Es gab eine Zeit, da erweckte der Name „Urindanger“ Ängste bei selbst den hartgesottendsten Highstakes-Profis.
Di „Urindanger“ Dang war einer der erfolgreichsten Online-Poker-Spieler aller Zeiten und zusammen mit seinem Bruder Hac „Trex313“ Dang gewann er allein auf Full Tilt über 10 Millionen Dollar während der goldenen Zeiten der Online-Highstakes.
Inzwischen wurde der Account von Urindanger seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr angerührt und Di plant nicht, ihn in der absehbaren Zukunft wieder zum Leben zu erwecken.
Anstelle dessen haben sich Di und Hac eine ganz neue Profession gesucht: Restaurants.
Die beiden Brüder haben ein Hummer-Ressort namens „Chasin' Tails“ in ihrer Heimatstadt in Virginia eröffnet.
Es ist keine leichte Aufgabe, ein neues Restaurant erfolgreich zu starten, aber Chasin' Tails legte einen wahren Senkrechtstart hin und hat hunderte fast perfekte Bewertungen auf Yelp. Inzwischen haben die beiden zwei weitere Restaurants eröffnet und noch eines ist in Planung.
Di vergnügt sich dann und wann immer noch an den Pokertischen und kaufte sich jüngst in das $25k-PLO-Championship bei der WSOP in Las Vegas ein. PokerListings hat ihn für ein kurzes Interview in einer Pausen abgefangen und wir haben dieses hier übersetzt:
Wie viel Poker spielst du dieser Tage?
Hier und da spiele ich manchmal. Ich kam zu WSOP, weil wir gerade eine Woche Urlaub von den Restaurants nehmen.
Spielst noch du online?
Nein. Online spiele ich überhaupt nicht mehr.
Fühlt sich das nicht merkwürdig an? Vermisst du es?
Es gibt gute und schlechte Seiten. Wir versuchen es jetzt in einem ganz anderen Gebiet. Aber natürlich vermisst man manchmal die Tage, an denen man richtig viel gewonnen hat. Gut, aber dafür hat man damals die Tage, an denen man viel verloren hat auch gehasst. Alles in allem denke ich, ist es gut, dass ich nicht mehr spiele.
Wie läuft das Restaurant-Business?
Es läuft super. Wir haben drei Restaurants und bis zum Ende des Jahres sollen zwei weitere dazukommen.
Es war viel anstrengender und bedurfte viel mehr Arbeit, als wir ursprünglich dachten. Wir wollten einfach nur ein Restaurant eröffnen, die Leute irgendwie anlocken und uns dann zurücklehnen und relaxen. So hat das natürlich überhaupt nicht funktioniert.
Wir haben echt viel zu tun.
Wie war der Übergang vom professionellen Pokerspieler zum Restaurantbesitzer?
Um ehrlich zu sein, denke ich, dass die beim Poker erlernten Fähigkeiten sehr geholfen haben.
Beim Pokerspielen lernt man so viel. Man muss diszipliniert sein, muss sein Spiel verbessern und immer einen Schritt voraus sein. Viele Leute würden wohl nicht denken, dass diese gelernten Lektionen auch im Restaurant-Business hilfreich sind.
Es ist auf jeden Fall toll zu sehen, dass die Arbeit die wir in Poker investiert haben, sich jetzt auch bei den Restaurants auszahlt.
Kann man den Erfolg beim Poker mit guten Reviews für die Restaurants vergleichen?
Es ist genau das gleiche Gefühl. Als wir anfangs ein paar schlechte Bewertungen bekamen, hat uns das wirklich runtergezogen. Es ist wie ein Bad Beat beim Poker – es tut wirklich weh.
Das schöne beim Restaurant ist, dass man – anders als beim Poker – eine ganz besondere Belohnung bekommt. Wir sehen, dass wir das Leben von anderen Leuten verbessern können.
Poker ist eine rücksichtslose Verfolgungsjagd und jeder will nur so viel Geld wie möglich gewinnen. Bei den Restaurants möchten wir daraus eine Team- oder Familien-Sache machen. Man hat einfach das Gefühl, dass man etwas nützliches macht.
Hast du das Gefühl, dass du genau zum richtigen Moment mit dem Poker aufgehört hast?
Ehrlich gesagt, ja. Ich denke, Poker ist auf dem absteigenden Ast und das war einer der Gründe, warum wir ausgestiegen sind.
Aber es gibt immer noch gute Spiele. Viele meiner Freunde, die noch spielen, erzählen mir von all diesen Spielen und manchmal juckt es mich tatsächlich noch und ich möchte nach Macau gehen oder nach Shanghai oder wo auch immer gerade die größten Spiele sind.
Am Ende des Tages, denke ich, ist der Ausstieg jedoch das beste, denn nichts hält für immer. Jeder ist inzwischen so gut und jeder spielt fast perfekt – da hat man kaum noch einen Vorteil.
Wenn ein junger Pokerspieler auf dich zukäme und fragte, ob er Vollzeit-Spieler werden sollte, würdest du ihm zu- oder abraten?
Abraten. Es ist doch nur noch ein Haifischbecken in dem die Spieler sich gegenseitig ausnehmen. Es gibt inzwischen so wenig „dead money“, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass Poker noch so profitabel ist.
Klar, einige Leute werden es immer noch schaffen, selbst wenn sie erst morgen anfangen, wenn sie die richtige Arbeitseinstellung, das richtige Bankroll-Management und die richtige Disziplin haben.
Aber im Allgemeinen ist es heute wesentlich schwieriger und ich denke die meisten Leute würden es heute nicht schaffen. Zu meiner Zeit hatte ich all meine Freunde zum Pokerspiel überredet. Ich habe sie unterrichtet und es war alles so einfach.
Macht dir das Spiel denn immer noch Spaß? Ist es wohltuend, sich wieder an einen Tisch zu setzen?
Ja. Nachdem ich so lange ich gespielt habe bin ich fast ein wenig aufgeregt und ich bin wesentlich nervöser. Das ist ein 25.000-Dollar-Turnier und ein wirklich großes Event, aber damals hatten wir die richtig teuren Spiele gespielt. In Macau hatten wir uns einmal für 250.000 Dollar eingekauft.
An einem guten Tag fahren wir nach acht Stunden Arbeit in unserem Restaurant 5000 Dollar ein und das muss schon ein ziemlich guter Tag sein.
Dieses Turnier fühlt sich, nachdem man so lange raus war, nach so viel mehr Geld an und da spürt man natürlich auch mehr Druck.
Ist die Spielqualität deutlich besser?
Auf jeden Fall. Es sind deutlich weniger Spieler dabei, die einfach ihr Geld in die Mitte werfen. Ich denke, die besten Spieler lernen viel, schauen Videos und arbeiten viel mit Computerprogrammen. Vor 6-7 Jahren hatten wir all das nicht.
Zu deiner Linken saß Jens "Jeans89" Kyllönen – kannst du dich erinnern, gegen ihn online gespielt zu haben?
Oh wow. Ich wusste nicht, dass das Jens war. Damals habe ich echt viel mit ihm gespielt. Er war einer der Typen, die online extrem viel gespielt hatten. Der Junge ist wirklich gut. Ich erinnere mich, dass er niemals einen Monat mit Verlusten hatte und ich habe sein Spiel sehr bewundert.
Spielt ein Bruder Hac noch?
Manchmal, aber bei ihm ist es wie bei mir. Er ist jetzt sehr häufig im Restaurant. Dann und wann fährt er nach Kanada und spielt ein wenig, aber größtenteils sind wir aus dem Poker-Business raus.
Und ihr seid mit den Restaurants tagtäglich sehr beschäftigt?
Auf jeden Fall. Häufig findest du Hac in der Küche die Teller schrubben. Kein Witz! Oder auch den Müll rausbringen, die Tische abräumen und was sonst so gemacht werden muss.
Das ist wirklich gut, denn so gehen wir für jeden anderen mit einem guten Beispiel voran. Wir sind jeden Tag im Restaurant und in diese Richtung wird unser Leben auch weitergehen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 08.07.2016.