PokerStars hat auf dem Client eine vergleichsweise drastische Änderung an dem Cash-Game-System vorgenommen, welche es fast unmöglich macht, sich auszusuchen, an welchen Tischen man spielt. Man wird auf dem gewählten Limit zufällig platziert. So soll sogenannten Bumhuntern, Scriptern und Data-Minern das Leben erschwert werden.
Bis Mitte dieser Woche funktionierte die Cash-Game-Sektion von PokerStars noch so, wie man sie von den meisten anderen Plattformen und vom Live-Casino kennt: Man sucht sich sein Limit aus und bekommt eine Menge Tische angezeigt an deren freie Plätze man sich nach Belieben setzen kann.
Jetzt nicht mehr. Mit dem jüngsten update des PokerStars-Clients kann man nur noch sein Limit bestimmen und wird über eine sogenannte Seat-Me-Option zufällig an so viele Tische gesetzt, die man spielen möchte.
Was erwartet sich PokerStars von der Veränderung?
In einem längeren » Blog-Beitrag erklärt PokerStars, welchen Sinn diese nun obligatorische Option haben soll: „Seat-Me wird es Bumhuntern sehr viel schwieriger machen, es wird Seating-Scripts verhindern und so das Spielfeld einebnen, indem man Software unterminiert, die von einigen, wenigen Spielern genutzt wird, um sich einen unfairen Vorteil gegenüber schwächeren Spielern zu verschaffen.“
Gleichzeitig ist es nicht mehr möglich, sich alle parallel laufenden Ring-Game-Tische anzuschauen. Damit macht man das so genannte Datamining praktisch unmöglich. Datamining bedeutet das Sammeln von Hand-Histories (ohne selbst zu spielen), um so Informationen von Gegenspieler zu erhalten.
Die Spieler werden zufällig gegeneinander an den Ring-Game-Tischen platziert, so dass sich keine Spieler mehr einen vorteilhaften Platz gegenüber einem schwächeren Spieler sichern kann.
Ist diese Änderung notwendig?
Das Phänomen des Bumhuntings ist fast so alt wie das Pokerspiel selbst: Man sucht sich einen möglichst schwachen Gegner und mit diesen aus, gegen gleichstarke oder bessere Mitspieler jedoch spielt man nicht. Das war schon immer eine der Zauberformeln für einen erfolgreichen Cash-Game-Spieler.
Online hat dies dazu geführt, dass insbesondere auf den höheren Limits Spiele nur dann stattfanden, wenn ein augenscheinlich schwächerer Spieler am Tisch saß. Auch auf den mittleren Limits war dieses Phänomen zu beobachten: Ein bekannter schwacher Spieler setzte sich an einen Tisch und innerhalb weniger Minuten hatten sich mehr als ein Dutzend Spieler auf der Warteliste eingetragen. Sobald der schwache Spieler den Tisch verließ, erstarb das Spiel.
PokerStars verbessert mit dieser Änderung das Klima an den Tischen und macht es Spielern, die ausschließlich gegen Fische spielen wollen, deutlich schwerer.
Wird die Seat-Me-Option greifen?
PokerStars ist nicht der erste Anbieter, der es den Spielern unmöglich macht, sich seinen Platz am Cash-Game-Tisch auszusuchen. Bereits vor längerer Zeit experimentierte Full Tilt (damals noch nicht als PokerStars-Skin) mit einer solchen Option. Das Ergebnis war, dass die Spielerzahl bei den Cashgames teilweise um bis zu 50 Prozent zurückging.
Damals wanderten viele Spieler zu PokerStars ab, um wie gewohnt ihren Sitzplatz am Tisch aussuchen zu können. Ein Rückgang um 50 Prozent ist bei PokerStars zwar nicht zu erwarten, doch sehr wahrscheinlich dürfte der reguläre Cashgame-Traffic ein Stück zurückgehen.
Mit Sicherheit ist die Seat-Me-Option ein valider Anfang, um es notorischen Bumhuntern zu erschweren, sich gezielt auf Anfänger und schwächere Spieler zu stürzen. Natürlich können aber auch diese Spieler so lange ihren zufällig zugewiesenen Tischplatz verlassen, bis sie an einem lukrativen Platz gesetzt werden. Dagegen plant PokerStars mit Zeitstrafen vorzugehen.
Ob diese Maßnahmen am Ende hinreichend greifen, wird sich erst zeigen. Denn mit neuen, gegebenenfalls intelligenteren Skripten wird man die Seat-Me-Option eventuell zumindest teilweise umgehen können.
» PokerStars Blog zu der Seat-me-Option (englisch)
» 2+2-Thread zu der Änerung (englisch)
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 27.01.2017.