Die Isolation ist eine der profitabelsten Waffen im Arsenal eines professionellen Cahsgame-Spielers. Und gleichzeitig haben die meisten Amateure diesen Spielzug so gut wie gar nicht verstanden. Da man mit der Erklärung dieses Manövers ein ganzes Buch füllen könnte, möchte ich in diesem Artikel nur ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Sie sollen lernen, diesen Spielzug zu erkennen, zu verstehen und sich dagegen zu verteidigen.
Die geeignete Situation für Isolation
Kürzlich spielte ich in einer Partie mit Blinds von 2 $/5$ und einem obligatorischen Live-Straddle von 10 $. Einige Plätze zu meiner Rechten saß ein schwacher Spieler mit einem Stack von etwa 2.000 $. Ein Freund von mir, ein sehr starker Profi, saß direkt zu meiner Rechten und hatte ebenfalls einen Stack von 2.000 $. Der schwache Spieler raiste in den meisten Pots auf 45 $. In etwa jedem dritten Pot raiste mein Freund auf 100 $, worauf die anderen Spieler meist foldeten, der schwache Spieler die 55 $ callte und sie sich zu zweit den Flop ansahen.
Nachdem dies einige Male vorgefallen war, wurde klar, dass die meisten anderen Spieler am Tisch die beiden für bescheuert hielten. Der eine raiste praktisch in jeder Hand und der andere reraiste viel zu oft. Niemand bekommt so oft ein Paar Asse, oder?
Durch die hohe Frequenz von Raise und Reraise dieser beiden Spieler verloren andere Akteure am Tisch die Nerven. Ein normalerweise tighter und vorsichtiger Spieler verlor gegen mich seinen gesamten Stack, als er mein All-In nach einem gefloppten Set mit Top Pair callte, das er ansonsten gefoldet hätte. Später erzählte er mir, dass er mich ausbezahlt hatte, da ich mit dem Verrückten befreundet war, der regelmäßig auf 100 $ reraiste.
Was war passiert? Warum erhöhte mein Freund so oft auf 100 $? Er isolierte den schwachen Spieler. Solange niemand interveniert (wie man das macht, erkläre ich Ihnen am Ende dieses Artikels), ist dies ein extrem profitabler Spielzug. Und so funktioniert er:
Das Verständnis des Isolationsmanövers
Ein schlechter Spieler beteiligt sich mit fast beliebigen Karten am Pot. Ein guter Spieler reraist in Position, um diesen zu isolieren. Der Reraise sollte relativ klein ausfallen, damit noch genügend Geld für das Spiel nach dem Flop übrig ist. Gleichzeitig muss er aber hoch genug sein, um alle anderen Spieler aus dem Pot zu vertreiben, die kein hohes Paar oder Ax Kx haben. In der genannten Partie wurde mit einem Reraise auf 100 $ fast jeder vertrieben und gleichzeitig blieb bei den Stackgrößen von 2.000 $ noch genug Geld übrig.
Mit welchen Händen isolierte mein Freund diesen Gegner? Vermutlich wartete er auf gute Hände mit einigem Potential für das Spiel nach dem Flop. Mit Händen wie K 5 oder 8 7 kann man durchaus isolieren, aber mit J 4 sollte man es vermutlich bleiben lassen. Für ein Isolationsmanöver braucht man keine großartige Hand, aber in der Regel sollte sie einen gewissen Wert besitzen, auf den man zurückgreifen kann, wenn etwas schief läuft.
Wie funktioniert das? Die Idee besteht darin, möglichst viele Pots mit Position gegen den schlechten Spieler zu bestreiten. Dafür benötigt man keine gute Hand, da ein Gegner, der fast jede Hand spielt, in der Regel Schrott hat. Meistens trifft er ein schwaches Paar oder gar nichts und Sie können ihn auf dem Flop oder Turn zum Folden bringen.
Nehmen wir zum Beispiel an, ein Spieler limpt für 10 $ und der schlechte Spieler sitzt zwei Plätze vor dem Button und raist auf 45 $. Sie sind auf dem Button und reraisen auf 100 $. Alle folden und nur der schlechte Spieler callt. Sie haben Q 7 und es sind 227 $ im Pot. Sie und Ihr Gegner haben noch 1.900 $ übrig.
Auf dem Flop kommen 10 6 3 . Ihr Gegner checkt und Sie setzen 120 $. Hat Ihr Gegner den Flop verpasst (und Sie haben sich den richtigen Gegner ausgesucht), wird er in der Regel folden. Oder falls er einen schwachen Draw wie einen Gutshot mit 9 8 oder Overcards mit K J oder Bottom Pair mit 5 3 hat, callt er damit vielleicht und foldet dann auf dem Turn, wenn er sich nicht verbessert.
Der Turn wird aufgedeckt, er checkt, Sie setzen 250 $ in den Pot mit 467 $ und er foldet.
Natürlich wird Ihr Gegner bisweilen Top Pair bzw. etwas Besseres treffen oder seinen Draw vervollständigen und Sie werden die Hand verlieren. Aber in der Zwischenzeit haben Sie genügend Pots mit 200 $ oder 400 $ gewonnen, um die verlorenen Pots auszugleichen.
Der übergeordnete Plan besteht darin, die Position und die Initiative auszunutzen, um Ihren Gegner dazu zu zwingen, das Board sehr gut zu treffen oder zu folden. Da er nicht oft sehr gut trifft, muss er meist folden und Sie gewinnen eine Vielzahl hübscher Pots.
Die Verteidigung gegen das Isolationsmanöver
Möglicherweise haben Sie den letzten Abschnitt gelesen und sich gedacht, “Aber was passiert, wenn sich der Gegner dazu entschließt, den Spieß umzudrehen? Was passiert, wenn er sich zu einigen Bluffs entschließt? Dann befindet sich der Isolator in einer misslichen Situation mit einer meist schwachen Hand und einer hohen Bet, die er callen muss. Er ist auf einmal derjenige, der den Flop treffen oder folden muss.“
Glückwunsch, wenn dies Ihre Gedanken waren. Sie sind auf dem richtigen Weg, jedem Möchtegern-Isolator die Suppe zu versalzen. Das Isolationsmanöver funktioniert gegen schwache Spieler ausgezeichnet. Und viele Spieler sind schlecht, weil sie zu selten bluffen. Werden sie vor dem Flop gereraist, werden sie kleinlaut und checken und folden immer, wenn sie den Flop verpassen.
Zeigt Ihr Gegner Widerstand und blufft großzügig, funktioniert das Isolationsmanöver nicht so gut. Scheint ein anderer Spieler Sie zu isolieren, sollte Ihre Hauptverteidigung darin bestehen, nach dem Flop einen Checkraise vom Stapel zu lassen. Haben Sie dies ein- oder zweimal getan, wird Ihr übereifriger Gegner meist zurückstecken.
Dabei müssen Sie nicht derjenige sein, der isoliert werden soll, um Kapital aus der Situation zu schlagen. In der genannten Partie mit Blinds von 2 $/5 $ und dem Live-Straddle von 10 $ kann jeder Spieler mit einem 500 $-Stack und guten Nerven ordentlichen Profit aus den häufigen Raises und Reraises vor dem Flop schlagen. Nehmen wir an, der schwache Spieler raist auf 45 $ und der Profi reraist auf 100 $. Alle folden zu Ihnen im Big Blind. Mit einer Hand wie 7x 7x , Ax 5x oder 10 8 zieht ein All-In mit 500 $ fast sicher einen Gewinn nach sich, bis sich der Profi entsprechend anpasst. In der Regel schnappen Sie sich den Pot mit 162 $ ohne Kampf und wenn Sie gecallt werden, haben Sie im Durchschnitt noch eine Gewinnchance von 30 bis 35 Prozent.
Man sagt, dass immer der letzte Bluff gewinnt, wenn zwei oder mehr Spieler sich gegenseitig bluffen. In der Konfrontation mit einem Isolator können Sie diesem oft die Tür vor der Nase zuknallen, indem Sie den letzten Bluff ausführen.
Vor allem aber sollten Sie nicht annehmen, dass beide Spieler schlecht sind, wenn Sie beobachten, wie ein wilder Spieler raist und ein anderer reraist. Der Reraiser könnte ein eiskalt berechnender Profi sein, der nichts anderes versucht, als einem wirklich schlechten Spieler möglichst viel Geld abzunehmen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 07.04.2009.