In der zweiten Hand unserer interaktiven Strategie-Reihe erwacht der Gegner auf dem River auf einmal zum Leben und stellt uns vor eine knifflige Entscheidung.
Teil 1 der Hand fragte, ob der Protagonist den River setzen sollte. Der überwältigende Anteil der Leser wollte eine Bet sehen. Die Antwort auf diese Bet ist aber wenig freundlich und demonstriert ein sehr häufiges Problem beim Cashgame:
Die Hand
Das Limit ist NL25 ($0,10 / $0,25 Blinds) an einem 6-max-Tisch.
Protagonist, CO ($34 Stack): A 10
Button ($18,50)
Der Protagonist raist nach zwei Folds auf $0,75. Nur der Button callt.
Flop ($1,85 im Pot): 10 6 4
Der Protagonist setzt $1,50, der Button callt.
Turn ($4,85 im Pot): 4
Der Protagonist setzt $3,50, der Button callt.
River ($11,85 im Pot): 9
Der Protagonist …?
So wollten unsere Leser weiterspielen:
Check | 24% |
Bet | 76% |
Etwa die Hälfte der Leser, die den River setzen wollten, plädierten für ein All-In. Die andere Hälfte wollte einen Betrag zwischen $4 und $8 setzen. Eine Bet ist auf jeden Fall die bessere Option. Warum das so ist, soll weiter unten ein wenig beleuchtet werden. So ging die Hand weiter:
Entscheidung auf dem River
Der Protagonist setzt $6, der Button raist auf $12,75 (all-in), der Protagonist … ?
Yikes! Die Value-Bet wird geraist und der Protagonist bekommt astronomische Pot-Odds, aber ist seine Hand hier noch oft genug gut?
Was würdet ihr in dieser Situation machen? Lasst es uns via Abstimmung oder Kommentare wissen!
Informationen zum Button: Der Spieler ist eindeutig kein erfahrener Spieler. Er spielt nur einen Tisch, kaufte sich an dieses initial für $14,30 ein und nach knapp 50 Händen hat er einen VPIP-Wert von 40 und einen PFR von 8. In vier von sechs Fällen hat er eine C-Bet gecallt und insgesamt nach dem Flop genau einmal geraist. In zwei Händen hat der Gegner mehrere Bets mit einem Underpair ohne Position gecallt.
Zur Bet auf dem Flop
Viele Leser haben korrekt darauf hingewiesen, dass es gegen diesen Gegner, eine klassische Calling-Station, verschenktes Geld ist, den River zu checken.
Mit einem Check/Call sammelt man eventuell hin und wieder Geld von einem Flush-Draw ein, der den River blufft, aber das war’s dann auch. Der Button wird alle mediokren Hände (schwaches Top-Pair, 2nd und 3rd Pair) durchchecken, würde aber sehr wahrscheinlich damit noch eine River-Bet zahlen.
Ein passiver 40/8-Spieler ist extrem anfällig dafür, mit allen möglichen Paaren bis zum River zu callen und auf einem Board auf dem keine einzige Bild-Karte ankam, hat er es extrem leicht, seinen Gegner auf Ass-König oder Ähnliches zu setzen und mit seinem kleinen Paar große Hero-Calls zu machen.
Das hier ist eine mögliche Range, mit der er eine River-Bet des Protagonisten zahlt (oder darauf raist):
Hand | absolute Häufigkeit |
T8+ | 56 Kombos |
87, TT, 99, 66, 44, A4, 54, 43 | 46 Kombos |
Diese Range ist schon eine Art Worst-Case-Szenario, denn sie geht davon aus, dass der Gegner eine Unmenge Trips und Boats in seiner Range hat, damit niemals Flop oder Turn raist und nur mit Top-Pair oder besser den River überhaupt callt. Tatsächlich dürften sich in der Calling-Range auf dem River noch ganz andere Hände befinden – sowas wie A6, 88 oder der zu 2nd-Pair geriverte Gutshot mit 98.
Selbst gegen diese Worst-Case-Range ist eine Bet des Protagonisten immer noch profitabel, ergo sollte er auf alle Fälle eine bringen. Ein Check würde einfach nur Geld auf dem Tisch liegen lassen.
Eine Anmerkung zu den Setzgrößen: Hätte der Protagonist den Flop und Turn ein wenig größer gesetzt (etwa $1,75 auf dem Flop und dann $4,5 auf dem Turn), wäre es ein leichtes, den River all-in zu spielen, da dies dann weniger als Pot wäre. Nach den Setzgrößen in der tatsächlichen Hand ist ein All-In immer noch eine brauchbare Alternative, ist aber ein wenig wackelig. Eine kleinere Bet dürfte wesentlich häufiger von Händen wie 2nd und 3rd Pair gecallt werden.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 11.04.2016.