Phill Hellmuth ist einer der polarisierendsten Pokerspieler, die es gibt. Für die einen ist er unglaublich erfolgreich, für andere einfach nur kolerisch. Mehr über Phil Hellmuth gibt es in diesem Artikel zu erfahren.
Phil Hellmuths Wutausbrüche
Seine Wutausbrüche sind legendär – und brachten ihm das wenig schmeichelhafte Image des Pokerrüpels ein. Die einen lieben ihn dafür, die anderen haben für soviel Mangel an Selbstdisziplin kaum Verständnis. Doch eines ist gewiss: Kein Spieler hat in den letzten zwanzig Jahren die Texas Hold’em Turnierszene so dominiert wie der 1,97 m große Mann aus Palo Alto, Kalifornien.
Geboren wurde der Sohn eines Hochschuldozenten am 16. Juli 1964 in Madison, Wisconsin. Der älteste Sohn der Familie verspürte früh den Druck, sich gegenüber seinen jüngeren Geschwistern beweisen zu müssen. Damals schon konnte er bei den Brettspielen im Hause Hellmuth nicht verlieren und wollte immer der Beste sein. Die Grundvoraussetzung, um einer der erfolgreichsten Spieler der Welt zu werden, wurde ihm also schon im Kindesalter zuteil.
Später als Student an der University of Wisconsin beobachtete Phil zum ersten Mal eine Pokerrunde. Schnell zog ihn das Spiel in seinen Bann und es machte ihm große Freude, seine Kommilitonen und Dozenten um einige Dollarscheine zu erleichtern. Sehr zum Leidwesen seines Vaters entschied er sich letztendlich sogar dazu, das Studium nach drei Jahren an den Nagel zu hängen, um sich vollends dem Pokerspiel zu widmen.
Phil Hellmuth wird jüngster WSOP-Sieger
Die Pokerkarriere von Phil Hellmuth begann mit einem Paukenschlag: Mit gerade einmal 24 Jahren gewann er das WSOP Mainevent `89 und kassierte die für die damaligen Verhältnisse unglaublich hohe Summe von $755,000. Dabei war sein Gegner im Heads-up kein geringerer als die Pokerlegende Johnny „The Oriental Express“ Chan, der beide Jahre zuvor das Mainevent für sich entscheiden konnte. Die meisten Pokerprofis warten ihr Leben lang vergeblich auf einen solchen Erfolg – was sollte also bei dem (bis heute) jüngsten Weltmeister aller Zeiten noch folgen? Die Antwort darauf gab der Kalifornier in Form von unzähligen Turniererfolgen selbst. Zwischenzeitlich konnte Phil bei über 100 Major Events die Geldränge erreichen und somit beträgt sein Gewinn insgesamt allein aus Turnieren $9,586,464 (Stand: September 2007).
Sein Name steht in fast allen Rekordwertungen der World Series an erster Stelle: die meisten Bracelets (11), die meisten Cashes (63) und die meisten Finaltischteilnahmen (39) hat er zu Buche stehen. 1993 gelang ihm sogar das wohl kaum zu übertreffende Kunststück, bei vier aufeinander folgenden Turnieren 3 Siege und einen zweiten Platz einzufahren.Bei der World Poker Tour fällt seine Bilanz nicht ganz so beeindruckend aus, denn trotz einiger guter Platzierungen ist ihm ein Turniersieg dort bisher verwehrt geblieben.Phil zählt zu den absoluten Superstars in der Pokerszene und ist seit 2007 Mitglied der Poker Hall of Fame.
Phil Hellmuths schlechtes Benehmen
Bekannt geworden ist Phil nicht nur aufgrund seiner Erfolge, sondern vor allem auch durch sein schlechtes Benehmen am Pokertisch und sein extrem ausgeprägtes Ego. Sprüche wie „If luck weren’t involved, i guess i’d win everyone.“ sprechen da eine deutliche Sprache und zeugen nicht gerade von Bescheidenheit. Einen Badbeat beispielsweise verkraftet der 11-malige Braceletsieger offenbar weniger gut als andere Spieler, schon zu oft hat er sich in diesen Momenten zu wüsten Beschimpfungen seines Gegners verleiten lassen. Der Mann hat sich den Spitznamen „Hellmouth“ hart erarbeitet. Häufig begleitet ihn seine Ehefrau bei großen Pokerevents und man sieht nicht selten, dass sie die Erste ist, der Phil in diesen Situationen sein Leid klagt. Interessanterweise ist diese promovierte Psychologin und daher oft in der Lage, ihren Mann wieder zu beruhigen.
Abseits des Pokertisches ist der Amerikaner jedoch freundlich, zuvorkommend und hat ein Herz für diverse Charity-Projekte. Man kann daher nur spekulieren, ob sein Verhalten am Pokertisch „echt“ ist – oder eben doch nur Imagepflege. Es ist schließlich kein Zufall, dass der „Poker Brat“ ein bekanntes Gesicht bei vielen Fernseh-Produktionen (Late Night Poker, Poker after Dark, High Stakes Poker) ist. Insgeheim hofft man als TV-Produzent natürlich auf einen kleinen Wutausbruch à la Hellmouth.
Der Name Phil Hellmuth ist mittlerweile zu einer Marke geworden und der ehemalige Weltmeister entwickelt sich mehr und mehr zu einem tüchtigen Geschäftsmann. Er ist Autor mehrere Pokerbücher und seine Merchandise-Artikel verkaufen sich prächtig. Ob Chipkoffer, Kapuzenpulli, Handy-game oder Sonnenbrille – alles gibt es in einer exklusiven Phil-Hellmuth-Edition. Nebenher versucht er immer wieder neue Geschäftsideen zu verwirklichen. Nach seinen gewohnt bescheidenen Schätzungen kann er so ohne weiteres $300,000,000 bis $400,000,000 erwirtschaften. Deswegen verzichtet Phil bei den Pokerveranstaltungen auch auf die sonst so beliebten, weil lukrativen Side Games und konzentriert sich voll auf die prestigeträchtigeren Turniere. Schließlich will er nach eigenen Angaben der größte Pokerspieler aller Zeiten werden. Und ob man will oder nicht – die Fakten deuten darauf hin, dass er dieses Ziel durchaus erreichen könnte.
Phil Hellmuth Bracelets
Jahr | Turnier | Preisgeld |
1989 | $10,000 No Limit Hold’em World Championship | $755,000 |
1992 | $5,000 Limit Hold’em | $168,000 |
1993 | $1,500 No Limit Hold’em | $161,400 |
1993 | $2,500 No Limit Hold’em | $173,000 |
1993 | $5,000 Limit Hold’em | $138,000 |
1997 | $3,000 Pot Limit Hold’em | $204,000 |
2001 | $2,000 No Limit Hold’em | $316,550 |
2003 | $2,500 Limit Hold’em | $171,400 |
2003 | $3,000 No Limit Hold’em | $410,860 |
2006 | $1,000 No Limit Hold’em with rebuys | $631,863 |
2007 | $1,500 No Limit Hold’em | $637,254 |
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 06.10.2014.