Vicky Coren ist eine Frau mit vielen Talenten. Die Oxford-Absolventin moderiert Shows im Fernsehen, schreibt Kolumnen im “Guardian” und spielt Poker. 2006 hat sie in London als erste Frau eine EPT gewonnen und Pokergeschichte geschrieben. Insgesamt betragen ihre Turniergewinne stattliche 1,3 Millionen Dollar. Die Engländerin hat auch schon mal einen Porno gedreht und ein Buch darüber geschrieben, dazu aber später mehr.
Wir von PokerOlymp hatten die einmalige Gelegenheit, mit der charmanten PokerStars-Spielerin zu plaudern. Herausgekommen ist ein tolles Gespräch und am Ende war nicht nur unser Fotograph Robert Feuer und Flamme.
Jan Meinert: Wie bist du zum Poker gekommen?
Vicky Coren: Mein Bruder spielte immer in der Küche als ich ein Kind war. Danach spielte ich vor allem um Jungs kennenzulernen.
Jan Meinert: Du hast ja bekanntlich in Oxford studiert. Welches Fach hast du da belegt?
Vicky Coren: Englische Literatur. (Vicky fühlt sich sichtlich unwohl als unser Fotograph Robert Pohle sie photographiert und sagt, sie könne sich nicht konzentrieren. Nachdem wir ihr mehrmals versichert hatten, dass sie wundervoll aussieht und wir alle rot geworden sind, geht das Interview schließlich weiter.)
Jan Meinert: Dein Vater, der bekannte Journalist Alan Coren, bescherte dir einen “Schreiber-Backround”. Was ist dein Fokus wenn du über Poker schreibst? Was willst du dabei transportieren?
Vicky Coren: Es kommt drauf an, ich schreibe eine Zeitschriftenkolumne, da geht es natürlich um grundlegende Sachen. Ich habe aber gerade ein Buch geschrieben, das For Richer, For Poorer: A Love Affair with Poker heißt und da geht es um Poker. Das Buch ist sehr ehrlich und real, das war mir sehr wichtig. Einiges ist lustig, es geht um Ruhm Ehre, Geld und Reisen.
Es geht aber auch um die dunkle Seite des Spiels, die Einsamkeit, das Verlieren. Ich denke, gerade in der “neuen Pokerwelt” hört man viel Lifestyle-Bullshit. Man könnte meinen, man braucht nur ein Kartendeck zu berühren und schon fährt man einen Ferrari, schläft mit den tollsten Mädchen und hat ein Penthouse in Las Vegas. In meinem Buch geht es um die ganze Erfahrung Poker.
Vicky Coren – Jetzt wirdes peinlich…
Jan Meinert: Du hast ja auch ein anderes Buch geschrieben und da geht es darum, einen Porno zu drehen. Es heißt Once More, with Feeling: How We Tried to Make the Greatest Porn Film Ever. Kannst du ein bisschen darüber sprechen?
Vicky Coren: (lacht ein wenig dreckig…) Ja, nochmal mit Gefühl (…sie sagt es auf Deutsch). Oh mein Gott. Dieses Buch war eine komplett andere Sache. Ich hatte vor einigen Jahren einen komischen Job mit meinem Freund Charlie Skelton. Wir schrieben für ein erotisches Magazin die Filmkritiken. Also schrieben wir Kritiken auf höchstem Niveau aber eben über “Ruckelfilme”. Wir ignorierten die Tatsache, dass es nur Pornos waren und schrieben darüber als ob es Autorenfilme wären, also über die Charakterentwicklung, den Plot, die Dialoge. “Er ist ein interessanter Mann, ein Gärtner, der aber auch schnell bereit ist, die Grenzen der gesellschaftlichen Norm zu durchbrechen und seine Hose herunterzuziehen”
Also sagten wir uns, so als ob wir durch eine Ausstellung mit moderner Kunst gegangen wären, das können wir selber doch viel besser. Wir fuhren nach Amerika und lernten, wie man einen Porno dreht und dann nach Amsterdam, um es zu machen. Wir hatten leider Unrecht und machten leider den schlechtesten Porno aller Zeiten.
Jan Meinert: Ihr habt also wirklich einen gedreht?
Vicky Coren: Ja, und in dem Buch geht es um die Entstehungsgeschichte dieses Films. Es ist wie mein Pokerbuch aber im Pornobuch geht es um ein Jahr mit seltsamen Erlebnissen und das Pokerbuch ist praktisch mein ganzes Leben. Aber sie sind irgendwie auch gleich. Beide Bücher drehen sich darum, in eine fremde Welt mit komischen Leuten einzutauchen. Alles Sachen, über die meine Mutter sich aufregen würde.
Vicky Coren – Eine Frau mit TalentJan Meinert: Du nennst dich selber explizit keine professionelle Pokerspielerin. Aber du hast das PokerStars-Logo auf deinem Hemd. Was hat es damit auf sich?
Vicky Coren: Ich bin skeptisch bezüglich des Wortes “professionell”. Jeder spielt doch letztlich um Geld zu machen. Also sind wir doch alle Profis. Wie definiert man also einen “Profi”? Einer der keinen anderen Job hat? Ich habe aber einen, ich schreibe. Ich mag Poker so sehr, das ich Angst habe, es einen Job zu nennen. Es ist ein Spiel, eine Urlaub, ein Abenteuer. Überall auf der Welt machen die Leute irgendwelche miesen Jobs um Geld zu machen, ich habe Spaß dabei. Deswegen ist es für mich kein Job.
Jan Meinert: Wenn jemand zu dir kommt und fragt, worum es beim Poker geht. Was würdest du ihm in wenigen Sätzen sagen? Was ist das Wichtigste?
Vicky Coren: Es geht um Psychologie, Mathe, Eier und Instinkt. Ein guter Pokerspieler zu sein, bedeutet Sherlock Holmes zu sein, der ein Rätsel löst. Nur manchmal muss man den Mord eben auch selbst begehen. Und wenn man es richtig macht, kann man eine Million gewinnen.
Jan Meinert: Das war meine letzte Frage. Vielen lieben Dank für das Interview, es war sehr spannend.
Vicky Coren: Vielen Dank auch und alles Gute.
Für alle, die mal eine Kolumne von Vicky lesen möchten, hier ist eine über Poker und hier eine über ein weniger erfreuliches Ereignis. Bei der Organisation der Beerdigung ihres Vaters entdeckt Vicky, dass es eine Gruppe Leute gibt, die sich bei hunderten Beerdigungen einschleichen und kostenlos essen und trinken. Sie kreiert also eine fiktive Beerdigung und lässt die Betrüger auffliegen. Sehr spannend.
Das Interview führte Jan Meinert, Fotos Robert Pohle.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 06.04.2010.