Letztes Jahr wurde bei den Cashgames im Rahmen des Super-Highroller-Bowls im Aria Casino eine Art neuer Star entdeckt. Es handelte sich dabei nicht etwa um einen Pokerprofi oder um jemanden mit einem überbordenden Social-Media-Account, sondern um den über 70-jährigen Geschäftsmann John Morgan.
Morgan trug eindrucksvolle Schlachten gegen einige der besten Pokerspieler der Welt aus und ließ die Kameras an zahlreichen Geschichten von seinen jüngeren Tagen teilhaben, als er von seinen Freunden noch „Bong Hog“ genannt wurde.
Nachdem die Sendung ausgetragen wurde, fragten mehrere jüngeren Familienmitgliedern Morgen bezüglich des Spitznamens aus. „Ich musste meinen Enkel erklären, dass all das eine lange Zeit zurückliegt, als ich noch im College war,“ – lachte Morgan.
Ich mache es nicht für's Geld
Morgan spielt schon in der Highschool Poker, doch mit No-Limit-Turnieren fing er erst 2006 an, war jedoch gleich Feuer und Flamme: „Ich mag die Unterhaltung, die mit dem Spiel einhergeht. Es ist ein sehr soziales Spiel, aber ich mag auch den Wettkampf. Ich mache es sicher nicht für's Geld.“
Dass Morgan nicht für das Geld spielt, liegt auf der Hand, ist er doch der Vorstandsvorsitzende von Winmark, einem Business-Netzwerk-Unternehmen, welches Hunderte von Millionen Dollar wert ist.
Die Parallelen zwischen Poker und Business sind für ihn offensichtlich, hat er doch Poker als „Spiel für Geschäftsmänner“ bezeichnet. „Ich glaube, das strategische Element beim Poker ist sehr wertvoll. Leute lesen zu können, ist sowohl beim Poker, als auch im Business eine wichtige Fähigkeit. Auch hinsichtlich des Bankrollmanagements ähneln sich Poker und Business.“
Die teuersten Turniere der Welt
Morgan begann seine Poker-Karriere mit mehreren Kopfsprüngen, spielte gleich die teuersten Turniere der Welt – inklusive der beiden WSOP-Events mit jeweils einer Million Dollar Buyin und dem Super-Highroller-Bowl im Aria im letzten Jahr. Ein Poker-Snob ist er jedoch nicht, findet man ihn doch auch in Turnieren, die nur 60 Dollar kosten, wenn gerade nichts anderes läuft.
„Ich liebe das Spiel auf jedem Limit,“ sagt er. „Ich spiele kleine Turniere, aber auch die ganz großen.“ Derzeit war er mal wieder mit einem der ganz großen Turniere befasst – dem Super-Highroller-Bowl im Aria für ein Buyin von 300.000 Dollar. Allerdings schied er bei diesem gleich am ersten Tag aus.
Nun mag es etwas verwundern, dass jemand wie Morgan ausgerechnet gegen die besten Spieler der Welt antritt. „Es macht Spaß, gegen sie zu spielen,“ sagte er. „Ich habe sehr viel Respekt vor ihnen. Aber es ist für mich eine Art Privileg, die Möglichkeit zu haben, gegen sie zu spielen und man lernt etwas dabei.“
Das soll aber nicht heißen, dass er nicht auch ein Spiel gegen andere Geschäftsmänner spielen würde: „Gegen die Business-Typen spiele ich auch gern. Sollte ich Geld beim Spiel gewinnen, dann höchstwahrscheinlich bei den Spielen gegen diese Typen.
Bei mir ging es gleich mit $600 / $1.200 los
In den letzten Jahren fing Morgan mit Cashgames an und suchte sich dafür natürlich gleich die Crème de la Crème der Pokerräume raus: „Ich fing mit den höchsten Limits hier im Aria an. Einige Jungs starten vielleicht bei $1 / $2 oder $5 / $10 und arbeiten sich dann hoch. Das habe ich nicht gemacht, bei mir ging es gleich mit $300 / $600 / $1.200 los.“
Nun mag man vermuten, dass er einfaches Fischfutter für die Highroller-Haie war, doch laut Morgans Aussage schlug er sich ganz wacker. „Nur wenn man Fehler macht, wird es gleich sehr teuer,“ lachte er.
In den nächsten Wochen wird er jedoch weniger Cashgames spielen und sich auf die WSOP konzentrieren.
Eine Leistung hat Morgan auf alle Fälle schonvollbracht, die ihm einen Platz in den Poker-Geschichtsbüchern sicherte: er war derjenige, der 2012 dafür sorgte, dass Mikhail Smirnov in einer der berühmtesten Poker-Hände überhaupt Quads foldete. Smirnov setzte Morgan auf einen Straight-Flush. Morgan hat nie jemandem erzählt, was er tatsächlich hielt und es scheint auch nicht, als würde er dies ändern wollen: „Das sage ich höchstens Mikhail Smirnov oder Guy Laliberté.“
Dieser Text erschien im Original auf PokerListings.com: » John Morgan: “Most Players Start at $1/$2, I Started in the Ivey Room”
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 30.05.2016.