsächlich nicht vorhandenen Erfolges) und ab und zu kommt man auch mal (Handgewinn mit King high).
Wissenschaftlich belegbar ist meine These natürlich auch. Englische und ungarische Sprachwissenschaftler haben eine Herkunft der meisten Begrifflichkeiten beim Poker aus der erotischen Umgangssprache nachweisen können. Das heißt, viele Wörter kommen aus dem nach Pokern, Fußball und Bier viertschönsten Hobby der Welt.
Alleine schon der Name unseres Spiels. Poker. Dieses Wort entstammt einem Zitat eines Cowboys aus dem mittleren amerikanischen Westen aus dem Jahr 1817. Beim Anblick einer extrem wohlgeformten Frau rief er aus: „Po! Kerl, hat die nen hübschen Hintern“.Sein leicht schwerhöriger Freund verstand allerdings nur Po Ker. Und schon war die Frau vergessen und das erste Heads-Up der Pokergeschichte entstanden.
Der Begriff All-In muss dagegen nicht wirklich erklärt werden, oder?
Der sogenannte ABC-Spieler findet sich in den meisten deutschen Schlafzimmern wieder.Kurzes, langweiliges Vorspiel, 43 Sekunden Aktion, dann einschlafen. Und alles vorhersehbar,mehrfachst erlebt und keine Überraschung im Repertoire.
Über ein Add-On wären die meisten Frauen nicht nur überrascht, sondern auch glücklich.Den Frauen hingegen obliegt die Kunst des Bluffens. Nicht nur das schon genannte Vortäuschen von Erfüllung, sondern auch ein tatsächliches Lügen. Meistens auf Fragen von ihm; beispielsweise „War ich gut ?“ oder „Hat es dir auch so gut gefallen?“.
Und nein, liebe 19- bis 25-jährige Pokerfreunde – WSOP heißt definitiv nicht „WilliSeineOllePoppen.“ Und nein, liebe 45- bis 65-jährige Pokermitspieler – wenn man dominated ist, sitzt keine schwarzgelackte Frau mit ner Peitsche am Tisch.
Den größten Beweis aber für den Zusammenhang von Poker und Sex beweist abschließend das Thema der Position. Die Position ist entscheidend.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 06.03.2009.