PokerStars beendet die größte Poker Tour außerhalb der WSOP – die European Poker Tour. Der frühere PokerStars-Vertragsspieler Pierre Neuville hat jahrzehntelange Erfahrung im Marketing-Management und versteht das Ganze nicht so recht.
Ab 2017 wird es von PokerStars keine European-, Latin America- oder Pacific Poker Tour mehr geben. Stattdessen führt der Marktführer zwei neue globale Touren für Mid- und Highstakes-Spieler ein, die Championships.
Wir haben wenige Wochen vor der letzten EPT in Prag mit dem belgischen November-Niner Pierre Neuville gesprochen. Hier seine Meinung zu dem Ganzen:
"Ich verstehe die neue Politik nicht so ganz"
"Erst einmal möchte ich sagen, dass ich es schade finde, dass David Baazov das Unternehmen zeitweise verlassen musste. Ich stand ihm sehr nahe und bevor er PokerStars kaufte, hat er mich um Rat gefragt.
Momentan habe ich keinen Kontakt zu David und ich verstehe die neue Politik nicht so ganz. Es scheint, als seien PokerStars Live und Online zwei völlig verschiedene Unternehmen geworden.
In der Vergangenheit war die EPT dazu gedacht, das Online-Business zu unterstützen. Jetzt scheint PokerStars Live komplett eigene Ziele zu verfolgen.
"Mein erster Eindruck ist, dass es ein schwerer Fehler ist"
Für mich als Marketing-Mensch, der jahrzehntelang internationales Marketing gelehrt hat, ist es sehr überraschend, dass ein Unternehmen eine derart bekannte und beliebte Marke einstellt. Mein erster Eindruck ist, dass es ein schwerer Fehler ist.
Andererseits weiß ich auch nicht, wie die Strategie aussieht und wer die Entscheidungen trifft. Ich kenne auch nicht das Gesamtkonzept.
Wenn es dem Unternehmen darum geht, eine Marke sterben zu lassen, um langfristig eine neue World Tour entstehen zu lassen, dann steht dahinter möglicherweise eine geniale Idee. Von außen betrachtet könnte es aber auch ein Fehler von historischem Ausmaß sein.
"Ich sage eine Katastrophe voraus"
Ich erkenne darin einfach keine Strategie. Sie geben wirklich tolle Events auf, zu denen die Leute gerne gekommen sind, um zu spielen. Stattdessen machen sie dann etwas in Panama. In Panama!
Ich sage diesbezüglich eine Katastrophe voraus, weil es so viele Gründe gibt, nicht nach Panama zu fahren. Die Steuern sind unsicher, es ist ein langer Trip nach Übersee für ein derart kurzes Festival und die lokale Community zeigt bislang kaum Interesse.
Sie töten die EPT und ersetzen das Ganze durch etwas, das inkonsistent und überhaupt nicht auf dem gleichen Level ist.
Es ist bekannt, dass ich so viel ich konnte, investiert habe, als Baazov damals das Unternehmen kaufte. Zu der Zeit war ich einer der größten Shareholder in Europa. Ich war überzeugt davon, dass ich für PokerStars wichtig bin, da ich fast alle Spieler auf beiden Seiten des Atlantiks kenne. Ich habe einen guten Ruf und hatte auch online einen hohem Wiedererkennungswert.
"Für mich ist die Sache damit erledigt"
Ich dachte, dass ich als Spieler und Berater nützlich bin und dass ich jede Menge wertvollen Input geben könnte. Ich dachte, dass ich 'back in business' sei.
Mittlerweile habe ich aber eine eher negative Antwort von Stars bekommen – und die kam nicht mal von jemandem, den ich kenne. Für mich ist die Sache damit erledigt.
Ich spiele überhaupt kein Online-Poker mehr. Ich kümmere mich um meine Gesundheit und spiele nur noch live, wenn ich Lust dazu habe. Ich erfreue mich am Leben."
Die European Poker Tour endet nächstem Monat mit der EPT Prag vom 8. bis 19. Dezember. Die neue PokerStars Championship beginnt mit dem PokerStars Championship Bahamas vom 6. bis 14. Januar. Es folgen Championship-Events in Panama, Macau, Monte Carlo und Barcelona.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 22.11.2016.