Martin Finger gewann soeben das $3k-6-Max-Turnier bei der WSOP 2013 in Las Vegas und holte über eine halbe Million Preisgeld sowie das erste Bracelet nach Deutschland. Im Heads-Up saß er Matt Stout gegenüber und stand eigentlich schon kurz vor der Elimination. Doch mit etwas Glück und aggressivem Spiel überwand er seinen Rückstand und drehte die Partie am Ende.
Eckdaten Turnier #21: $3.000 NLH 6-Max
Buy-In: $3.000
Spieltage: 3
Mitspieler: 807
Preispool: $2.205.840
Sieger: Martin Finger
Preisgeld 1. Platz: $506.764
Auf dem Weg zum Final-Table
Der Tag begann mit 13 Spielern und bevor ein offizieller Final-Table ausgespielt werden konnte, mussten zunächst 7 Spieler busten.
Auf Platz 13 schied zwar sehr schnell Danny Illingworth aus, doch danach ließen sich die Spieler sehr viel Zeit mit der nächsten Elimination. Es dauerte über eine Stunde, bis mit dem WPT-Barcelona-Sieger Chanracy Khun der nächste Bust gefunden wurde – er verlor seine letzten Chips mit A5 < A7s gegen Nick Schulman.
Direkt im Anschluss flippte sich Jamie Rosen mit JJ < Andrew Deans AQ aus dem Turnier. Auf Platz 10 erwischte es mit etwas Pech Dan Kelly. Er callte im Big Blind ein All-In Matt Berkeys und hatte im Showdown mit A9s eigentlich die Nase vor Berkeys A3o. Doch eine 3 auf dem Flop annullierte diesen Vorteil und schickte Kelly an die Rails.
Ähnlich unglücklich schied eine Hand später Erik Seidel aus: Er ging vom Button mit AKo und 8 Big Blinds all-in. Andrew Dean callte im Big Blind mit KTo, war damit zwar hinten, traf jedoch eine Zehn im Flop.
Erik Seidel – mit Pech auf Rang 8Finger übernimmt zwischenzeitlich die Führung
Von Martin Finger war bis zu diesem Zeitpunkt nicht viel zu sehen gewesen – er war anwesend und gewann hie und da mal einen Pot, flog aber bis dato unter dem Radar. Sein Stern begann erst aufzugehen, als er Nick Schulman mit AQo > Q9o auf Platz 8 aus dem Turnier warf.
Zu siebt ging es an den inoffiziellen Final-Table und dort lag Martin Finger immerhin schon auf Position zwei im Count. In Führung lag wie schon den gesamten Tag Matt Stout.
Es dauerte allerdings nicht lange, bis Martin Finger der Führung Stouts eine gehörige Delle verpasste. Die beiden Spieler hatten jeweils über 60 Big Blinds und rasselten in einer riesigen Hand zusammen: Matt Stout raiste preflop, Finger reraiste und Stout rereraiste auf 10 Big Blinds. Finger callte diese 4-Bet nur und spielte ohne Position weiter. Auf dem A 7 4 -Flop setzte Stout weitere 7 Big Blinds und Finger callte. Der 2 -Turn ließ das Board reichlich gefährlich aussehen und wieder setzte Stout – diesmal 8 Big Blinds – und abermals callte Finger. Den 9 -River checkten beide und Finger drehte A A für ein über das Board unglückliches Top-Set um. Doch dieses reichte aus, denn Stout muckte im Anschluss seine Hand. Danach hatte Martin Finger die Führung übernommen.
Auf Platz 7 bustete nach einiger Zeit Benjamin Pollak (A5 < JJ), so dass hernach der offizielle Final-Table zu sechst beginnen konnte.
Der krasse Bust von Andrew Dean
Von Hero to Zero in 5 Händen: Andrew DeanAn diesem Final-Table übernahm zunächst Andrew Dean eine hauchdünne Führung, versemmelte diese jedoch in einem monströsen Pot gegen Matt Stout. Mit Vieren brachte Dean einen Raise, eine 4-Bet und am Ende eine 6-Bet-All-In gegen Stout, der mit Jacks 3-Bet und 5-Bet übernahm. Die bessere Hand hielt und so hatte Stout seine Führung wieder zurück, während Dean auf den vorletzten Platz im Count abrutschte.
Kaum darauf wurde Andrew Dean zur Gänze eliminiert. Zunächst verdoppelte er Matt Berkey mit A8o < AKo, hatte danach noch anderthalb Big Blinds übrig und verteilte diese eine Hand später an Nikolai Sears. Damit schaffte es Dean innerhalb von 5 Händen eine Führung und einen 80-BB-Stack in einen Bust zu verwandeln.
In Folge gab Matt Stout einen Teil seiner Chips wieder an den Tisch zurück, indem er den Shortie Nikolai Sears mit KTs < AQo aufdoppelte. Sears seinerseits blieben die gewonnenen Chips eine Hand später im Hals stecken. Er fand Könige auf dem Button, raiste und wurde von Matt Berkey all-in gestellt. Im Showdown war Nikolai Sears klarer Favorit gegen Berkeys Zehnen, doch der Dealer sah gar nicht ein, die bessere Hand gewinnen zu lassen. Erst kredenzte er einen Q9J-Flop und damit einen Open-Ender für Berkey. Mit einer 8 auf dem Turn kam die Straße auch gleich an und nach einer 2 auf dem River war Sears äußerst unglücklich ausgeschieden.
Martin Finger flipt sich zurück in die Pole und fällt wieder ab
Martin Finger – Mit Swings an die Spitze und wieder zurück ans Ende des CountsIn Folge waren die Pots etwas kleiner und die Action etwas ruhiger, doch das Tempo zog schnell wieder an. Kurz vor der Dinner-Break spielte sich Martin Finger wieder in den Vordergrund: Er eröffnete mit KQs und sah sich einem All-In für 23 Big Blinds von David Pham ausgesetzt. Finger entschied sich, dieses vergleichsweise teure All-In zu callen und hatte einen Flip gegen Phams Zehnen. Auf dem Board zog Finger sich einen Flush und hatte damit wieder die Führung zurück gewonnen.
Nach der Dinner-Pause lief für den Deutschen allerdings nicht mehr viel zusammen. Zweimal verlor er einen großen Pot gegen Matt Stout als dieser sich erst eine Straße riverte und später eine weitere turnte.
Dann verdoppelte Finger auch noch den Matt Berkey (77 < A7s) und fand sich auf einmal mit 35 Big Blinds am Ende des Counts.
Für Matt Stout lief derweil alles zusammen und er hortete mit Abstand die meisten Chips am Tisch. Seine Führung konnte er noch weiter ausbauen als er mit AKo > 99 Matt Berkey vom Tisch nahm.
Martin Finger als klarer Underdog Heads-Up gegen Matt Stout
Matt Stout begann das Heads-Up mit einer klaren FührungDamit hatte Stout dafür gesorgt, dass Martin Finger ins Heads-Up rutschte. Dort hatte der Deutsche allerdings nur 37 Big Blinds, während sein Kontrahent über 140 Big Blinds sein Eigenen nennen konnte.
So sah alles nach einem weiteren zweiten Platz für einen deutschen Spieler bei der WSOP aus. Aber Martin Finger kämpfte sich mit ein wenig Glück wieder ein Stück weit zurück. Er riverte sich in einer der ersten Hände einen Runner-Runner-Flush und nahm Stout damit 15 Big Blinds ab und holte sich in der nächsten Hand weitere 10 Big Blinds nachdem er er auf einem AJT–3–2–Board drei Barrels auf seinen Preflop-Raise folgen ließ und Stout auf dem River foldete.
In Folge wurden mehrere kleine Pötte ausgespielt, wobei Martin Finger immer näher an Matt Stout herankam. Doch in einem riesigen Pot verbluffte sich Finger fatal: Mit 9 7 raiste er vom Button und ließ auf einem 6 5 3 -Flop eine C-Bet folgen. Diese raiste Stout und Finger callte. Auf dem A -Turn ließ Stout die nächste Salve folgen und setzte 6 Big Blinds. Nach längerem Nachdenken callte Finger. Den Q -Turn checkte Stout und Finger schob 10 Big Blinds als Bluff in die Mitte. Stout jedoch kam die Line des Deutschen komisch vor und er zahlte mit 8 6 – sein mickriges Paar reichte aus um den Pot zu gewinnen und eine 8:1 Führung zu erlangen.
Martin Finger dreht die Partie
Martin Finger überwindet einen 8:1-Rückstand17 Big Blinds blieben Finger noch und diese verdoppelte er nach wenigen Händen mit AQo > A3s. Doch Stout blieb weiterhin deutlich in Führung.
In vielen kleineren Pots ohne Showdown holte Martin Finger jedoch mehr und mehr auf, so dass die Counts nach insgesamt 60 Händen im Heads-Up fast ausgeglichen waren.
Kurz danach ging Finger erstmals in diesem Heads-Up in Führung: Auf einem K 9 7 J 8 –Board feuerte Matt Stout nach einer Preflop-3-Bet 2 Salven, check-foldete jedoch auf Fingers All-In auf dem River.
In den folgenden Händen wogte die Partie hin und her. Die Stacks waren ausgeglichen und mal war der Eine, bald der andere im Vorteil. Mit effektiven Stacks von rund 50 Big Blinds drohte sich schon eine mögliche Verschiebung der Entscheidung an.
Doch in Hand 157 des Final-Tables leistete sich Matt Stout eine 4-Bet, die ihn letztlich den Sieg kostete: Mit A7o brachte er einen Raise und ging nach Martin Fingers 3-Bet all-in. Finger hatte mit QQ einen einfachen Call und nach lauter Blanks auf dem Board stand Finger als Sieger der Hand fest.
Da er ein wenig mehr Chips als Matt Stout hatte, war damit das Turnier beendet und wir haben mit Martin Finger den ersten deutschen Bracelet-Sieger bei dieser WSOP. Herzlichen Glückwunsch! Nach dem Sieg bei der EPT Prag im Jahr 2011 ist dies der größte Erfolg Fingers im Turnierpoker. Auch er zählt nun zu den wenigen Spielern, die sowohl eine EPT als auch ein WSOP-Turnier gewinnen konnten.
Martin Finger feiert sein BraceletEndergebnis Turnier #21: $3.000 NLH 6-Max
1 | Martin Finger | $506.764 |
2 | Matt Stout | $313.370 |
3 | Matt Berkey | $199.733 |
4 | David Pham | $131.679 |
5 | Nikolai Sears | $89.402 |
6 | Andrew Dean | $62.458 |
7 | Benjamin Pollak | $44.855 |
8 | Nick Schulman | $44.855 |
9 | Erik Seidel | $33.090 |
10 | Dan Kelly | $33.090 |
11 | Jamie Rosen | $25.071 |
12 | Chanracy Khun | $25.071 |
13 | Danny Illingworth | $19.475 |
14 | Daniel Simms | $19.475 |
15 | Dmitry Vitkind | $19.475 |
16 | Rhys Jones | $19.475 |
17 | Fabrizio Gonzalez | $19.475 |
18 | Connor Allisen | $19.475 |
19 | Yevgeniy Timoshenko | $15.509 |
20 | Sandeep Pulusani | $15.509 |
21 | Daniel Doucet | $15.509 |
22 | Jesse Wilke | $15.509 |
23 | Jonathan Little | $15.509 |
24 | Julien Duveau | $15.509 |
25 | Justin Smith | $12.667 |
26 | Timo Eckert | $12.667 |
27 | Shane Schleger | $12.667 |
28 | Hasan Habib | $12.667 |
29 | Dylan Hortin | $12.667 |
30 | Justin Adams | $12.667 |
31 | Tod Holley | $10.574 |
32 | Paul Tedeschi | $10.574 |
33 | Hafiz Khan | $10.574 |
34 | Jonathan Roy | $10.574 |
35 | Maurice Hawkins | $10.574 |
36 | Ryan Olisar | $10.574 |
37 | Brock Parker | $9.032 |
38 | Tim West | $9.032 |
39 | Andrew Lichtenberger | $9.032 |
40 | Ludovic Riehl | $9.032 |
41 | Joshua Gottesman | $9.032 |
42 | Jesse Yaginuma | $9.032 |
43 | Victor Ramdin | $7.909 |
44 | Max Heinzelmann | $7.909 |
45 | Michael Battaglia | $7.909 |
46 | JP Kelly | $7.909 |
47 | Jonathan Aguiar | $7.909 |
48 | Goran Mandic | $7.909 |
49 | Yashar Darian | $7.071 |
50 | Giacomo Fundaro | $7.071 |
51 | Antonio Esfandiari | $7.071 |
52 | Michael DeGilio | $7.071 |
53 | Andy Hwang | $7.071 |
54 | Keith Block | $7.071 |
55 | Eric Crain | $6.455 |
56 | Jean Gaspard | $6.455 |
57 | Layne Flack | $6.455 |
58 | Roland Israelashvili | $6.455 |
59 | Sam Grafton | $6.455 |
60 | Scott Seiver | $6.455 |
61 | Mukul Pahuja | $5.948 |
62 | Allen Cunningham | $5.948 |
63 | Danny Hannwa | $5.948 |
64 | Arkadiy Tsinis | $5.948 |
65 | Scott Baumstein | $5.948 |
66 | Andrey Gulyy | $5.948 |
67 | Luke Vrabel | $5.463 |
68 | Brandon Hall | $5.463 |
69 | Eric Froehlich | $5.463 |
70 | Anthony Ruberto | $5.463 |
71 | Amit Makhija | $5.463 |
72 | Tobias Rohe | $5.463 |
73 | Alex Bilokur | $5.463 |
74 | Stuart Krasney | $5.463 |
75 | Barry Woods | $5.463 |
76 | Timothy Adams | $5.463 |
77 | Amanda Musumeci | $5.463 |
78 | Maxwell Girteit | $5.463 |
79 | Greg Jennings | $5.023 |
80 | Jason Koon | $5.023 |
81 | Alexey Yemtsev | $5.023 |
82 | Joel Gunnarsson | $5.023 |
83 | Michel Pomaret | $5.023 |
84 | William Higgins | $5.023 |
85 | Faraz Jaka | $5.023 |
86 | Matthew Wolfson | $5.023 |
87 | Mike Watson | $5.023 |
88 | Jason Duval | $5.023 |
89 | Matt Waxman | $5.023 |
90 | Matt Brady | $5.023 |
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 14.06.2013.