Mein Ausflug in den zweiten Tag der Battle-of-Malta sollte ein reichlich kurzer werden. Nichtmal ein Level hielt es mich diesen Tag an den Tischen.
Mit 34k Chips (und damit 34 BB) kam ich an meinen Tisch und stellte fest, dass ich – obwohl unter Average – an diesem Tisch Chipleader war. Ein etwas merkwürdiges Balancing, aber zumindest kannte ich einige Spieler am Tisch schon vom gestrigen Tag. Zwei Orbits lang passierte für mich gar nichts, dann wurde direkt zu meiner Rechten ein italienischer Spieler mit einem 100k-Stack platziert. Dieser fiel sofort durch sehr häufige und enorm große (3-5 BB) Open-Raises auf. Davon profitieren konnte ich allerdings nicht, da mein Tisch in Windeseile aufgelöst und ich umgesetzt wurde.
An meinem neuen Tisch saßen größtenteils junge Spieler mit Stacks weit über Average und dazwischen saß Kara Scott mit einem Mini-Stack. In meiner dritten Hand am Tisch fand ich in LP Ass-Dame und sah mich nach einem Raise einem All-In eines 16-BB-Spielers ausgesetzt. Einfacher Call, aber der Spieler hatte Könige, diese hielten und ich war auf unter 20 BB runter.
Im selben Orbit bekam ich UTG+1 Asse, brachte einen Raise und wurde von einem anderen Short-Stack All-In gestellt. Dieser zeigte Buben, meine Asse hielten und ich saß wieder mit knapp 36k da.
Straightflushdraw
Nachdem ich einmal durch die Blinds ging, hatte ich auf dem Button Q J . Der CO – ein jüngerer Spieler, aktiv scheinender Spieler mit einem 90k-Stack – open-raiste auf 2,2k. Ich callte den Raise. Da die Spieler in der Blinds jeweils etwa 30-BB-Stacks hatten, machte ich mir nicht zu viele Sorgen ob eines möglichen Squeezes und meine Hand schien mir ein wenig zu stark, um sie durch einen Raise in einen Bluff zu verwandeln.
Die Blinds foldeten und der Flop gab mit einen brauchbaren Draw: A 9 8 . In der Mitte lagen 7k und der CO spielte 2,8k an. Darauf brachte ich einen Raise auf 7,1k mit der Absicht, ein All-In zu callen. Ob das unbedingt der bestmögliche Spielzug war, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht abschätzen, aber es machte es vergleichsweise einfach, die Hand weiter zu spielen. Der CO stellte mich All-In für effektiv 25,8k mehr. Für einen Call benötigte ich 36% Equity und ich rechnete mir mit meinem Gutshot-Flushdraw gegen die Value-Range meines Gegners knapp 40% aus. Also callte ich, bekam A 8 gezeigt und war gleich auf dem Turn faktisch drawing-dead. Der Dealer drehte die 8 um und ich hatte nur noch ein Out zum Straight-Flush. Das Out kam natürlich nicht, sondern gleich noch die letzte 8 für Quads bei meinem Gegner. Damit war ich nach einer knappen Stunde ungefähr auf Platz 120 ausgeschieden.
Eine kurze Analyse der Hand im Nachhinein: Tatsächlich habe ich gegen eine vernünftige Range meines Gegners nur zwischen 37% und 39% Equity, da sämtliche AcXc-Hände in seiner Range sind und diese mich völlig zerstören. Das macht den Call des All-Ins bestenfalls grenzwertig. Hätte ich auf den Raise der C-Bet verzichtet, hätte ich mit einem Pot-zu-Stack-Verhältnis von 12,5:30 einen Turn in Position gesehen. Das wäre auf jeden Fall auch gut spielbar gewesen – ich hätte eine Menge Fold-Equity gehabt und meinen Gegner mit Sicherheit von 9x- oder 8x-Händen abbringen können. Wie gespielt sehe zumindest keinen groben Schnitzer in meiner Spielweise, aber eventuell gibt es ja Meinungen zu dieser Hand unter den Lesern.
Auf die Teilnahme am Side-Event, der Siege-of-Malta verzichtete ich, und suchte mir erstmal etwas zum Lunch. Ich fand in der Nähe des Kasinos einen Stand, der ein an Döner erinnerndes Gericht verkaufte, welches ich probierte. Aber dieses Essen zeigte mir abermals eindringlich, dass die maltesische Küche, auch wenn sie ausländische Gerichte nachahmt, mir irgendwie nicht schmeckt.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 24.11.2012.