Wie unterscheiden sich die Lizenzen von PokerStars und Full Tilt? Ein kurzer Vergleich der beiden Lizenzen, die den Operationen der Unternehmen zugrunde liegen.
Während FT auf Alderney lizensiert ist, ist PokerStars auf der Isle of Man lizensiert. Beides sind kleine Inseln im irischen Meer bzw. im Ärmelkanal und englische Kronbesitzungen. Als solche sind sie zwar der britischen Krone unterstellt, haben aber unabhängige und eigenständige Rechts- und auch Steuerbestimmungen.
Full Tilt
Die Lizenz der Alderney Gambling Control Commission (AGCC) bestimmt zu den Spielergeldern unter anderem, dass dem Unternehmen Folgendes möglich ist: “[Customer funds can be held] not segregated or protected. In this example customer funds are merged into the same bank accounts as corporate funds.” (Es ist möglich, Spielergelder nicht getrennt und ungesichert zu halten. In diesem Fall sind die Spielergelder in die selben Bankkonten integriert wie die Unternehmensgelder.)
Full Tilt erwähnt dieses auch in den (nicht auf deutsch erhältlichen) T&C: “Customer funds are not segregated from company funds, but it is the intention of Oxalic Ltd to meet its liabilities as they fall due.” (Spielergelder sind nicht von Unternehmensgeldern getrennt. Aber es ist Absicht der Oxalic Ltd. seinen Verbindlichkeiten nachzukommen wenn sie fällig werden.) Oxalic Ltd. ist das Unternehmen hinter der Seite Full Tilt Poker.
Was heißt das konkret für die Spielergelder? Im Grunde heißt dieser Punkt, dass Full Tilt Spielergelder im täglichen Unternehmensgeschäft verwenden kann, zum Beispiel um Investitionen zu tätigen, Mitarbeiter zu zahlen oder Provisionen auszuzahlen. Es besteht keine Sicherheit, dass Full Tilt die Spielergelder zurückhält und außer einem Versprechen, dass das Unternehmen seinen Verbindlichkeiten nachkommen wolle garantiert Full Tilt seinen Spielern in den T&C keine Sicherheiten.
PokerStars
PokerStars ist auf der Isle of Man lizensiert. Die Gambling Supervision Commission (GSC) der Isle of Man verlangt von den Lizenznehmern eine strikte Trennung der Spielergelder von den Unternehmensgeldern. Am 9. Mai veröffentliche die GSC im Rahmen des schwarzen Freitag eine Mitteilung, die unter anderem Folgendes beinhaltete: “All Isle of Man licensees must separate their players’ deposits and winnings from the funds that the operator uses for conducting its business. This is a mandatory licensing requirement for Isle of Man online gambling operators.” (Alle Lizenznehmer auf der Isle of Man müssen Spielereinzahlungen und -gewinne von den Unternehmensgeldern trennen. Dies ist eine Pflichtbedingung für alle Online-Gambling-Anbieter auf der Isle of Man.)
Ferner ist PokerStars verpflichtet, die Spielergelder auf einer Bank der Isle of Man (oder einer von der GSC genehmigten Bank) zu halten. Das bedeutet, dass PokerStars, um den Lizenzbedingungen zu entsprechen, Spielergelder bei Einzahlungen auf einem von der GSC genehmigten Konto einzahlen muss. Also selbst wenn Einzahlungen über fragwürdige Drittanbieter vorgenommen wurden und auf Konten lagerten, die im Rahmen des schwarzen Freitag von amerikanischen DoJ zwischenzeitlich gesperrt wurden, musste PokerStars zu jeder Zeit diese Einzahlungen auf von der GSC genehmigten Konten spiegeln und dabei gegebenenfalls auf Gewinne des Unternehmens zurückgreifen. Konkret: Einzahlungen, die über dubiose Wege zustande kamen, mussten von PokerStars aus dem Unternehmenskapital gedeckt werden.
So erklärt sich, dass PokerStars nach dem schwarzen Freitag sehr schnell die Auszahlungswünsche aller amerikanischen Spieler bedienen konnte – das Geld war, auch wenn die amerikanischen Konten des Unternehmens vom DoJ gesperrt wurden, auf GSC-konformen Konten zusätzlich gesichert. Diese Konten waren durch den Deckmantel der Isle of Man vor einem Zugriff geschützt und so konnten die Spielergelder über diese Konten ausgezahlt werden.
Ein weiterer Unterschied zwischen Full Tilt und PokerStars ist dieser: Full Tilt hält Lizenz und Server auf Alderney, operiert jedoch vollständig aus Dublin. PokerStars hingegen führt auch die Operationen vom Lizenzstandort Isle of Man aus und ist damit den Regularien sehr viel direkter unterworfen.
Heißt das nun, dass bei PokerStars immer die Sonne scheint und alles sicher ist? Nach den Vorkommnissen dieses Mittwochs ist es sicherlich naiv, dies bedingungslos so zu glauben. Aber es hat etwas Beruhigendes, dass hinter PokerStars sehr viel direkter ein korrekt reguliertes Gebilde – die Isle of Man – steht, welches dem Anbieter Bedingungen und ein Mindestmaß an Integrität diktiert. Die bisherigen Aktivitäten von PokerStars nach dem schwarzen Freitag scheinen dies zu bestätigen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 29.06.2011.